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Werke Tatian (120-173) Oratio ad Graecos Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)

14.

(1) Etwas Ähnliches seid auch ihr Bekenner des Griechentums: in Worten großmäulig, aber im Erkennen schwachsinnig, habt ihr sogar die Vielherrschaft statt der Alleinherrschaft ins Werk gesetzt, um den vermeintlich mächtigen1 Dämonen zu folgen. (2) Aber wie die Räuber in ihrer Unmenschlichkeit ihresgleichen frech zu überwältigen pflegen, so haben auch die Dämonen euere vereinsamten Seelen in den Pfuhl der Bosheit geführt und mit Lügen und Gaukeleien getäuscht. (3) Da sie nicht leicht den (physischen Tod) sterben, zumal sie ohne Fleisch sind, so können sie zwar fortlebend Werke des (Sünden-) Todes verrichten, sterben aber trotzdem (obwohl sie fortleben) gerade so oft (den Sündentod), als sie ihre Anhänger im Sündigen unterrichten; (4) was sie also derzeit vor den Menschen voraushaben: nicht wie die Menschen (den physischen Tod) sterben zu müssen, das (der ewige Tod der Verdammten) wird sie einst treffen, wenn sie gerichtet werden, indem sie dann keinen Anteil haben werden am ewigen Leben, das sie etwa (wie die Gerechten) statt ewigen Todes gewinnen könnten2. (5) Wie vielmehr wir, denen jetzo das Sterben leicht fällt, nachher entweder die ewige Glückseligkeit oder die ewige Verdammnis erlangen werden, so werden auch die Dämonen, die das jetzige Leben immerdar zu Freveln mißbrauchen und so schon während ihres Lebens S. 217 sterben, dereinst derselben ewigen Verdammnis (wie die Ungerechten) anheim fallen3 gemäß ihrer Beschaffenheit, die fürwahr4 keine andere ist als bei jenen Menschen, die aus freien Stücken vollbrachten, was ihnen die Dämonen zu ihren Lebzeiten vorgeschrieben haben5, (6) ganz zu schweigen davon, daß sich natürlich bei den Menschen, die ihnen folgen, weniger Arten von Sünden entwickeln, da ihr Leben nur kurz ist, jene Dämonen aber die Frevel häufen, weil ihr Leben unbegrenzte Dauer hat.


  1. Vgl. Math. 12,29. ↩

  2. *Der Prediger spielt mit der theologischen Doppelbedeutung von θνῄσκειν (vgl. zu Kap. XIII 1): s. TsgA S. 26 ff.; vgl. Puech, Recherches S. 126 f., Anm. 3. ↩

  3. *ὁμοίαν τῆς παρ’ ὃν ἔζων χρόνον bei Schwartz p. 15, 25 sq. ist sinnwidriges Einschiebsel eines Glossators, der damit τὴν αὐτὴν ἀθανασίαν erklären wollte: er hätte verstehen sollten ὁμοίαν τῆς τῶν ἀνθρώπων ἀθανασίαν. ↩

  4. S. TsgA S. 28. ↩

  5. Vgl. Puech, Recherches S. 127 Anm.1. ↩

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