47. Brief — An den König Philipp II. von Spanien

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 11. Juni 1573

Bitte um einige Begünstigungen für ihren Orden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Majestät allezeit! Amen.

Ich glaube wohl, daß Euere Majestät von der beständigen Sorgfalt Kenntnis haben, mit der ich Euere Majestät in meinen armseligen Gebeten unserem Herrn empfehle. Ist dies auch, eben weil ich so armselig bin, nur ein geringer Dienst, so liegt doch auch darin ein solcher, daß ich die Schwestern der Klöster der unbeschuhten Karmelitinnen anhalte, dasselbe zu tun; denn ich weiß, daß sie dem Herrn dienen. Auch im Kloster, in dem ich mich gegenwärtig befinde, geschieht dies. Zugleich beten wir auch für die Königin, unsere Gebieterin, und für den Prinzen, dem Gott ein recht langes Leben verleihen wolle. An dem Tage, an dem man Seiner Hoheit den Eid der Treue geschworen, haben wir ganz besonders für Sie gebetet. Dies wird immer geschehen, und so werden Euere Majestäten einen um so größeren Gewinn vom Orden haben, je mehr er zunimmt.

Deshalb wage ich es auch, Euere Majestät um eine Gunst in einigen Angelegenheiten zu bitten, die der Lizentiat Johann de Padilla, dem ich die ganze Sache übergeben habe, vortragen wird. Wollen Euere Majestät ihm Glauben schenken! Das Bewußtsein seines frommen Eifers hat mich veranlaßt, ihm diese Sache anzuvertrauen; die Öffentlichkeit könnte dem Zwecke, den man anstrebt, nur nachteilig sein; dieser ist kein anderer als die Ehre und Verherrlichung unseres Herrn. Die göttliche Majestät erhalte Sie noch so viele Jahre, als es für die Christenheit notwendig ist! Bei ihren Leiden und Verfolgungen ist es ein großer Trost, daß Gott, unser Herr, an Euerer Majestät einen so großen Verteidiger und eine so große Stütze seiner Kirche hat. Aus dem Kloster der Menschwerdung zu Ávila, den 11. Juni 1573.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An Seine Majestät, den König, unseren Herrn.