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Œuvres Makarios Magnes Kommentar zur Kritik des Neuen Testaments
VI. Der Verfasser der Streitschrift, aus der die Quästionen geflossen sind. (Zweite Hälfte).

2. Die Streitschrift ist ein anonymes Excerpt aus dem Werk des Porphyrius gegen die Christen

(1) In der Solutio des Macarius (III, 42) liest man: Ἐξεστι δέ σοι ταῦτα ἐκ Τῆς ἐκ λογίων φιλοσοφίας πιστώσασθαι, καὶ τῶν δυομένων ἀκριβῶς μαθεῖν τὴν ἀφήγησιν, ἀναγνόντι περὶ θυσίας τὸν χρησμὸν τοῦ Ἀπόλλωνος, ὃν ὁ Πορφύριος ὥσπερ ὀγκυλλόμενος ἐν ἀπορρήτῳ τοῖς οἰκείοις παρέδωκε, μεω’ ὅρκου φρικώδους, ὡς αὐτὸς ἐδοκίμαζε, διαστελλόμενος μὴ πολλοῖς ταῦτα φράζειν ἀνέδην κτλ..1

Macarius verwendet hier also einen Ausspruch des Porphyrius gegen seinen Gegner. Wenn man nicht annehmen will, daß Macarius hier Versteck gespielt hat — eine Annahme, zu der schlechterdings kein Grund vorliegt —, so hat man zu folgern, daß er den Verfasser der ihm vorliegenden Streitschrift jedenfalls nicht für Porphyrius gehalten hat. Also lag sie ihm entweder anonym oder unter einem anderen Namen vor. Lag sie ihm anonym vor, so könnte S. 142 sie deshalb doch von Porphyrius sein. Sein Name wäre unterdrückt worden, weil die Schrift verboten war;2 allein

(2) eine Vergleichung der sachlich identischen Stücke bei Porphyrius und bei unsrem Verfasser, vor allem des Stückes über den Apostelstreit, aber auch der polemischen Fragmente des Porphyrius überhaupt, welche sich erhalten haben, zeigt, daß die Streitschrift unsres Verfassers ein Excerpt ist; Porphyrius selbst hat sich eingehender über die einzelnen Bibelstellen verbreitet als der Gegner des Macarius es tut. Der Excerptencharakter unserer Schrift ist auch noch an einigen Stellen ziemlich deutlich. Endlich die ganze Anlage des großen Werks des Porphyrius in 15 Büchern ist eine solche, daß unsre Streitschrift mit ihm nicht identisch sein kann.3 Diese Beobachtungen sind so sicher, daß die Verschiedenheit der beiden Werke als erwiesen gelten muß.

(3) Auch der Ton in der Polemik scheint ein etwas anderer, bewegterer, accentuierterer in der Streitschrift zu sein als in dem Werk des Porphyrius. Hier ist freilich eine sichere Beobachtung nicht möglich, aber wahrscheinlich verhält es sich so. Die Beobachtungen sub I, 1—11 und II, 1—3 lassen keine S. 143 andere Vermittelung zu, als daß an dem großen Werk des Porphyrius ein Plagiat verübt und aus demselben eine sehr viel kürzere, aber immer noch recht beträchtliche Streitschrift in einer Zusammenstellung von etwa 100 Quästionen gestaltet worden ist. Statt 15 Bücher waren es hier nur zwei; das unhandliche gelehrte Werk des Porphyrius wurde so populär gemacht und konnte als ein leicht zu vervielfältigendes Handbuch der Polemik gegen die Grundlagen des Christentums dienen. Entstanden mag es in der letzten Zeit vor Konstantin sein, als man, namentlich im Gebiet des Maximinus Daza, die Kirche auch mit den verschiedensten literarischen Mitteln zu vernichten sich bemühte.4 Die hier vorgetragene Ansicht kommt der Geffckens sehr nähe, unterscheidet sich aber von ihr darin, daß Geffcken neben sehr vielem, was dem Porphyrius gebührt, auch nicht weniges in dem Buch zu bemerken glaubt, was nicht von ihm herrühren kann. Daß diese Annahme nicht nötig, bzw. nicht zutreffend ist, meine ich gezeigt zu haben.

Macarius Magnes bietet uns also Excerpte aus einer aus dem großen Werk des Porphyrius angefertigten kürzeren Streitschrift. Manche Dunkelheiten in dem Verhältnis dieser Streitschrift zu den 15 Büchern des Porphyrius bleiben freilich noch nach; aber wir vermögen das Dunkel nicht zu lichten, da wir diese Bücher nur so unvollkommen kennen. Soviel aber scheint sichergestellt zu sein, daß wir berechtigt sind, diese Quästionen, die Macarius »gelöst« hat, sämtlich unter die Fragmente des Porphyrius einzustellen; doch muß man sie dort ihrer Herkunft nach kenntlich machen, da ihre Form unzweifelhaft Veränderungen erlitten hat. Jedenfalls darf man sie nicht dem Hierocles zuweisen; allerdings hat auch er den Porphyrius reichlich ausgeschrieben; aber wenn seine Schrift so geartet gewesen wäre wie unsre Streitschrift, so hätte Eusebius sich anders über sie S. 144 äußern müssen als er getan hat — ein bloßes Excerpt aus Porphyrius war das Pamphlet des Hierocles sicher nicht.

Eine kritische Ausgabe der Fragmente der 15 Bücher des Porphyrius gegen die Christen besitzen wir noch immer nicht. Diese Blätter haben ihren Zweck erfüllt, wenn sie einen Baustein für die zukünftige Ausgabe liefern. Mit ihr allein aber ist es noch nicht getan: wir bedürfen dringend eine Gesamtausgabe der Werke des Porphyrius. Bisher ist noch alles zerstreut und Manches noch versteckt. Dieser Philosoph und Kritiker aber, der eine ehrenvolle Stelle zwischen Origenes und Eusebius und zwischen Plotin und Jamblichus einnimmt, verdient es, daß man alles zusammensucht und beurteilt, was von ihm noch erhalten ist. Er war kein Denker und Gelehrter ersten Ranges; aber er hat sich doch einen unvergänglichen Namen in der Religionsphilosophie und in der Geschichtswissenschaft erworben.


  1. Cf. Euseb., Praepar. Ev. IV, 8. 9; Wolff, Porphyrii de philosophia ex oraculis haurienda, 1856, p. 111 f. ↩

  2. Daß schon Konstantin das Werk des Porphyrius unterdrückt hat, ist mir nach seinem Brief bei Socrates, h. e. I, 9, nicht zweifelhaft; aber das Verbot ist nicht strict durchgeführt worden, s. Lardner, a. a. O. 395 f. ↩

  3. Die Anlage ist freilich nur fragmentarisch aus dem, was uns erhalten ist, zu ermitteln; aber das, was festgestellt werden kann, genügt, um sich davon zu überzeugen, daß unsre Streitschrift nicht das Werk des Porphyrius selbst ist. Im 1. Buch handelte Porphyrius von den Widersprüchen und der discordia der Apostel, speciell auch über Gal. 2 (Hieron., ep. in Gal., praef. et vv. 11.). Im 3. Buch stand das große Bruchstück, welches wir Eusebius (h. e. VI, 19) verdanken: über Moses, die allegorische Methode, Origenes; daß es vom Pentateuch gehandelt hat, ist wahrscheinlich, aber nicht gewiß. Im 4. Buch stand die Ausführung über Sanchuniathon und Philo Byblus (Euseb., Praep. ev. I, 9; X, 9, cf. Theodoret), also andelte es wohl von der ATlichen Geschichte. Vom 5. bis 11. Buch wissen wir nichts. Es hat hier wohl die Einzelkritik an dem NT gestanden. Die Bücher 12—15 werden die Angriffe auf die jüdisch-christliche Eschatologie gebracht haben; jedenfalls stand die ausgezeichnete Kritik von Daniel im 12. Buch, wie das Hieronymus’ Commentar zum Daniel lehrt, und Matth. 24 ist nach demselben Gelehrten im 13. Buch kritisiert worden (Hieron. in Matth. 24, T. XXVI p. 178 Migne). Daß unsre Streitschrift eine ganz andere Anlage hatte, ist offenbar. ↩

  4. Daß das große Werk des Porphyrius zum Gebrauch excerpiert worden ist, bezeugt auch Augustin. Retract. II, 31 (57) schreibt er: »Quaestiones expositae contra paganos numero VI. Inter haec missae sunt mihi Carthagine quaestiones VI, quas proposuit amicus quidam, quem cupiebam fieri Christianum, ut contra paganos solverentur, praesertim quia nonnullas earum a Porphyrio philosopho propositas dixit.« Augustin bezweifelt freilich, daß sie von diesem sind, aber mit Unrecht. ↩

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