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Werke Irenäus von Lyon (130-202) Contra Haereses Gegen die Häresien (BKV)
Erstes Buch
8. Kapitel: Weiterer Mißbrauch der Hl. Schrift

5.

Ferner hat Johannes, der Schüler des Herrn, die erste Achtheit auf folgende Weise gelehrt: Da derselbe Johannes den Anfang aller Dinge darstellen wollte, wonach der Vater alles hervorgebracht hat, da stellte er gewissermaßen als Anfang das zuerst vom Vater Erzeugte hin, das er auch den Eingebornen Sohn und Gott nannte, in welchem der Vater das All wie in einem Samenkeime hervorbrachte. Von diesem ist der Logos ausgegangen und in ihm die ganze Wesenheit der Äonen, die später der Logos selber gestaltete. Da er nun vom ersten Anfang sprechen will, so beginnt er geziemenderweise seinen Unterricht von dem Anfang, d. h. vom Vater und dem Logos, indem er also spricht: „Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort, dieses war im Anfang bei Gott“1 . Zuerst unterscheidet er sie dreifach: Gott, den Anfang und das Wort, dann zieht er sie in eins zusammen, um den Ausgang des Sohnes und des Logos anzuzeigen und auch die zwischen ihnen gegenseitig und dem Vater bestehende Einheit. In dem Vater nämlich und aus dem Vater ist der Anfang, und in dem Anfang wie aus dem Anfang ist der Logos. Darum sagte Johannes ganz richtig: „Im Anfange war das Wort“, denn das Wort war in dem Sohne, „und das Wort war bei Gott“ d. h. bei dem Anfang, „und Gott war das Wort“ natürlich, denn was aus Gott geworden, ist selber Gott. „Dieser war im Anfang bei Gott“, damit zeigte er die Reihenfolge des Ausganges an; „alles ist durch ihn geworden und ohne ihn wurde nichts“, denn allen Äonen nach ihm hat der Logos Wesenheit und Gestalt gegeben. „Aber was in ihm geworden ist, ist das Leben.“ Damit weist er auf die eheliche Zeugung hin; von dem All nämlich sagt er, daß es durch ihn geworden sei, das Leben aber ist in ihm geworden. Dieses in ihm gewordene Leben steht ihm also näher als das durch ihn Gewordene, denn es ist mit ihm zusammen und bringt durch ihn S. 28Früchte. Indem Johannes dann fortfährt: „Und das Leben war das Licht der Menschen“, hat er die Kirche und den Menschen mit demselben Namen bezeichnet, damit er durch denselben Namen ihre eheliche Gemeinschaft bezeichne. Denn aus dem Logos und der Zoe2 wurde der Mensch und die Kirche. Licht der Menschen aber nannte er das Leben, weil sie von der Zoe erleuchtet wurden, d. h. gestaltet und geoffenbart. Dasselbe sagt auch Paulus mit den Worten: „Alles, was sich offenbart, ist Licht“3 .


  1. Joh. 1,1-2 ↩

  2. Leben ↩

  3. Eph. 5,13 ↩

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