5.
Um aber ihre Phantasterei in betreff des „Gnadenjahres des Herrn“ zu bestätigen, sagen sie, er habe nur ein Jahr gepredigt und im zwölften Monat gelitten. So vergessen sie ihre eigne Lehre, der Mensch müsse alles durchmachen und streichen aus seinem Leben das notwendigste und ehrenvollste Alter, jenes nämlich, in dem er als Lehrer allen voranleuchtete. Wie soll er denn Schüler haben, wenn er nicht gelehrt hat? Denn als er zur Taufe kam, hatte er die Dreißig noch nicht vollendet, so nämlich gibt Lukas seine Jahre an, indem er schreibt: „Jesus aber war ungefähr ins dreißigste Jahr gehend“1 . Nach der Taufe hat er nur noch ein Jahr gepredigt und gelitten, nachdem er das dreißigste Jahr vollendet hatte? Damals war er erst ein S. 163Jüngling, der das Alter der Reife noch nicht erreicht hatte. Allgemein aber gilt das dreißigste Jahr erst als der Anfang der Reife, die sich bis in das vierzigste Jahr erstreckt. Vom vierzigsten bis zum fünfzigsten Jahr reicht das Alter der Vollendung, welches unser Herr hatte, als er lehrte. Das bezeugen das Evangelium und die Priester in Kleinasien, die es so von Johannes, dem Schüler des Herrn, empfangen haben. Dieser aber blieb mit ihnen zusammen bis zu den Zeiten Trajans. Manche aber von ihnen haben nicht nur Johannes, sondern auch andere Apostel gesehen und dieses ebenso von ihnen empfangen und sind dafür Zeugen. Wem soll man nun mehr glauben? Ihnen oder dem Ptolemäus, der die Apostel niemals gesehen hat, ja nicht im Traume einmal zu den Füßen eines Apostels gesessen hat?
Lk. 3,23 ↩
