9.
Zum neunten, sage ich: Ob die Christliche Kirche noch heut beschlösse und auserklärete, daß der Ablaß mehr denn die Werke der Gnugthuung hinnehme; so wäre es dennoch tausendmal besser, daß kein Christenmensch den Ablaß lösete oder begehrete, sondern daß sie lieber die Werke thäten, und die Pein litten. Denn der Ablaß nichts anders ist noch mag werden, denn Nachlassung guter Werke und heilsamer Pein, die man billiger solte erwählen, denn verlassen. Wiewol etliche der neuen Prediger zweyerley Pein erfunden, medicatiuas et satisfactorias, das ist, etliche Pein zur Gnugthuung, etliche zur Besserung. Aber wir haben mehr Freyheit, zu verachten (Gott Lob!) solches und deßgleichen Plauderey, denn sie haben, zu erdichten; denn alle Pein, ja alles, was Gott auflegt, ist besserlich und zuträglich den Christen.