3.
Ach, was ist es doch Armseliges um die Weisheit der Sterblichen, und was ist es Unsicheres um ihre Vorsorge! Sieh du, o Herr, durch die nötigen Mittel vor, daß meine Seele mehr nach deinem als nach ihrem eigenen Wohlgefallen dir diene! Strafe mich nicht damit, daß du mir gibst, was ich begehre oder wünsche, wenn deine Liebe (die stets in mir lebe) es nicht gern will! Es sterbe nun das eigene Ich, und ein anderer lebe in mir, der höher steht und mir, um ihm dienen zu können, nützlicher ist als ich. Er lebe und gebe mir das Leben! Er herrsche, und ich sei die Gefangene; denn meine Seele will keine andere Freiheit. Wie kann der frei sein, der dem Allerhöchsten nicht unterworfen ist? Gibt es eine größere und elendere Sklaverei als die Sklaverei einer Seele, die sich der Hand ihres Schöpfers entzogen hat?
