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Sie sind aber, wie Moses selbst sagt, nicht nur geschaffen, um Licht auf die Erde zu senden, sondern auch um Vorzeichen zukünftiger Dinge erscheinen zu lassen; denn aus ihrem Auf- oder Untergange oder ihrer Verfinsterung oder ihrem Wiedererscheinen oder ihrem Verschwinden oder aus anderen Vorgängen in ihren Bewegungen erraten die Menschen künftige Ereignisse (Den Bewegungen der Gestirne sowie den Sonn- und Mondfinsternissen schrieb die Astrologie nicht nur Einfluss auf die Witterung und bestimmte Naturereignisse, sondern auch auf Menschenschicksale zu; Philo erwähnt nur die Einwirkungen in ersterem Sinne.): Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit, das Entstehen und Vergehen von Lebewesen, heiteres Wetter und Bewölkung, Windstille und gewaltige Stürme, Anschwellen und Austrocknen der Flüsse, Meeresstille und Seesturm, Veränderungen der Jahreszeiten, sei es dass ein Sommer winterlich kalt oder ein Winter warm oder ein Frühling herbstlich oder ein Herbst frühlingsmässig wird. Manche haben auch schon aus den Bewegungen am Himmel Erderschütterungen und Erdbeben und sehr viele andere ungewöhnliche Dinge vorhergesagt, so dass sehr richtig gesagt ist, die Gestirne seien „zu Zeichen" geschaffen (1 Mos. 1,14). Ferner heisst es da: „zu bestimmten Zeiten"; damit meint er die Jahreszeiten, und wohl mit Recht; denn der Ausdruck καιρός (bestimmte oder günstige Zeit) bedeutet doch nichts anderes als die Zeit der glücklichen Ausführung. Die Jahreszeiten aber führen alles glücklich durch und bringen es zur Vollendung, das Aussäen und Pflanzen der Früchte, das Entstehen und Wachsen der Lebewesen. Sie sind aber auch „zu Massbestimmungen der Zeit" geschaffen; denn durch die festgesetzten Kreisbewegungen der Sonne, des Mondes und der anderen Gestirne entstehen die Tage und die Monate und die Jahre. Zugleich ist damit auch das Nützlichste, der Begriff der Zahl, in die Erscheinung getreten, indem die Zeit ihn offenbarte; denn aus einem Tag ergab sich die Zahl 1, aus zwei Tagen die 2, aus drei Tagen die 3, aus einem Monat die 30, aus einem Jahre die Zahl, die den Tagen der 12 Monate gleichkommt, und aus der unendlichen Zeit die unendliche Zahl. Auf so viele und so notwendige nutzbringende Dinge erstrecken sich die Wirkungen der Himmelskörper und die Bewegungen der Gestirne; aber auch noch auf viele andere Dinge, könnte ich sagen, die uns zwar unklar sind — denn nicht alles ist dem Menschengeschlecht bekannt —, die aber zur Erhaltung des Weltganzen beitragen und nach den Regeln und Gesetzen, die Gott als unverrückbare Grenzsteine im All errichtet hat, überall und auf alle Weise zustande kommen.
