Edition
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De resurrectione carnis
XXI.
[1] Si ergo interdum et in quibusdam, inquies, cur non et in edicto resurrectionis spiritaliter intellegendae? Quoniam quidem plurima ratio intercedit. Primo enim quid facient tot alia instrumenta divina, ita aperte corporalem contestantia resurrectionem ut nullam admittant figuratae significantiae suspicionem? [2] Et utique aequum sit, quod et supra demandavimus, incerta de certis et obscura de manifestis praeiudicari, vel ne inter discordiam certorum et incertorum, manifestorum et obscurorum, fides dissipetur, veritas periclitetur, ipsa divinitas ut inconstans denotetur. [3] Tunc quod verisimile non est ut ea species sacramenti in quam fides tota committitur, in quam disciplina tota conititur, ambigue adnuntiata et obscure proposita videatur, quando spes resurrectionis, nisi manifesta de periculo et praemio, neminem ad huiusmodi praesertim religionem publico odio et hostili elogio obnoxiam persuaderet. [4] Nullum opus certum est mercedis incertae, nullus timor iustus est periculi dubii: et merces autem et periculum in resurrectionis pendet eventu. [5] Sed et si temporalia et localia et personalia dei decreta atque iudicia in urbes et gentes et reges tam aperta prophetia iaculata est, quale est ut aeternae dispositiones eius et universales in omne hominum genus lucem sui fugerint? Quae quanto maiora, tanto clariora esse deberent, ut maiora crederentur. [6] Et puto deo nec livorem nec dolum nec inconstantiam nec lenocinium adscribi posse, per quae fere promulgatio maiorum cavillatur.
Übersetzung
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Über die Auferstehung des Fleisches. (BKV)
21. Cap. Dass die Verheissung der Auferstehung allegorisch gemeint sei, ist aus Vernunftgründen nicht anzunehmen.
Wenn also doch zuweilen und bei einigen Dingen, warum sind sie denn nicht, höre ich einwenden, auch in der Ankündigung der Auferstehung geistig zu verstehen? Weil mehrfache Gründe dagegen vorhanden sind. Erstens nämlich, was wird aus der so ansehnlichen Menge göttlicher Schriftstellen werden, welche die leibliche Auferstehung so bündig bezeugen, dass sie auch nicht einmal den Gedanken an eine figürliche Deutung aufkommen lassen? Und dann würde es zweitens, wie wir schon oben angedeutet haben, billig sein, das Ungewisse auf Grund des Gewissen, das Undeutliche auf Grund des Deutlichen zu beurteilen, damit wenigstens bei dem Zwiespalt zwischen gewiss und ungewiss, deutlich und undeutlich der Glaube nicht zu Grunde gehe, die Wahrheit keine Gefahr laufe und nicht die Gottheit selbst, als sich nicht gleich bleibend, getadelt werde.
Sodann ist es nicht wahrscheinlich, dass gerade der Punkt der christlichen Heilslehre, der den Glauben in seinem ganzen Umfange in S. 447 Anspruch nimmt und worauf sich die ganze Kirchenzucht gründet, in doppelsinniger Weise verkündigt und in dunkeln Worten hingestellt erscheine, da doch die Hoffnung auf die Auferstehung, nur wenn sie in Beziehung auf Lohn und etwaige Strafe klar und bündig ist, jemand zur Annahme der Religion bewegen wird, zumal einer solchen, welche sich dem öffentlichen Hasse ausgesetzt sieht. Kein sicheres Unternehmen kann bei einem unsichern Lohn bestehen, keine Furcht ist begründet bei einer nur zweifelhaften Gefahr. Nun aber hängt sowohl der Lohn als die etwaige Gefahr von dem wirklichen Eintritt der Auferstehung ab. Wenn nun schon die Ratschlüsse Gottes, welche einzelne Zeiten, Orte und Personen betreffen, in so klarer und bündiger Prophezeiung an dieselben gerichtet sind, was sollte man dazu sagen, wenn seine ewigen und allgemeinen, für das ganze Menschengeschlecht geltenden Anordnungen ihr eigenes Licht scheuen würden?! Sie müssen vielmehr, je wichtiger, auch desto klarer sein, gerade damit sie für wichtig gehalten werden. Und ich sollte doch denken, dass man Gott weder Missgunst noch List, weder die Unbeständigkeit noch den Wortprunk, womit öffentliche Ankündigungen hochgestellter Personen sonst wohl die Leute hänseln, zutrauen dürfe.