Antwort der heiligen Theresia auf eine Aufforderung zum geistlichen Wettstreit
Als bei uns die schriftliche Aufforderung eintraf, hielten wir unsere Kräfte für zu schwach, um mit so mutigen, tapferen und ritterlichen Seelen den Kampf aufnehmen zu können; denn der Sieg würde sicher auf ihrer Seite bleiben, uns aber würden sie all unserer Güter berauben; vielleicht könnten wir auch noch den Mut verlieren, das Wenige zu tun, das wir vermögen. Ja Erwägung dieser Gründe wollte keine von uns diese Aufforderung unterzeichnen, am wenigsten Theresia von Jesu. Dies ist die reinste Wahrheit ohne Übertreibung.
Wir gehen indessen doch darauf ein, zu tun, was unsere schwachen Kräfte zulassen; vielleicht können wir dann, an diesen seinen Ton gewöhnt, unter dem Beistande derer, die uns zur Teilnahme einladen, in einiger Zeit die Aufforderung unterzeichnen.
Es soll aber dies nur unter der Bedingung geschehen, daß der Urheber dieser Herausforderung sich nicht zurückziehe und in jenen Höhlen sich versteckt halte; er möge nur heraustreten auf den Kampfplatz dieser Welt, in der wir leben! Es könnte dann sein, daß er nicht mehr so herausfordernd an uns heranträte, wenn er sich einem beständigen Kampfe ausgesetzt sähe, in dem man keinen Augenblick sich der Sorglosigkeit und sicheren Ruhe hingeben kann; denn zwischen Sagen und Tun ist ein Unterschied, den auch wir ein wenig verstehen. Er und seine Gefährten mögen also jenes wonnige Leben verlassen, das sie führen; vielleicht stolpern und fallen sie sobald, daß wir ihnen beistehen und sie aufrichten müssen; denn es ist etwas Schreckliches, immer in Gefahr zu sein, beständig unter den Waffen zu stehen und dabei keine Nahrung zu haben. Deshalb schicke der Anführer, der selbst so reichlich mit Proviant versehen ist, den versprochenen bald; würde er uns nur durch Hunger bezwingen, so hätte er wenig Ehre und Gewinn davon.
Jede ritterliche Seele oder jede Tochter der allerseligsten Jungfrau, die Tag für Tag den Herrn bittet, er wolle die Schwester Beatrix Juárez in seiner Gnade erhalten und ihr seinen Beistand verleihen, daß ihre Worte nicht unüberlegt und nur auf die Ehre Gottes gerichtet seien, soll von ihr die Verdienste erhalten, die sie sich durch zweijährige, sehr mühsame Krankenpflege erworben hat.
Die Schwester Anna de Vergas verspricht, den genannten ritterlichen Brüdern, wenn sie ihr vom Herrn die Befreiung von einem gewissen Widerstreben und die Tugend der Demut erbitten, alles Verdienst zu schenken, das sie durch diese ihr vom Herrn gewährte Gnade sich erwerbe.
Die Mutter Subpriorin, Elisabeth vom Kreuze, ersucht die Genannten, sie möchten für sie den Herrn bitten, daß er ihr den Eigenwillen benehme, und verspricht ihnen dafür die Verdienste von zwei Jahren.
Die Schwester Sebastiana Gómez sagt, sie wolle einem jeden der Genannten, der zum Andenken an das dreistündige Hängen unseres Herrn am Kreuze des Tages über dreimal den Gekreuzigten betrachtet und ihr die Gnade erbittet, eine gewisse, ihre Seele heftig quälende Leidenschaft zu überwinden, das Verdienst ihrer Überwindungen zuwenden, wenn der Herr ihr diese Gnade gewährt.
Die Mutter Maria de Tamayo verspricht, sie wolle jedem der Genannten, der täglich ein Vaterunser und Ave Maria betet, damit ihr der Herr in ihrer Krankheit Geduld und Ergebung verleihe, an jedem dieser Tage den dritten Teil des Verdienstes ihres Leidens schenken. Es ist dies ein sehr großes, da sie schon über ein Jahr die Sprache verloren hat.
Die Schwester Anna de la Miseria sagt: Wer von diesen ritterlichen Söhnen und Töchtern der allerseligsten Jungfrau bei Betrachtung der Armut unseres Herrn Jesus Christus bei seiner Geburt und bei seinem Tode ihn um die Gnade bittet, daß er ihr jene der göttlichen Majestät gelobte Armut im Geiste verleihe, dem wolle sie alles Verdienst schenken, das sie sich im Dienste des Herrn durch reumütiges Bekenntnis ihrer Fehler erwerbe?
Die Schwester Elisabeth vom heiligen Angelus verspricht, allen Rittern und Töchtern der seligsten Jungfrau, die sich im Geiste bei unserem Herrn in seinem dreistündigen Leiden am Kreuze andächtig aufhalten und ihn um die Gnade der vollkommenen Erfüllung der drei Gelübde bitten, Anteil an den Verdiensten geben zu wollen, die sie durch ihre Seelenleiden erworben hat.
Die Schwester Beatrix Remón will jedem Ritter und jeder Tochter der allerseligsten Jungfrau ein Jahr ihrer Verdienste überlassen, wenn diese täglich um Gehorsam und Demut für sie bitten.
Die Schwester Maria de la Cueva schenkt allen Rittern und Töchtern der seligsten Jungfrau, die für sie um Glauben, um Erleuchtung und Gnade bitten, drei Jahre von ihren Verdiensten. Ich weiß, daß diese groß sind, da sie schwere innere Leiden auszustehen hat.
Die Schwester Maria vom heiligen Joseph sagt, sie wolle einem jeden der Genannten ein Jahr ihrer Verdienste schenken, wenn er ihr vom Herrn Demut und Gehorsam erbittet.
Die Schwester Katharina Alvarez will denen, die den Herrn für sie um Selbsterkenntnis bitten, ein Jahr der Verdienste schenken, die sie durch große Leiden erworben hat. Die Schwester Eleonora de Contreras will für alle Ritter und für alle Schwestern zeitlebens täglich dreimal das Salve Regina beten, wenn diese täglich unsere Liebe Frau um ihre Fürsprache bei ihrem lieben Sohne bitten, daß er ihr die Gnade der Beharrlichkeit in seinem Dienste verleihe.
Die Schwester Anna Sánchez verspricht, für jeden Ritter und für jede Tochter der allerseligsten Jungfrau täglich dreimal das Ave Maria zu Ehren der Reinheit unserer Lieben Frau zu beten, wenn diese täglich unseren Herrn für sie um seine Liebe bitten.
Die Schwester Maria Gutiérrez sagt, sie wolle jedem der Genannten, der für sie um vollkommene Liebe zu Gott und um Beharrlichkeit in dieser Tugend bittet, Anteil geben an all ihren Verdiensten vor dem Herrn.
Die Schwester Maria Cimbrón sagt, daß all die Genannten Anteil haben sollen an den Verdiensten ihres Leidens, wenn sie täglich für sie um einen guten Tod bitten. Sie kann sich nämlich schon lange nicht mehr aus dem Bette erheben und ist ganz von Kräften.
Die Schwester Agnes Diáz verspricht, für jeden der Genannten, der täglich für sie die allerseligste Jungfrau um Anteilnahme ihrer Schmerzen unter dem Kreuze bittet, gleichfalls täglich fünf Vaterunser und Ave Maria zu beten. Die Schwester Johanna von Jesu will einem jeden der genannten Ritter und jeder Schwester, wenn sie täglich den Herrn um Reue über ihre Sünden bitten, Anteil gewähren an den Verdiensten für die Leiden und Unbilden, die sie um ihrer Sünden willen erduldet hat; und wahrlich, diese Leiden sind nicht gering.
Die Schwester Anna de Torres verspricht den Genannten ihre Verdienste während dieses Jahres, wenn sie täglich den Herrn bitten, daß er ihr um der bei seiner Annagelung an das Kreuz erduldeten Schmerzen willen die Gnade, ihm in der rechten Weise zu dienen, und Gehorsam verleihen wolle.
Die Schwester Katharina de Velasco sichert einem jeden der Genannten Anteil an den Verdiensten ihrer täglichen Andachten zu unserer Lieben Frau zu, wenn sie unseren Herrn bitten, ihr um des Schmerzes willen, den er bei Annagelung an das Kreuz empfand, die Gnade zu gewähren, ihn nicht zu beleidigen, und unserem Orden Zunahme zu verleihen. Diese Schwester ist in Verrichtung solcher Andachten sehr eifrig.
Die Schwester Hieronyma vom Kreuze verspricht, für jeden der Genannten, der für sie täglich um Demut, Geduld und um Erleuchtung bittet, wie sie dem Herrn dienen solle, alle Tage dreimal das Kredo zu beten und ihm außerdem die Verdienste eines Jahres zu schenken für die Leiden, die sie erduldet hat.
Ein zufällig Anwesender erklärt: Wenn der Oberste der Ritter ihm vom Herrn die notwendige Gnade erstehe, ihm vollkommen zu dienen in allem, was der Gehorsam ihm befehle, so wolle er ihm alles Verdienst schenken, das er dadurch in diesem Jahre gewinnen würde.
Die Schwester Stephanie Samaniego verspricht, für jeden Ritter und für jede Tochter der seligsten Jungfrau täglich das Gebet vom Namen Jesu zu verrichten und ihnen die Verdienste eines Jahres für ihre ausgestandenen Krankheiten und Versuchungen zu schenken, wenn sie ihr vom Herrn die Gnade, ihm zu dienen und ihn nicht zu beleidigen, sowie einen lebendigen Glauben und Sanftmut erbitten.
Die Schwester Antonie de Aguilar will den dritten Teil der Verdienste ihrer Krankheiten und Leiden für ihr ganzes Leben allen Rittern und Töchtern der seligsten Jungfrau zuwenden, die jeden Tag eine Zeitlang der Schmerzen unserer Lieben Frau gedenken, für sie selbst in einem schweren Anliegen ihrer Seele, für unsere Mutter Priorin Theresia von Jesu um Erhaltung ihres Lebens und endlich für die Zunahme unseres Ordens beten.
Theresia von Jesu schenkt einem jeden Ritter der seligsten Jungfrau, der täglich auch nur einen einzigen, aber ganz entschiedenen Akt erweckt sein ganzes Leben lang einen recht unwissenden, fehlerhaften, gefräßigen und übelgesitteten Oberen ertragen zu wollen, an dem Tag, an dem er diesen Akt setzt, die Hälfte der Verdienste jenes Tages, sowohl von der Kommunion als auch von ihren schweren Leiden und allem übrigen, was allerdings sehr wenig sein wird. Zur Erweckung dieses Altes betrachte man die Demut, in der unser Herr vor seinen Richtern stand, und den Gehorsam, den er geübt bis zum Tode am Kreuze. Dieser Vertrag gilt für eineinhalb Monate.
