• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Tertullian (160-220) Einleitung zu Tertullian Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Allgemeine Einleitung
§ 3. Christentum und Kirche in Nordafrika zur Zeit Tertullians.

2.

Weit schlimmer fiel natürlich die von Severus Ende des Jahres 199 angeordnete allgemeine Christenverfolgung aus. Sie wurde in Afrika ins Werk gesetzt durch den Prokonsul Minucius Timinianus und nach dessen Tode, da derselbe während seines Amtsjahres starb, von einem Stellvertreter Hilarianus fortgesetzt. Der letztere war eigentlich nur Prokurator, d. h. der höchste Finanzbeamte in der Provinz. Als solcher wurde er direkt vom Kaiser ernannt und hatte, wenn der Prokonsul während seines Amtsjahres starb, die Provinz zu verwalten.

S. 28 Leider ist das Amtsjahr des Minucius bisher noch nicht zu bestimmen gewesen, aber die Namen und die Härte dieser beiden Beamten sind uns aus der Leidensgeschichte der berühmten Märtyrerinnen Vibia Perpetua und Felicitas bekannt. Dieselbe ist tief ergreifend und hat erschütternde Auftritte. Perpetua war eine junge Frau von 22 Jahren, hatte einen Bruder, der Katechumene war, ein Kind von ein paar Monaten und einen um sie besorgten greisen Vater, der aber Heide war. Felicitas und Revocatus scheinen Sklaven der Familie gewesen zu sein; dazu kamen noch zwei Angeklagte: Saturus oder Saturninus und Secundulus. Alle hatten längere Zeit im Gefängnis zu schmachten, wo sie vom Bischof Optatus und dem Priester Aspasius Besuch erhielten. Sie wurden schließlich dazu verurteilt, am 7. März, dem Jahrestage von Getas Ernennung zum Cäsar, bei den Spielen im Zirkus den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Diese töteten die Märtyrer aber nicht, sondern stießen sie und schleiften sie herum, wobei Saturus eine starke Bißwunde von einem Leoparden erhielt. Da die Märtyrer also nicht von den Tieren getötet wurden, ließ man sie am Ende der Spiele auf einem Gerüst vorführen und von Gladiatoren erstechen. Secundulus war vorher schon im Gefängnis gestorben. Das ist das glorreiche Martyrium von Perpetua, Felicitas und Genossen, welches auch in Rom und sogar von den Griechen gefeiert wird.

Der Christenverfolgung durch Hilarianus gedachte später 212 auch Tertullian, indem er den Prokonsul Scapula daran erinnerte, daß auf dieselbe ein Jahr des Mißwachses gefolgt sei, wo nichts geerntet wurde.

Die eigentliche Severianische allgemeine Christenverfolgung dauerte in Afrika von 200 an fort bis 203, bis zum Konsulat des Plautianus und Geta. In jenem Jahre erlitt am 18. Juli in Karthago unter dem Prokonsul Rufinus die Jungfrau Guddenes1 den Märtyrertod, nachdem sie lange in einem schmutzigen Kerker geschmachtet und viermal zu verschiedenen Zeiten gefoltert worden war. Das berühmteste Opfer dieser Verfolgung ist S. 29 bekanntlich Bischof Irenäus von Lyon. Nachdem dieselbe erloschen war, erfreute sich die Kirche längere Zeit der Ruhe. Ohne Zweifel haben noch andere Christen in Afrika außer den Genannten damals das Martyrium bestanden, von welchen man Genaueres nicht weiß. Denn es werden in den Schriften Tertullians und Cyprians noch mehrere Märtyrer namhaft gemacht ohne Angabe der Zeit, die aber allem Anschein nach der Severicnischen Verfolgung angehören, so Mavilius und Celerina, die Großmutter eines zur Zeit Cyprians lebenden Celerinus.

Daß die schöne lange Zeit der Ruhe, wie Tertullian sarkastisch bemerkt, nach 203 i. J. 212 unterbrochen wurde, dazu gab ein Vorfall, der sich in Karthago ereignete, Veranlassung. Bei einer Geldverteilung an die Soldaten, welche die Kaiser 211 bewilligt hatten, weigerte sich einer, in der vorgeschriebenen Tracht, nämlich mit einem Kranz auf dem Kopfe, zu erscheinen und verriet sich dadurch als Christen. Er wurde abgeführt und ihm der Prozeß gemacht. Der Prokonsul Scapula aber entfachte im Jahre 212 eine heftige Verfolgung, welche glücklicherweise schnell vorübergehend war, aber, wie es scheint, auf die anderen Provinzen Nordafrikas übergriff. Ob diese auch durch die Verfolgung unter Maximinus Thrax betroffen wurden, darüber liegen bestimmte Nachrichten nicht vor; jedenfalls aber war dies unter Decius der Fall.

So hat die junge Kirche von Nordafrika schon im ersten Jahrhundert ihres Bestehens zu Lebzeiten Tertullians die Bluttaufe bestanden und haben die Gläubigen von ihrer Standhaftigkeit reichlich Proben abgelegt2. Einer, der nicht zum wenigsten Anteil daran hat, daß die afrikanischen Christen sich so standhaft zeigten, war ohne Zweifel Tertullian, dessen Leben und Wirken wir nun zu schildern haben.


  1. Der Name ist abgekürzt aus Gaudentia. ↩

  2. Ueber den angeblichen Archimartyr Namphanio (vgl. Augustin., Ep. 16 u. 17) sowie die Massa Candida siehe Ruinart, Acta mart. pag. 14 u. 496. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (54.89 kB)
  • epubEPUB (40.30 kB)
  • pdfPDF (144.69 kB)
  • rtfRTF (102.50 kB)
Kommentare zu diesem Werk
Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Introductory Note to Tertullian

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung