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Werke Theophilus von Antiochien (183) Ad Autolycum

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An Autolykus (BKV)

8. Widersprüche der griechischen Dichter über die göttliche Weltregierung.

Und wozu soll ich weiter die Fülle von derartigen Benennungen und Stammbäumen aufzählen? In jeder Beziehung also lassen alle die Schriftsteller, Dichter und sogenannten Philosophen, und die sich mit ihnen abgeben, sich zum Besten halten. Denn Fabeln vielmehr und Torheiten haben sie über ihre Götter zusammengeschrieben. Denn nicht als Götter haben sie dieselben hingestellt, sondern als Menschen, die einen als Trunkenbolde, die andern als Hurer und Mörder. Aber auch über den Ursprung der Welt haben sie einander widersprechende und törichte Meinungen ausgesprochen. Denn erstens haben einige die Welt als ewig erklärt, wie wir oben gezeigt haben. Und diese, welche sie für ungeworden und die Natur für ewig erklären, haben Dinge gesagt, die mit den Aussprüchen derer, welche die Welt für einmal geworden erklären, gänzlich unvereinbar sind. Sie haben dies ja nur nach Vermutung und S. 35 menschlicher Einbildung, nicht nach der Wahrheit ausgesprochen. Andere wieder haben das Dasein einer göttlichen Vorsehung behauptet und so die Sätze jener wieder umgestoßen.

Aratus also sagt:

„Zeus sei unser Beginn! Laßt nie uns, Männer, von diesem

Schweigen; denn voll sind seiner die Gassen und Straßen der Städte,

Voll ist jeder Versammlungsplatz, voll Meere und Buchten;

Alle bedürfen wir stets in jeder Beziehung des Gottes.

Sind wir ja doch sein eigen Geschlecht, und gnädig die Rechte

Zeigt er dem Volke, und wecket die Menschen zur Arbeit,

Mahnend, fürs Leben zu sorgen; er zeigt, wann Rinder und Karste

Leichter die Scholle zerbrechen; er zeigt die gelegene Zeit an,

Um das Gepflanzte zu häufeln und alle die Samen zu streuen,“ (Phaen. V. 1—9.)

Wem sollen wir also glauben? Diesem Aratus oder dem Sophokles, der sagt:

„Nicht sich'res Walten Gottes lenkt den Weltenlauf;

Am besten ist's, so hinzuleben wie man kann.“ (Kön. Ödip. V. 978.)

Homer aber stimmt mit diesem wieder nicht überein; denn er sagt:

„Zeus ist's, welcher vermehrt und vermindert dem Manne die Tugend.“ (Il. 20, 242.)

Und Simonides1:

„Keiner hat ohne die Götter

Trefflichkeit errungen, kein Staat, kein Sterblicher;

S. 36 Gott ist's, der alles ersinnt, ohne ihn ist ohne Beschädigung Nichts.“

Ähnlich sagt Euripides:

„Es gibt auf Erden nichts, was ohne Gott besteht.“

Und Menander:

„Die Gottheit nur trägt Sorge für die Sterblichen.“

Und wieder Euripides:

„Wenn Gottes Ratschluß jemand retten will,

Dem gibt er viele Rettungsmittel an die Hand.“

Und Thestius:

„So Gott es will, so kommst du auch im Binsenkahn

Durchs Meer!“

Und dergleichen sich selbst widersprechende Aussprüche tun sie zu Tausenden. Sophokles wenigstens, der in dem einen Ausspruche das Nichtvorhandensein einer Vorsehung ausspricht, sagt wieder:

„Der Gottheit Hand entflieht kein Sterblicher.“

Ja sie haben sogar eine Mehrzahl von Göttern erfunden und dabei wieder die Einzigkeit Gottes behauptet, und im Gegensatz zu denen, die eine Vorsehung annahmen, das Nichtvorhandensein derselben behauptet. Daher macht Euripides das Geständnis:

„Der eitlen Hoffnung voll, sind wir gar sehr bemüht

Und voller Plag'; doch gar nichts wissen wir.“

Und zwar müssen sie wider Willen bekennen, daß sie die Wahrheit nicht wissen; aber da sie von Dämonen inspiriert und begeistert waren, stammen ihre Aussprüche von diesen. Denn die Dichter, nämlich Homer und Hesiod, von den Musen begeistert, wie man sagt, redeten nach Einbildung und Irrwahn, nicht von einem reinen, sondern von einem trügerischen Geiste inspiriert. Dies wird aber dadurch deutlich bewiesen, daß auch Besessene manchmal, und zwar bis zur Jetztzeit, im Namen des wahren Gottes beschworen werden2, und daß da die trügerischen Geister selbst bekennen, S. 37 sie seien Dämonen, welche einst in jenen Dichtern tätig gewesen3. Freilich machten einige von diesen, wenn sie nüchternen Geistes waren, Aussprüche über die Einzigkeit Gottes, über das Gericht und die übrigen Dinge, von denen sie sprechen, welche mit denen der Propheten übereinstimmen, damit sie sich selbst und allen Menschen zum Zeugnisse wären.


  1. Dieser, wie die folgenden Verse sind aus unbekannten Stücken der genannten Dichter. ↩

  2. Über Besessene und deren Exorzismus s. Tertull. Apol. c. 23. ↩

  3. Die Geister nämlich, um ihre Namen gefragt, gaben an, sie hießen Apollo oder hätten den Namen eines andern Gottes. Lact. lib. II, c. 15. ↩

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Theophilus to Autolycus

Chapter VIII.-- Opinions Concerning Providence.

And why should I recount further the vast array of such names and genealogies? So that all the authors and poets, and those called philosophers, are wholly deceived; and so, too, are they who give heed to them. For they plentifully composed fables and foolish stories about their gods, and did not exhibit them as gods, but as men, and men, too, of whom some were drunken, and others fornicators and murderers. But also concerning the origin of the world, they uttered contradictory and absurd opinions. First, some of them, as we before explained, maintained that the world is uncreated. And those that said it was uncreated and self-producing contradicted those who propounded that it was created. For by conjecture and human conception they spoke, and not knowing the truth. And others, again, said that there was a providence, and destroyed the positions of the former writers. Aratus, indeed, says: 1 --

"From Jove begin my song; nor ever be The name unuttered: all are full of thee;

The ways and haunts of men; the heavens and sea:

On thee our being hangs; in thee we move;

All are thy offspring and the seed of Jove.

Benevolent, he warns mankind to good,

Urges to toil and prompts the hope of food.

He tells where cattle best may graze, and where The soil, deep-furrowed, yellow grain will bear.

What time the husbandman should plant or sow,

'Tis his to tell, 'tis his alone to know."

Who, then, shall we believe: Aratus as here quoted, or Sophocles, when he says: 2 --

"And foresight of the future there is none;

'Tis best to live at random, as one can"?

And Homer, again, does not agree with this, for he says 3 that virtue

"Waxes or wanes in men as Jove decrees."

And Simonides says:--

"No man nor state has virtue save from God;

Counsel resides in God; and wretched man Has in himself nought but his wretchedness."

So, too, Euripides:--

"Apart from God, there's nothing owned by men."

And Menander:--

"Save God alone, there's none for us provides."

And Euripides again:--

"For when God wills to save, all things He'll bend To serve as instruments to work His end."

And Thestius:--

"If God design to save you, safe you are,

Though sailing in mid-ocean on a mat." 4

And saying numberless things of a like kind, they contradicted themselves. At least Sophocles, who in another place denied Providence, says:--

"No mortal can evade the stroke of God."

Besides, they both introduced a multitude of gods, and yet spoke of a Unity; and against those who affirmed a Providence they maintained in opposition that there was no Providence. Wherefore Euripides says:--

"We labour much and spend our strength in vain,

For empty hope, not foresight, is our guide."

And without meaning to do so, they acknowledge that they know not the truth; but being inspired by demons and puffed up by them, they spoke at their instance whatever they said. For indeed the poets,--Homer, to wit, and Hesiod, being, as they say, inspired by the Muses,--spoke from a deceptive fancy, 5 and not with a pure but an erring spirit. And this, indeed, clearly appears from the fact, that even to this day the possessed are sometimes exorcised in the name of the living and true God; and these spirits of error themselves confess that they are demons who also formerly inspired these writers. But sometimes some of them wakened up in soul, and, that they might be for a witness both to themselves and to all men, spoke things in harmony with the prophets regarding the monarchy of God, and the judgment and such like.


  1. The following lines are partly from the translation of Hughes. ↩

  2. OEdipus Rex, line 978. ↩

  3. Il., xx. 242. ↩

  4. This verse is by Plutarch hesitatingly attributed to Pindar. The expression, "Though you swim in a wicker basket," was proverbial. ↩

  5. Literally, "in fancy and error." ↩

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