288. Brief — An Doña Elisabeth Osorio in Madrid
Malagón, am 3. Dezember 1579
Ihr Beruf. Plan der Klostergründung zu Madrid. Pater Nikolaus, Pater Prior und Pater Valentin.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum alle Tage bitte!
Ich habe durch den Prior von la Roda zwei Briefe von Ihnen
erhalten; den einen glaube ich in Toledo empfangen zu haben. Ich lobpreise unseren Herrn, wenn ich Ihr Verlangen sehe, die Welt zu verlassen; denn eine solche Enttäuschung kann nur von oben kommen. Darum hoffe ich zur göttlichen Erbarmung, daß Sie dem Herrn mit Treue dienen werden, sowie auch, daß Sie Ihre frommen Wünsche durch Werke betätigen, die einer Tochter der allerseligsten Jungfrau, unserer Frau und Patronin, würdig sind. Wahrhaftig, eine so ausfallende Berufung möchte ich auch nicht einen einzigen Tag hinausschieben. Wenn ich aber trotzdem so handle, so möchte ich Ihnen, da Sie meine Gebieterin und jetzt schon unsere Schwester sind, mit voller Offenheit meine Absicht kundtun, die mich hierin leitet.
Es ist schon einige Jahre her, daß mehrere Personen inständig in mich drangen, in Madrid ein Kloster zu gründen. Als ich einmal auf einer Reise nach Pastrana mich acht Tage dortselbst aufhielt und durch die vielen Besuche vornehmer Damen recht ermüdet [und verstimmt] war, schlug ich dieses Gesuch ab. Jetzt aber, nachdem so viele Prüfungen über uns gekommen sind und ich sehe, daß für die anderen Klöster Umstände eintreten können, die eine Niederlassung in Madrid für wichtig erscheinen lassen, hat man mich für diese Gründung gewonnen. Indessen steht diesem Plane ein großes Hindernis im Wege. Man versichert mich nämlich, daß der Erzbischof seine Erlaubnis nicht gebe, außer es werde das Kloster mit gesichertem Einkommen gegründet. Es finden sich zwar dortselbst einige Personen, die dem Kloster ein gutes Einkommen zubringen könnten und schon seit Jahren diesen Wunsch im Herzen tragen; allein sie können vor ihrem Eintritt in den Orden über ihr Vermögen nicht frei verfügen. Weil Sie nun dabei große Hilfe zu leisten imstande sind, so haben Pater Nikolaus und ich gemeint, Sie sollten noch einige Tage zuwarten. Denn ich glaube, es werde diese Verzögerung mit Gottes Hilfe nicht länger dauern, als Sie selbst es angedeutet haben.
Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn! Sollten Sie aber anderer Ansicht sein, dann meinetwegen; ich gebe gerne meine Zustimmung; schreiben Sie mir nur, und Sie können eintreten, wann es Ihnen beliebt. Aber in diesem Falle laufen wir Gefahr, diese Stiftung nicht verwirklichen zu können. Dagegen halte ich es für etwas Großes, wenn durch Ihre Mithilfe ein so wichtiges Werk zustande kommt. Möge unser Herr alles so leiten, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht!
Der Pater Prior kam so spät an, daß ich mit ihm über diese Angelegenheit nur wenig reden konnte. Morgen werde ich mit ihm länger sprechen und Ihnen dann seine Ansicht hierüber mitteilen. Ich schreibe dies in der Nacht; morgen werde ich in einer Angelegenheit, von der Pater Prior Ihnen berichten wird, viel zu tun haben.
Meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, ziemlich gut, wiewohl ich ermüdet ankam und sich hier sogleich neuer Anlaß zur Ermüdung bot.
Möge Seiner Majestät damit gedient sein, und möge dieselbe Sie noch viele Jahre erhalten, damit Sie diese ganz zum Dienste dieses großen Gottes und unseres Herrn verwenden können!
Meinem lieben Pater Valentin bitte ich einen freundlichen Gruß von mir zu entrichten! Alle Tage empfehle ich ihn Seiner Majestät; ich bitte ihn, sich mir dafür erkenntlich zu zeigen. Wenn er mir auch nur einen geringen Liebesdienst erweist, so bin ich mit dieser Vergeltung, da ich so elend bin, überaus zufrieden.
Heute ist der 3. Dezember.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Behalten Sie all das, was ich hier gesagt habe, für sich allein! Ich kann mich nicht erinnern, jemandem so viel anvertraut zu haben.
Wir haben heute sehr lange über Ihre Angelegenheit gesprochen. Es wird wohl nicht anders gehen, als ich gesagt habe. Die Unterredung mit Pater Prior gereichte mir zu großem Troste; er wird Ihnen über alles berichten. Teilen Sie mir auch mit, was Sie mit ihm abmachen werden! Es wird dies ohne Zweifel das beste sein.