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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Briefe

35. Brief — An Doña Johanna de Ahumada in Alba

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 4. Februar 1572

Nachrichten über persönliche und Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Man könnte meinen, Sie seien, seitdem Sie an jenem Orte weilen, in einer anderen Welt. Gott bewahre mich vor dem Aufenthalte daselbst und erlöse mich auch aus diesem Orte! Denn fast seit meiner Ankunft dahier steht es mit meiner Gesundheit schlecht, und nur um dieses nicht sagen zu müssen, wollte ich Ihnen nicht schreiben. Vor Weihnachten befiel mich Fieber und Halsleiden; ich mußte mir zweimal Ader lassen und ein Führmittel einnehmen. Vor dem Feste der heiligen drei Könige bekam ich viertägiges Fieber, an dem ich jetzt noch leide, jedoch ohne Ekel an Speisen. Indessen unterlasse ich es nicht, an Tagen, an denen ich fieberfrei bin, mit den übrigen Schwestern in den Chor und manchmal auch ins Refektorium zu gehen. Ich denke, daß das Fieber nicht mehr lange anhält.

Weil ich sehe, wieviel der Herr zur Verbesserung dieses Klosters getan hat, so gebrauche ich Gewalt, außer Bett zu bleiben, wenn ich nicht gerade das Fieber habe, das die ganze Nacht andauert. Das Frieren fängt immer um zwei Uhr an, aber es ist nicht heftig. Sonst geht es mir aber gut trotz der Arbeiten und Sorgen; ich begreife nur nicht, wie ich dies ertragen kann. Die meiste Arbeit machen mir die Briefe. Nach Indien habe ich vier Briefe geschrieben, weil eben jetzt die Kriegsflotte abgeht. Ich muß staunen, wie Sie so unbekümmert um mich sein können, da Sie mich doch in so vielen Mühseligkeiten sehen. Man sagte, Herr Johann de Ovalle werde kommen, und täglich erwarte ich ihn, damit er nach Madrid ginge; denn es wäre von großer Bedeutung gewesen, meinem Bruder etwas zu schicken, worum er bitten ließ. Jetzt habe ich keine Zeit mehr dazu. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es soll Ihnen beiden alles nur so in die Hände laufen; wahrlich, das kann ich nicht für gut finden.

Man hat mir gesagt, Herr Johann de Ovalle und Herr Gonzalo de Ovalle würden gegen die Überlassung einer kleinen Gasse an das Kloster Einsprache erheben. Ich kann das nicht glauben und wünschte auch nicht, daß wir da in Streitigkeiten gerieten. Es ziemt sich nicht für Männer, mit Frauen Streit anzufangen, auch wenn diese Anlaß dazu geben würden, und es würden diese Herren an Ansehen einbüßen, zumal es sich um etwas handelt, das mich angeht. Außerdem bin ich der Ansicht, daß die Nonnen wissentlich keine Veranlassung gegeben haben, wenn nicht etwa ihre Aufrichtigkeit eine Ursache ihres eigenen Schadens ist. Berichten Sie mir, was an der Sache ist; denn diese Nachrichten können, wie gesagt, auch falsch sein. Kümmern Sie sich nicht um mein Kranksein; denn ich glaube, es ist unbedeutend; wenigstens hindert es mich nicht viel, wenn es mir auch Leiden verursacht.

Ich vermisse Sie hier sehr und fühle mich recht einsam. Einige Realen könnte ich wohl brauchen; denn vom Kloster esse ich nichts als nur Brot. Sorgen Sie doch, mir einige zu schicken. Den dortigen Herren küsse ich die Hand; grüßen Sie mir meine Beatrix. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Sie hier haben könnte. Daß Gonzalo sich wohl befindet, weiß ich schon; Gott erhalte ihn! Augustin de Ahumada ist beim Vizekönig; Pater García hat es mir geschrieben. Mein Bruder hat zwei seiner Nichten sehr gut verheiratet; er läßt sie bei seiner Abreise versorgt zurück. Es wird bald zwölf Uhr schlagen, und ich bin sehr ermüdet; darum höre ich auf zu schreiben. Gestern war der Tag des heiligen Blasius, vorgestern das Fest unserer Lieben Frau.

Ihre ergebenste Dienerin

Theresia von Jesu

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Vorwort und Einführung in die Briefe Theresias von Jesu

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