30.
Nachdem aber die ganze Welt entsprechend der Natur der vollkommenen Sechszahl (in sechs Tagen) vollendet war, zeichnete der Allvater den folgenden siebenten Tag besonders aus, indem er ihn „segnete und heiligte" (1 Mos. 2,3); denn er ist der Festtag nicht einer Stadt oder eines Landes, sondern der ganzen Welt, und eigentlich darf man ihn den einzigen allgemeinen Festtag und das Geburtsfest der Welt nennen. Ich weiss nicht, ob einer die Natur der Siebenzahl hinlänglich zu preisen vermag, da sie über jeden Ausdruck erhaben ist. Allein darum, weil sie bewunderungswürdiger ist als die Sprache zu schildern vermag, dürfen wir uns nicht schweigend verhalten, sondern müssen versuchen, wenn es uns auch nicht möglich ist, alles oder das Hauptsächlichste anzuführen, wenigstens das zu künden, was unserem Geiste erreichbar ist (Die Zahl 7 galt sowohl bei den orientalischen Völkern als bei den Griechen für eine heilige Zahl. In der pythagoreischen Zahlensymbolik spielte sie eine grosse Rolle neben der 1, der 4 und der 10. Als Quelle für die folgenden Erörterungen (§91 — 127) benutzte Philo wahrscheinlich den (verlorenen) Kommentar des Stoikers Posidonius zu Platos Timaeus.). In doppelter Bedeutung wird die Siebenzahl angewandt, erstens innerhalb der Zehnzahl, wo sie mit der Einheit allein siebenmal gemessen wird, da sie aus sieben Einheiten besteht; zweitens ausserhalb der Zehnzahl als eine Zahl, deren Anfang immer die Eins ist (d. hl. man muss bei den Multiplikationen mit der gleichen Zahl immer mit der 1 beginnen und diese als erstes Glied in der Sieben-Reihe mitzählen.) bei zweifach, dreifach oder vielfach gleichen Zahlen (d. hl. wenn man immer mit der gleichen Zahl (2 oder 3 u. s. f.) multipliziert.), wie z. B. die Zahlen 64 und 729, von denen die erstere durch Verdoppelung von der Einheit aus hervorgebracht wird (d. hl. wenn man jedesmal mit 2 multipliziert (1; 2x1 = 2; 2x2 = 4; 2x4 = 8; 2 x 8 = 16; 2 x 16 = 32; 2x 32 = 64), erhält man.die Zahl 64 d. i. die Quadratzahl von 8 und die Kubikzahl von 4.), die andere durch Verdreifachung (d. hl. wenn man jedesmal mit 3 multipliziert (1; 3 x 1 = 3; 3x3 = 9; 3x9 = 27;" 3x27=81; 3x81 = 243; 3 x 243 = 729), erhält man die Zahl 729 d. i. die Quadratzahl von 27 und die Kubikzahl von 9.). Beide Arten darf man nicht so obenhin betrachten. Die zweite hat einen ganz offenkundigen Vorzug; immer nämlich ist die siebente Zahl, die man, mit der Eins beginnend, durch Verdoppelung oder Verdreifachung oder jede analoge Vervielfachung erhält, sowohl eine Kubikzahl als auch eine Quadratzahl, und sie umfasst die beiden Gattungen der unkörperlichen und der körperlichen mathematischen Grösse, die der unkörperlichen in der Fläche, die die Quadrate darstellen, die der körperlichen Grösse im festen Körper, den die Würfel darstellen (Die durch solche Multiplikation hervortretende Beziehung der Siebenzahl zu den Quadrat- und Kubikzahlen galt deshalb für wichtig, weil das Quadrat als Vertreter des Unkörperlichen, der Kubus (κύβος, Würfel) als Vertreter des Körperlichen angesehen wurde.). Ein klarer Beweis sind die genannten Zahlen; denn die siebente durch Verdoppelung von eins gewonnene Zahl, die 64, ist eine Quadratzahl, nämlich das Produkt von 8x8, und zugleich eine Kubikzahl, das Produkt von 4x4x4. Und ebenso ist die durch Verdreifachung von eins an gewonnene siebente Zahl, die 729, eine Quadratzahl, die man erhält, wenn man 27 mit sich selbst multipliziert, und zugleich eine Kubikzahl, nämlich das Produkt von 9x9x9. Und so wird einer, wenn er statt der Eins die siebente Zahl zum Ausgangspunkt nimmt und diese nach derselben Analogie bis zur Siebenzahl multipliziert, stets finden, dass das Produkt zugleich eine Kubikzahl und eine Quadratzahl ist. Geht man z. B. von der Zahl 64 aus, so ergibt sie durch Verdoppelung (Multiplikation mit 2) als siebente Zahl 4096 (64; 2 x 64 = 128; 2 x 128 = 256; 2 x 256 = 512; 2 x 512 = 1024; 2 x 1024 = 2048; 2 x 2048 = 4096.), die zugleich Quadrat- und Kubikzahl ist, Quadratzahl mit der Wurzel 64, Kubikzahl mit der Wurzel 16.