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Werke Irenäus von Lyon (130-202) Contra Haereses Gegen die Häresien (BKV)
Fünftes Buch
21. Kapitel: Adams Ungehorsam ist durch Christi Gehorsam in jeder Hinsicht wieder gut gemacht

2.

Nicht aber hätte der Herr jene alte und ursprüngliche Feindschaft gegen die Schlange in sich rekapituliert, um die Verheißung des Demiurgen zu erfüllen und sein Gebot auszuführen, wenn er von einem anderen Vater gekommen wäre. Da aber ein und derselbe uns im Anfang erschaffen und am Ende seinen Sohn geschickt hat, so vollzog der Herr sein Gebot, indem er aus dem Weibe geboren wurde, warf unsern Gegner nieder und vollendete den Menschen nach dem Bild und Gleichnis Gottes. Deshalb widerlegte er ihn auch mit nichts anderm als den Worten des Gesetzes, schlug und S. 529überführte den abtrünnigen Engel mit Hilfe des väterlichen Gebotes. Als er nämlich ähnlich wie Moses und Elias vierzig Tage gefastet hatte, hungerte ihn, erstlich, damit wir ihn als einen echten und rechten Menschen erkennen sollten — denn nur ein Mensch hungert beim Fasten —, zweitens aber, damit der Gegner einen Angriffspunkt haben sollte. Denn da er im Anfang den Menschen, der nicht hungerte, durch die Speise verführte, das Gebot Gottes zu übertreten, durfte er am Ende den hungernden Menschen nicht bereden, die Speise, die von Gott kam, zu genießen. Als er ihn also versuchte und sprach: „Wenn du Sohn Gottes bist, sage, daß diese Steine Brote werden“1 , warf der Herr ihn durch die Vorschrift des Gesetzes zurück, indem er sprach: „Es ist geschrieben, nicht allein vom Brote lebt der Mensch“2 . Gegenüber den Worten: „Wenn du der Sohn Gottes bist“, bekannte er sich, um ihn zu verblenden, als Menschen und durch das Wort seines Vaters wies er den ersten Angriff zurück. Weil also im Paradiese der Mensch durch zweifaches Kosten sich angefüllt hatte, mußte es wieder aufgehoben werden in dieser Welt durch Entbehrung. Als jener nun aber durch das Gesetz zurückgeschlagen war, versuchte er gleichfalls durch das Gesetz, wenn auch lügnerisch, wieder einen Angriff. Er führte ihn also auf die Höhe des Tempels und sprach: „Wenn du der Sohn Gottes bist, wirf dich hinab. Denn es stehet geschrieben, daß er seinen Engel deinetwegen befohlen hat und sie werden dich auf den Händen tragen, daß du nicht etwa an einen Stein deinen Fuß stoßest“3 . So verhüllt er seine Lüge durch die Schrift, was alle Häretiker machen. Denn daß er seinen Engeln befohlen hat, das steht geschrieben; daß er sich aber herabwerfen soll, sagte keine Schrift, sondern diesen Rat nahm der Teufel aus sich selbst. Daher widerlegte ihn der Herr mit dem Gesetz, indem er sprach: „Es steht wiederum geschrieben: Nicht versuchen sollst du den Herrn, deinen Gott“4 . Durch den S. 530Hinweis auf das Gesetz zeigte er, daß der Mensch als solcher Gott nicht versuchen soll, und daß der Mensch, der vor ihm stand, den Herrn, seinen Gott, nicht versuchen werde. Der Hochmut in der Schlange ist also durch die Demut im Menschen aufgehoben worden, und schon zweimal war der Teufel aus der Schrift besiegt worden, da er überführt war, gegen Gottes Gebot geraten zu haben, und als Feind Gottes nach seiner eigenen Lehre sich offenbart hatte. Schmählich geschlagen, nahm er nun gleichsam seine ganze Kraft zu einer neuen Lüge zusammen und zeigte ihm zu dritt alle Königreiche der Welt, indem er nach dem Berichte des Lukas sprach: „Dies alles will ich dir geben, da es mir überlassen ist und ich es gebe, wem ich will, wenn du niederfällst und mich anbetest“5 . Da überführte ihn der Herr und sprach: „Weiche, Satan, denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“6 . So entlarvte er diesen und offenbarte sich. Satan ist nämlich ein hebräisches Wort und bedeutet den Abtrünnigen. Durch den dritten Sieg also trieb er ihn endgültig von sich, da er durch das Gesetz besiegt war, und die Übertretung des göttlichen Gesetzes durch Adam wurde aufgehoben durch das Gebot des Gesetzes, das der Menschensohn beobachtete, indem er das Gebot Gottes nicht übertrat.


  1. Mt. 4,3 ↩

  2. Dtn. 8,3 ↩

  3. Mt. 4,6; Ps. 90,11 ↩

  4. Mt. 4,7; Dtn. 4,16 ↩

  5. Mt. 4,9; Lk. 4,6 f. ↩

  6. Mt. 4,10; Dtn, 6,13 ↩

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