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Works Makarios Magnes Die Quästionen des griechischen Philosophen

III, 4.

[Wie steht es mit der Geschichte von den Schweinen und den Dämonen?] Wenn wir aber auch jene Geschichte besprechen wollen... so wird sich zeigen, daß es sich um eine ausgemachte und läppische Täuscherei handelt, wenn Matthäus erzählt, zwei Dämonen seien Christo aus den Gräbern entgegengelaufen, dann aber aus Furcht vor Christus in die Schweine gefahren und hätten viele von ihnen getötet. Markus aber hat unbedenklich eine übergroße Zahl von Schweinen noch dazu erdichtet; er erzählt nämlich: »Er sprach zu ihm: Fahre aus, du unreiner Geist, aus dem Menschen; und er fragte ihn: Wie heißest du? Und er antwortete..., weil wir viele..., und er bat ihn, daß er ihn nicht aus dem Lande treiben möge. Es war aber daselbst eine Herde Schweine, die weidete, und die Dämonen baten ihn, daß er ihnen erlaube in die Schweine zu fahren. Und sie fuhren in die Schweine, und (diese) stürzten sich von der Höhe ins Meer bei 2000 Stück und ersoffen; die Hirten aber flohen.« O Fabel, o Geschwätz, o wahrhaft groteske Lächerlichkeit! Eine Menge von 2000 Schweinen lief ins Meer und ersoff! Wer das hört, daß die Dämonen baten, er solle sie doch nicht in den Abgrund fahren lassen, und daß Christus auf solche Bitten hin sie nicht hinabschickte, sondern sie gegen die Schweine S. 37sandte —: wird der nicht sagen: Pfui über die Roheit, pfui über diese lächerliche Verirrung, die Bitte mörderischer Geister, die soviel Unheil in der Welt anrichten, anzunehmen und ihnen zu gewähren, was sie wollten! Es wollten aber die Dämonen im Leben sich erlustigen und in unersättlicher Lust die Welt zu ihrem Spielzeug machen; sie wollten Land und Meer untereinander mengen und das Universum zu einem traurigen Schauspiel gestalten; sie wollten durch die Vermischung die Elemente von Grund aus erschüttern und die ganze Schöpfung durch das Unheil zerstören! Er mußte sie, die den Menschen übel behandelt hatten, die Urheber der Bosheit, in den Ort des Abgrunds stürzen, den sie fürchteten, nicht aber sich durch ihre Bitte erweichen lassen und ihnen gestatten, ein neues Unglück anzurichten. Denn wäre diese Erzählung wirklich wahr und keine Erdichtung, wie wir nachweisen, so klagt der Bericht Christum einer großen Schlechtigkeit an, aus einem Menschen die Dämonen auszutreiben, sie aber in unvernünftige Schweine zu senden, die Schweinehirten durch diese Schrecknisse in Furcht zu setzen und in atemlose wilde Flucht zu jagen und die Stadt durch das Geschehene in Bestürzung zu bringen. Denn es ziemte sich für ihn, den Schaden nicht bloß eines, zweier, dreier oder dreizehn, sondern aller Menschen zu heilen, zumal da er nach dem Zeugnis deshalb in die Welt gekommen sein soll. Aber einfach nur einen von unsichtbaren Fesseln zu lösen, anderen aber heimlich diese Fesseln zuzusenden, einige glücklich von ihren Schrecknissen zu befreien, andere dagegen grundlos in Schrecken zu jagen — das dürfte mit Recht nicht eine gute Tat, sondern ein Bubenstück genannt werden. Weiter, wenn einer die Bitte seiner Feinde annimmt, sich in einem anderen Teile des Landes ansiedeln und dort wohnen zu dürfen, so handelt er wie ein König, welcher sein Volk schädigt, sofern er, außerstande die Barbaren aus allen Landstrichen zu vertreiben, sie aus einer Gegend in die andere ziehen läßt und so einen Landstrich von der Plage befreit, ihr aber einen anderen preisgibt. Wenn demnach damals Christus in gleicher Weise unfähig, die Gegend von der Dämonenschaft zu befreien, diese in die Herde Schweine schickte, so ist das wirklich mirakelhaft und imstande, das Ohr zu beschmutzen; aber es bewirkt auch eine Fülle bösen Verdachts. Denn wenn ein verständig denkender Mann, der dieses hörte, S. 39gleich nach dem ersten Eindruck die Erzählung beurteilt hätte, so hätte er keinen anderen Spruch über sie fällen können als in den Worten: Wenn er (Jesus) nicht die ganze Erde von den Plagen befreit, sondern sie aus dem einen Lande in das andere treibt und für etliche Sorge trägt, andere aber vernachlässigt, so bietet es keine Sicherheit, sich zu ihm zu flüchten und sich retten zu lassen. Denn der Gerettete muß dann das Los des Nichtgeretteten betrauern, und der Nichtgerettete wird zum Ankläger des Geretteten. Daher ist nach meinem Urteil die Erzählung dieser Geschichte eine Erdichtung. Wenn sie aber keine Erdichtung ist, sondern wirklich wahr ist, so bietet sie wahrlich Stoff genug zu unendlichem Gelächter. Denn, wohlan, laßt uns den Punkt genau prüfen, wie es denn zugegangen ist, daß in einem jüdischen Lande damals eine solche Menge von Schweinen geweidet hat, die doch von alters her bei den Juden vor allen Weidetieren unrein und verhaßt waren, und ferner wie alle jene Schweine ersaufen konnten, da nur ein See, nicht aber ein tiefes Meer da war? — Nun, hierüber wollen wir Unmündige urteilen lassen!

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