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Werke Gregor von Nyssa (335-394) Ausgewählte Reden Ausgewählte Reden (BKV)
Festreden
Rede auf das heilige Osterfest und die dreitägige Feier der Auferstehung Christi.

1.

Wenn irgend eine Segnung der Patriarchen, die auf den Geist Gottes sich stützt, wenn irgend ein Gut der geistigen Gesetzgebung in Folge der Verheissung von Denen gehofft wird, die einen guten Lebenswandel führen, wenn man glaubt, daß in den geschichtlichen Sinnbildern irgend eine Wahrheit vorher verkündet sei, wenn irgend eine prophetische Stimme das Übernatürliche als frohe Botschaft uns verkündet, so ist Das alles im heutigen Gnadengeschenke enthalten. Und wie in dem unsern Augen sich darbietenden Anblick ein Licht uns umstrahlt, das aus unzähligen Lichtquellen in unsere Augen strömt, so wird uns durch die ganze Segnung Christi, welche wie ein Feuermeer durch sich selbst leuchtet, dieses große Licht verschafft, das aus vielen und mannigfaltigen Strahlen der Schrift zusammengesetzt ist. Denn aus jedem der göttlichen Aussprüche kann man Etwas entnehmen, was der heutigen Festfeier entspricht. Suchst du die „Segnung Abrahams“, so findest du Das, was du suchest, wenn du auf den heutigen Tag blickst. Du siehst „die Sterne des Himmels;“ ich meine diese Gestirne, die soeben durch den Geist uns aufgegangen sind und sogleich die Kirche zum Himmel gemacht haben; denn die strahlende Gnade ihrer Seele wird durch die Strahlen der feurigen Körper bezeichnet. Wenn Jemand diese für die wahren Kinder Abrahams erklärt, die er nach der Verheissung bekommen hat, und die mit den Sternen des Himmels verglichen werden,1 so wird er von der Wahrheit nicht S. 299 abirren. Und du bewunderst den erhabenen Moses, der die ganze Schöpfung Gottes mit seiner hohen Einsicht umfaßt. Sieh’ da den gesegneten Sabbat der ersten Schöpfung!2 Erkenne in jenem Sabbat diesen Sabbat, den Tag der Ruhe, den Gott gesegnet hat vor den übrigen Tagen. Denn an diesem ruhte in Wahrheit von allen seinen Werken der eingeborene Gott aus, indem er in der Heilsordnung des Todes dem Fleische nach den Sabbat feierte, und in der Auferstehung, indem er zu dem, was er war, wieder zurückkehrte, Alles, was darniederlag mit sich wieder auferweckte, und denen, die in der Finsterniß und im Schatten des Todes sitzen, Leben, Auferstehung, Aufgang und Tag geworden ist.3 Angefüllt ist die Geschichte mit verwandter Segnung: Der Vater jenes Isaak, der den Geliebten nicht schonte, und der Eingeborene, der die Opfergabe und das Schlachtopfer wurde, und das Lamm, das statt seiner geschlachtet wurde. Denn man kann in der Geschichte das ganze Geheimniß der Gottseligkeit sehen. Das Lamm hängt am Holze und wird an den Hörnern festgehalten. Der Eingeborne aber trägt selbst das Holz zum Opfer. Du siehst, wie der Nämliche, der Alles trägt durch das Wort seiner Kraft,4 auch die Last unseres Holzes trägt und vom Holze aufgenommen wird, tragend als Gott und getragen als Lamm, indem so der heilige Geist das große Geheimniß sinnbildlich auf beide Theile überträgt, auf den geliebten Sohn und auf das daneben zugleich sich zeigende Lamm, so daß in dem Lamme das Geheimniß des Todes, im Eingebornen aber das Leben sich zeigt, das vom Tode nicht getroffen wird. Wenn du aber auf den Moses selbst schauen willst, der durch das Ausspannen der Arme das Kreuz darstellt und durch diese Haltung des Körpers den Amalech besiegt, so kannst du in der Wahrheit das Sinnbild sehen und den Amalech, der von dem Kreuze überwunden wird. Du hast auch den Isaias, der nicht wenig zur Gnade des heutigen Tages beiträgt. S. 300 Denn durch ihn hast du im Voraus vernommen von der Mutter ohne Mann, von dem Fleische ohne Vater, von den wehelosen Wehen, von der unbefleckten Geburt, da der Prophet also spricht: „Sieh, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Emmanuel geben, d. h. Gott mit uns.“5

Daß aber die Geburt ohne Wehen eintreten mußte, da rüber soll dich zuerst die Billigkeit der Sache belehren. Da nämlich jedes Vergnügen mit dem Schmerz unzertrennlich verbunden ist, so muß nothwendig von zwei Dingen, die man eng verbunden sieht, wenn das eine nicht stattfindet, auch das andere nicht vorhanden sein. Wo also die Lust der Geburt nicht vorherging, da ist auch kein Schmerz nachgefolgt. Dann aber wird es auch durch die Worte des Propheten bewiesen, die also lauten: „Bevor ihre Geburtswehen eintraten, entkam sie denselben und gebar einen Knaben,“6 oder wie ein anderer Uebersetzer sagt: Sie gebar, bevor sie Wehen empfand. Von dieser jungfräulichen Mutter, sagt er, wurde uns ein Kind geboren, und ein Sohn uns geschenkt, dessen Herrschaft auf seiner Schulter der Engel des großen Rathschlusses,7 u. s. w. Dieses Kind, dieser Sohn wurde wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt und wie ein Lamm, das seine Stimme nicht erhebt gegen den, von dem es geschoren wird.8 Oder vielmehr ist, wie Jeremias sagt, dieß das sanftmüthige Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.9 Dieß ist das Brod, auf welches die Feinde des Brodes und Holzes das Holz werfen.10 Wollen wir aber vielmehr das Bekannteste und Deutlichste von Allem aus dem Propheten entnehmen, wodurch das Geheimniß deutlich im Voraus beschrieben wird, ich meine den Jonas, der, ohne Schaden zu leiden, vom Seeungeheuer verschlungen ward und unverletzt aus dem Seeungeheuer hervorkam,11 der auch durch seinen drei S. 301 Tage und ebenso viele Nächte dauernden Aufenthalt in den Eingeweiden des Seeungeheuers,12 das Verweilen des Herrn in der Unterwelt vorher verkündete. Dieß und Ähnliches mußt du in jeder Schriftstelle aufsuchen und auslesen. Denn Dieß alles siehst du an dem, was heute vorgeht, und am heutigen Glanze hängt das ganze Gesetz und die Propheten, wie irgendwo das Evangelium sagt.13 Und jedes von Gott eingegebene Wort und Gesetz ist in dieser Gnade zusammengefaßt nach dem Ausspruch des Paulus.14 Denn das ist das Ende des Mißgeschicks und der Anfang des Guten.


  1. Genes. 15, 5. ↩

  2. Genes. 2, 3. ↩

  3. Is. 9, 2. ↩

  4. Hebr. 1, 3. ↩

  5. Is. 7, 14. ↩

  6. Is. 66, 7. ↩

  7. Is. 9, 6. ↩

  8. Is. 53, 7. ↩

  9. Jerem. 11, 19. ↩

  10. Ebd. [Jerem. 11, 19]. ↩

  11. Jon. 2, 11. ↩

  12. Jon. 2, 1. ↩

  13. Matth. 22, 40. ↩

  14. II. Tim. 3, 16. ↩

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