2.
Was ist aber das, o mein Gott, daß die Ruhe eine Seele, die nur dir allein zu gefallen sucht, ermüdet? O mächtige Gottesliebe, wie verschieden sind deine Wirkungen von den Wirkungen der Weltliebe! Diese will keine Mitliebenden haben, weil sie fürchtet, durch sie dessen beraubt zu werden, was sie besitzt. Die Liebe zu meinem Gott aber wächst in dem Grade, als sie erfährt, daß die Zahl der Mitliebenden sich vermehrt; und ihre Seligkeit wird abgeschwächt, wenn sie sieht, daß nicht alle dasselbe Gut genießen. O mein höchstes Gut, aus diesem Grunde trauert die Seele selbst unter den größten Erquickungen und Wonnen in dir, wenn sie der vielen gedenkt, die nach diesen Wonnen nicht verlangen, und jener sich erinnert, die sie für immer verscherzen. Da sucht sie nach Mitteln, um Genossen finden zu können; sie verzichtet gerne auf ihren Genuß, wenn sie meint, dazu beitragen zu können, daß auch andere desselben Genusses teilhaftig zu werden suchen.
