46.
S. 119 1. Wenn ich euch aber noch dazu die Götterbilder selbst zur Betrachtung vor Augen stelle, so werdet ihr, wenn ihr an sie herantretet, das Herkommen, das euch veranlaßt, gefühllose „Werke von Menschenhand“1 anzubeten, wahrhaft albern finden.
2.2 In alter Zeit beteten nämlich die Skythen das Krummschwert,3 die Araber den Stein, die Perser den Fluß an;4 und von den übrigen Menschen errichteten die noch älteren weithin sichtbare hölzerne Pfähle und stellten steinerne Säulen auf,5 von denen die ersteren auch ξόανα [Schnitzwerke] hießen, weil das Holz geglättet war [ἀπεξέσθαι].
3. Z. B. war auf Ikaros6 die Artemisstatue ein unbearbeitetes Stück Holz und in Thespeia7 die Statue der Kithaironischen Hera ein umgehauener Baumstumpf; und die Statue der samischen Hera war, wie Aëthlios sagt, zuerst ein rohes Brett, und erst später unter dem Archon Prokles wurde es menschenähnlich.8 Nachdem man aber angefangen hatte, die Schnitzwerke [ξόανα] den Menschen ähnlich zu machen, erhielten sie den Namen βρέτη [hölzerne Götterbilder] von βροτοί [Sterbliche].
4. In Rom war, wie der Schriftsteller Varro sagt, in alter Zeit das Kultbild des Ares ein Speer,9 da die Künstler noch nicht zu dieser schön anzusehenden, verderblichen Kunst fortgeschritten waren. Als aber die Kunst zur Blüte gelangt war, wuchs auch die Verirrung.
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Ps. 113, 12. ↩
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Zu 46, 2—4 vgl. Arnob. Adv. nat. VI 11. ↩
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Das hier gebrauchte Wort, ἀκινάκης, bezeichnet eigentlich einen kurzen persischen Säbel, vgl. Herodot VII 54. ↩
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Vgl. Herodot I 138. ↩
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Vgl. Strom. I 164, 1. ↩
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Insel in der Nähe von Samos. ↩
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Stadt in Boiotien. ↩
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Aëthlios Fr. 1 FHG IV p. 287. ↩
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Vgl.Varro, Ant. rer. div. lib. XVI. Fr. † 34 Agahd, Jahrbb. f. Philol. 24. Suppl.-Bd. [1898] S. 210. ↩