252. Brief — An die Fräulein Agnes und Elisabeth de Osorno, die in den reformierten Karmel aufgenommen werden wollten
Ávila, im September 1578
Eitelkeit der Welt. Prüfungen der Reform. Ermunterung zum Gottvertrauen.
Jesus sei mit Ihnen!
Ihren Brief habe ich erhalten. Es macht mir immer Freude, wenn ich von Ihnen Nachricht erhalte und sehe, wie unser Herr Sie in Ihren guten Vorsätzen bewahrt. Es ist dies keine kleine Gnade, die er Ihnen in diesem Babylon gewährt, wo Sie immer Dinge zu hören bekommen, die mehr geeignet sind, die Seele zu zerstreuen als zu sammeln. Freilich wird eine kluge Einsicht beim Anblick so vieler und verschiedener Ereignisse sich mehr und mehr von der Eitelkeit und kurzen Dauer alles Irdischen überzeugen.
Seit mehr als einem Jahre nehmen die Angelegenheiten unseres Ordens einen derartigen Verlauf, daß man sich recht ängstigen müßte, wenn man darin nicht die Absichten Gottes erkennen würde. Sieht man aber ein, daß diese Prüfungen nur zur Läuterung der Seelen dienen und daß schließlich Gott doch wieder seinen Dienern beistehen wird, dann ist kein Grund vorhanden, sich zu betrüben, sondern man muß nur innig wünschen, daß die Leiden sich vermehren, und Gott preisen, daß er uns gewürdigt hat, um der Gerechtigkeit willen zu leiden. Preisen auch Sie ihn und vertrauen Sie auf den Herrn! Denn zu einer Zeit, wo Sie es nicht vermuten, werden Sie Ihre Wünsche erfüllt sehen. Seine Majestät erhalte Sie und verleihe Ihnen die Heiligkeit, um die ich für Sie zu ihr flehe! Amen.