42. Brief — An Doña Agnes Nieto in Madrid
Kloster der Menschwerdung zu Ávila, Dezember 1572
Tröstung in ihren Prüfungen. Der heiligmäßige Tod der Marquise de Velada.
Jhs
Ihren Brief habe ich erhalten, und der Kaplan, der ihn überbrachte, ist zu mir gekommen, um mit mir zu sprechen. Unser Herr vergelte Ihnen das Wohlwollen, das Sie mir stets entgegenbringen! An Ihren Prüfungen nehme ich so innigen Anteil, daß Sie schon längst davon befreit sein müßten, wenn Abhilfe geschaffen werden könnte. Aber ach, weil ich so böse bin, so verdiene ich wenig vor den Augen unseres Herrn! Er sei gepriesen für alles! Da er diese Prüfung zuläßt, so muß sie Ihnen wohl dazu dienen, eine um so größere Herrlichkeit zu erlangen. O meine Frau, wie erhaben sind doch die Gerichte unseres großen Gottes! Es wird eine Zeit kommen, in der Sie diese Leiden höher schätzen als all die Freuden, die Ihnen je in diesem Leben zuteil geworden sind. Jetzt schmerzt uns das Gegenwärtige; aber wenn wir den Weg betrachten, den unser Herr und alle jene in diesem Leben gegangen sind, die wir im Besitze seines Reiches wissen, dann sollten wir an nichts mehr Freude finden als am Leiden; und es kann uns auch nichts größere Sicherheit verschaffen, daß wir im Dienste Gottes auf gutem Wege wandeln, als das Leiden.
Das sind auch die Gedanken, die mich jetzt beim Tode dieser heiligen und teueren Frau, der Marquise de Velada, trösten. Ihr Hinscheiden hat mich sehr schmerzlich berührt. Ihr Anteil war fast während ihres ganzen Lebens nur das Kreuz, und so hoffe ich zu Gott, sie werde schon im Genusse jener seligen Ewigkeit sein, die kein Ende nimmt. Fassen Sie daher Mut! Denn sind diese Leiden einmal vorüber — und das wird mit Gottes Hilfe bald der Fall sein —, dann werden Sie und Herr Albornoz sich freuen, sie erduldet zu haben, und den Nutzen wahrnehmen, den sie Ihrer Seele bringen. Ich küsse Herrn Albornoz die Hand. Es wäre mein inniger Wunsch gewesen, Sie hier zu treffen, und ich würde dies für ein großes Glück gehalten haben. Unser Herr, der alles vermag, wolle Ihnen in dem Maße Gnade verleihen, wie ich ihn darum bitte!
Heute ist der 17. Dezember.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu