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S. 534Hatte er sich doch schon bei der Verführung des Menschen daran gewöhnt, gegen Gott zu lügen. Im Anfang hatte ja Gott dem Menschen viele Speise gegeben und ihm nur verboten, von einem Baume zu essen, wie nach der Schrift Gott zu Adam sprach: „Von jedem Baum im Paradiese sollst du Speise essen, von dem Baume der Erkenntnis des Guten und des Bösen aber, von ihm sollt ihr nicht essen; an welchem Tage ihr esset von ihm, werdet ihr des Todes sterben“1 . Da log jener gegen den Herrn, um den Menschen zu versuchen, und die Schlange sprach nach der Schrift zu dem Weibe: „Was hat doch Gott euch gesagt? Nicht sollt ihr essen von jedem Baume des Paradieses?“2 Da wies jene die Lüge zurück und gab einfach das Gebot wieder, indem sie sprach: „Von jedem Baume des Paradieses werden wir essen, von der Frucht des Baumes aber, der in der Mitte des Paradieses ist, hat Gott gesagt, von der sollt ihr nicht essen, noch sie anrühren, damit ihr nicht sterbet“3 . Als er nun von dem Weibe das Gebot Gottes vernommen hatte, da nahm er zur List seine Zuflucht und täuschte sie abermals, indem er sprach: „Nicht werdet ihr des Todes sterben. Es wußte Gott nämlich, daß, an welchem Tage ihr davon essen werdet, eure Augen sich öffnen werden und ihr sein werdet wie die Götter, indem ihr das Gute und Böse wisset“4 . Erstlich also sprach er in Gottes Paradiese von Gott, als ob er nicht zugegen wäre, denn er kannte ja nicht die Größe Gottes. Und zweitens: Als er von Eva gehört hatte, daß Gott gesagt hatte, daß sie sterben würden, wenn sie von dem genannten Baume gekostet hätten, sprach er die dritte Lüge, indem er sagte: „Ihr werdet nicht des Todes sterben.“ Daß aber Gott wahr ist und die Schlange ein Lügner, zeigte die Wirkung, indem der Tod denen S. 535folgte, die gegessen hatten. Denn zugleich mit der Speise zogen sie sich auch den Tod zu, da sie im Ungehorsam aßen. Ungehorsam nämlich gegen Gott bringt den Tod. Deshalb stehen sie seitdem unter dem Tode und wurden seine Schuldner.
