425. Brief — An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia
Burgos, am 20. Mai 1582
Zwistigkeiten mit den Jesuiten.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Jedesmal, wenn ich einen Brief von Ihnen erhalte, empfinde ich Trost. Aber andererseits tut es mir leid, daß ich mir nicht oft die Befriedigung verschaffen kann, an Sie zu schreiben. Ich weiß, daß Ihnen dies nicht unbekannt ist; aber trotzdem kommt es mich schwer an, daß ich nicht öfter dazu imstande bin.
Aus beiliegendem Briefe, den Ihnen die Mutter Priorin zum Lesen übergeben wird und der an Pater Rektor Johann del Aguila gerichtet ist, werden Sie erfahren, was hier betreffs der Gesellschaft [Jesu] vorgeht. Es scheint wirklich, daß diese Väter eine offene Feindschaft beginnen. Der böse Feind treibt sie dazu, und man rechnet mir als Schuld an, wofür man mir dankbar sein sollte; außerdem überhäufen sie mich mit argen Verleumdungen. Allem Anschein nach können mehrere von ihnen gewisse Dinge bezeugen, die ich gesagt, gewollt und gesucht habe; und es ist viel, daß man nicht auch noch beifügt, was ich gedacht habe. Es handelt sich durchwegs nur um gemeine zeitliche Interessen.
Aber da ich überzeugt bin, daß sie nicht lügen werden, so sehe ich wohl ein, daß der Teufel dieses Netz gesponnen haben muß.
Diese Väter fürchten, wie sie eben der Katharina de Tolosa gegenüber erklärt haben, es möchte sich unsere Gebetsweise weiter verbreiten; sie möchten deshalb, daß niemand mit den unbeschuhten Karmelitinnen in Verkehr treten sollte. Es muß dem Teufel viel daran gelegen sein, uns in Mißkredit zu bringen, da er sich sehr geschäftig zeigt.
Auch bemerkten sie der Doña Katharina gegenüber, daß ihr Ordensgeneral nach Spanien komme und sogar schon gelandet sei. Bei dieser Nachricht erinnerte ich mich, daß dieser ein Freund des Don Franz sei. Durch seine Vermittlung könnte man vielleicht diesen hinterlistigen Anschlag zunichte machen und ihnen Stillschweigen auferlegen. Man würde ein sehr verdienstvolles Werk vor Gott vollbringen, wenn dadurch die Wahrheit ans Licht käme; denn es ist traurig, daß sich so ernste Männer mit solchen Albernheiten abgeben. Prüfen Sie diese Angelegenheit und schaffen Sie Abhilfe, wie Sie es für angemessen finden!
Diese schriftlichen Nachrichten müssen Ihnen wohl recht unangenehm sein. Senden Sie mir, bitte, diese wieder zurück, und zwar gewiß, wenn sich eine ganz sichere Gelegenheit dazu findet. Empfehlen Sie mich gütigst unserem Herrn! Seine Majestät erhalte Sie, wie ich sie darum bitte! Amen.
Heute ist der 20. Mai.
Die ehrfurchtsvollsten Grüße an Don Franz und an Ihre Tanten.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu