63. Brief — An Matthäus de las Peñuelas in Ávila
Segovia, im September 1574
Die im Kloster der Menschwerdung herrschende Not.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Ihr Brief hat mir, ich versichere Sie, sehr gefallen; er hatte aber auch keinen anderen Zweck. Gott vergelte Ihnen die Liebe, die Sie mir durch ihn und durch alles, was Sie mir berichten, erwiesen haben! Übrigens sind Zeiten für mich gekommen, wo ich gar nicht mehr an mich selber, noch viel weniger an die Nahrung der Schwestern dachte. Wenn ich eine freie Zeit habe, dann macht mir, ich versichere Sie, das Kloster der Menschwerdung mehr Sorge, als da ich dort war. Ich weiß nicht, wie Sie sagen mögen, ich sollte die dortigen Schwestern ermutigen, da Sie es ja immer waren, der uns allen Mut zusprach, und so bitte ich Sie denn, dies auch jetzt zu tun. Ein großes Leid ist es für mich, daß man anfängt, von dem Getreide zu nehmen, das zum Verkaufe bestimmt war; denn außer dem daraus zu erlösenden Gelde hatte ich kein anderes Mittel, um Kaution zu stellen. Ich fürchte man verliert auf der einen Seite, was man auf der anderen gewinnt. Ich lasse ihnen nun sagen, man solle für den Erlös des verkauften Getreides Brot kaufen. Ich mußte mich geändert haben, wenn ich mich nicht bemühte, zu sammeln, um bei meiner Rückkehr etwas mitzubringen; ich hoffe aber zum Herrn, er werde es am Notwendigen nicht fehlen lassen. Erweisen Sie uns darum Ihre Gunst wie immer! Ich werde es Ihnen dadurch vergelten, daß ich Sie dem Herrn empfehle; tun Sie dasselbe auch für mich! Ich bin wohl, habe aber so viel zu schreiben, daß ich nicht mehr berichten kann.
Ihre
Theresia von Jesu, Karmelitin
Haben Sie die Güte, zu Herrn Franz de Salcedo zu gehen und ihm zu sagen, daß seine Krankheit mich betrübt habe. Dagegen hat mich die Mitteilung des jungen Menschen gefreut, daß ihm an dem Prozesse nichts liege; denn nachdem ich ihm geschrieben habe, sagte man mir, daß der Prozeß mit Heftigkeit geführt werde, was mir leid tat. Er muß meinen Brief nicht erhalten haben. Geben Sie acht auf die Briefe, die man durch die Dörfer trägt, und bedenken Sie, daß daran viel gelegen ist.