345. Brief — An einen Beichtvater ihrer geistlichen Töchter
Valladolid, im Dezember 1580
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!
Ich versichere Sie, Sie verstehen es gut, mich abzutöten. Meinen Sie etwa, daß ich infolge der weiten Entfernung nichts mehr von dem erfahre, was Sie tun, und unempfindlich dagegen bin? Nein, gewiß nicht; ich bin vielmehr über Ihren Entschluß um so mehr betrübt, weil ich weiß, welch großen Trost die Nonnen dieses Klosters dadurch empfinden, daß Sie sich ihrer annehmen, und welch tiefer Friede sie erfüllt, wenn sie bei Ihnen ihre Beichte ablegen. Darum schreibt mir auch die Mutter Priorin, daß sie über Ihren Entschluß sehr betrübt sei, und sie hat recht.
Wenn auch der Pater Provinzial jetzt dort ist und die Beichten der Nonnen hört, so werden doch vielleicht nicht alle bei ihm die Beichte ablegen wollen. Daß Sie von Natur aus so gute Gaben besitzen, ist kein Grund, sich von diesem Amte zurückzuziehen. Ich bedauere nur, daß Sie damals nicht Beichtvater des Klosters waren, als ich mich dort befand; ich hätte dann selbst aus diesen Ihren Gaben Nutzen ziehen können. Ich empfehle mich angelegentlich in Ihre Gebete!
Wenn der Pater Provinzial es so für gut findet, so genügt es mir erst recht, einen Freund wie Sie für sehr gut zu halten. Da ich von der Mutter Priorin Nachricht über Sie und Sie von ihr über mich erhalten, so schreibe ich Ihnen nicht öfters; auch habe ich so viele Angelegenheiten zu besorgen, daß meine Beschäftigungen, die ich dort auf mich nehmen mußte, nur eine Erholung waren im Vergleich mit jenen, die hier meiner harren. Aber in meinen armseligen Gebeten werde ich Sie nie vergessen; wollen Sie, bitte, auch Ihrerseits meiner im Gebete gedenken!...