96. Brief — An Rodrigo de Moya, Edelmann in Caravaca
Sevilla, am 19. Februar 1576
Die jüngst vollendete Klosterstiftung daselbst.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Ihr Brief hat mir großen Trost gewährt; denn ich ersah daraus, daß es dort doch ganz anders steht, als man hier erzählen hörte. Gott sei gepriesen für alles! Es hätte mich von der Priorin sehr gewundert und ich wäre böse über sie gewesen, wenn sie etwas gegen Ihren Willen unternommen hätte. Es ist mir so ziemlich klar, was Anlaß zu jenem Gerede geben und wie man es für wahr halten konnte. Für mich war es schwer, es zu glauben, und deshalb habe ich Sie bitten lassen, mir zu berichten, was Sie selber erlebt haben. Denn die Mutter Priorin schreibt mir immer, wie viel sie Ihnen schuldet und welcher Trost es für sie sei, daß Sie sich in allem so huldvoll gegen sie erzeigen.
Über den Kaufpreis des Hauses bin ich nicht unzufrieden, und Sie sollen es auch nicht sein. Denn hat ein Haus eine günstige Lage, so liegt mir nichts daran, um ein Drittel mehr auszugeben, als es wert ist; ich habe sogar schon um die Hälfte mehr bezahlt. Eine gute Lage ist für ein Kloster von solcher Bedeutung, daß es gefehlt wäre, wenn man da noch auf den Preis sehen würde. Das Wasser und die Aussicht würde ich an einem anderen Orte recht gerne viel teuerer bezahlen, als es [dort] gekostet hat. Gott sei gepriesen, daß alles so gut zustande gekommen ist!
Haben Sie wegen des Provisors keine Sorge; denn er ist, wie Sie selbst auch sagen, nicht der Höchste. Das Kloster ist gegründet mit Erlaubnis des Ordensrates und auf Befehl des Königs, der mir hierin wegen des großen Vertrauens, das er auf diese Klöster setzt, viele Gnaden erweist. In Ermangelung eines solchen Befehles hatte sich die Stifterin von Veas zwölf Jahre vergebens bemüht, die Erlaubnis zur Stiftung eines anderen Klosters zu erhalten; denn von unserem Orden hatte sie damals noch keine Kenntnis. Ist aber ein Kloster einmal gegründet, so wird es nicht so leicht wieder aufgehoben. Es ist also hierin nichts zu fürchten.
Jetzt, glaube ich, dürften wohl alle Schriftstücke ausgefertigt sein bis auf eines, wovon ich im Briefe an Herrn Michael Caja Meldung getan. Ich werde Ihnen dieses Schriftstück schiefen, und wenn nicht, so liegt der Grund darin, daß der Bischof, wie er mir heute geschrieben, selbst dorthin kommen wird. Er wird in einer solchen Stimmung kommen, daß er die Stiftung sofort gewährt; denn er ist ein vortrefflicher Edelmann und hat Verwandte und Personen um sich, die mir zuliebe alles aufbieten würden. Es ist also an der Gewährung [der Erlaubnis zur Stiftung] nicht zu zweifeln.
Der Fehler war der, daß man es mir nicht sogleich sagte; denn da ich so oft geschrieben hatte, ich würde die Stiftung des Klosters nicht vornehmen ohne Erlaubnis des Bischofs, so war ich sicheren Glaubens, man besitze sie schon, sonst wäre ich nicht unbesorgt darum gewesen. Sie wird für jeden Fall notwendig sein. Ich habe hier erklärt, die Nonnen hätten 700 Dukaten jährliches Einkommen, wie mir die Mutter Priorin mitgeteilt hat. So hat man ihm auch geschrieben, er werde finden, daß es sich in Wahrheit damit so verhalte. Sollte diese Summe nicht genügen, so könnte man sie dadurch ergänzen, daß man eine Nonne aufnähme, die nur eine ganz unbedeutende Aussteuer hätte. Es läßt sich dies ganz gut machen. Haben Sie gar keine Sorge! Unser Herr will eben, daß wir etwas leiden. Früher war mir diese Stiftung verdächtig, weil sie so friedlich vor sich gegangen ist; denn bei allen Klöstern, in denen dem Herrn mit großem Eifer gedient werden soll, gibt es vieles zu leiden, weil der Teufel darüber Verdruß empfindet. Große Freude bereitete mir die Nachricht, daß unsere Schwester und Gebieterin sich besser befindet. Gott erhalte sie viele Jahre in bester Gesundheit und behüte Sie und Doña Constantia. Ich sende Ihnen meine Empfehlungen. Heute ist der Sonntag Septuagesima.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu