30.
Auch dem Chordienste wende der Visitator seine Aufmerksamkeit zu, sowohl was den Gesang als auch die Rezitation betrifft. Er forsche nach, ob man langsam bete und ob der Gesang nach Ordensbrauch mit gedämpfter Stimme geschehe, so daß er erbaut; denn aus einem zu lauten Gesange ergeben sich zwei Nachteile. Fürs erste hört sich ein solcher Gesang, weil man nicht nach Noten singt, übel an, und fürs zweite leidet darunter die Bescheidenheit und der Geist unserer Lebensweise. Wenn man nicht sehr darauf achtet, wird dieses Übermaß solche Nachteile herbeiführen und den Zuhörern die Andacht benehmen. Die Nonnen sollen deshalb die Stimmen so mäßigen, daß sie mehr von ihrer Abtötung zeugen, als das Bestreben an den Tag legen, den Zuhörern zu gefallen, was jetzt so allgemein in Übung ist, daß eine Besserung nicht mehr möglich zu sein scheint. Darum ist es notwendig, diesen Punkt recht einzuschärfen.
