4.
Indem sie die zerstreut gebrauchten Redewendungen und Namen zusammenlesen, tun sie dem natürlichen Sinne Gewalt an. Sie machen es ähnlich wie diejenigen, die sich ein ganz beliebiges Thema stellen und dasselbe dann in Homerischen Versen bearbeiten, so daß die Unkundigen glauben können, Homer habe das aus dem Stegreif gestellte Thema besungen, und viele werden durch die künstliche Wortfolge zu glauben verführt, daß vielleicht doch die Sache so von Homer gemacht sei. Es sei mir erlaubt, des Beispiels halber jene Verse Homers anzuführen, die jemand auf Herkules zusammengestellt hat, der im Auftrag des Eurystheus den Höllenhund holen sollte. Denn das Verfahren beider hat große Ähnlichkeit.
Also sprechend entließ aus dem Hause den schmerzlich bewegten1
Herkules, den zu gewaltigen Taten befähigten Helden2 ,
Eurystheus, des Stenelos Sohn, der Enkel des Perseus3 ,
Daß aus der Hölle den Hund er hole des düsteren Hades.4
Er nun ging wie ein Löwe vom Berge, der Stärke vertrauend5 ,
Eilig hinab in die Stadt. Es begleiteten sämtliche Freunde6 ,
Mädchen und Jünglinge ihn und im Dulden erfahrene Greise7 ,
S. 32Kläglich jammernd um ihn, als ob er gehe zum Tode8 .
Hermes gab das Geleit und auch die blauäugige Pallas9 ,
Denn im befreundeten Herzen empfand sie, wie sehr er bedrängt war10 .
Welcher Harmlose sollte von solchen Versen nicht verführt werden und glauben, daß sie Homer auf dieses Thema gemacht habe! Dem Homerkenner sind die Verse zwar bekannt, aber das Thema wird ihm unbekannt sein, indem er weiß, daß dies auf Odysseus, jenes auf Herakles, das auf Priamus oder auf Menelaus und Agamemnon geht. Nimmt er nun die Verse auseinander und stellt jeden an seinen richtigen Platz, dann fällt die ganze Geschichte auseinander. Ebenso wird der, welcher die Richtschnur der Wahrheit unerschütterlich in sich festhält, die er in der Taufe empfangen hat, zwar die Namen und Redewendungen und Parabeln aus den Schriften, aber nicht ihre gotteslästerlichen Hirngespinste anerkennen. Zwar wird er die Mosaiksteinchen erkennen, aber den Fuchs nicht für das Bild des Königs halten. Er wird jeden der Aussprüche an seine gehörige Stelle setzen und dem Körper der Wahrheit sie einverleiben, aber ihre Phantasiegebilde bloßlegen und als haltlos dartun.