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Werke Clemens von Alexandrien (150-215) Protrepticus
7. Kapitel

76.

1. Und nicht nur Menandros, sondern auch Homeros und Euripides und zahlreiche andere Dichter S. 153 stellen eure Götter bloß und scheuen sich nicht, sie zu schmähen, so sehr es ihnen nur möglich ist. So nennen sie die Athene „Hundsfliege“1 und den Hephaistos „an beiden Füßen gelähmt“2 und zu Aphrodite sagt Helene: „Nimmer kehre zurück zum Olympos mit deinen Füßen!“3

2. Von Dionysos aber schreibt Homer unverhüllt: „Welcher4 dereinst des Dionysos Ammen des Rasenden jagte Über die heiligen Berge von Nysa;5 sie aber warfen Alle zugleich in den Staub das Gerät6 vor dem Mörder Lykurgos.“7

3. Wahrhaftig würdig der Sokratischen Schule ist Euripides: er blickt auf die Wahrheit und kümmert sich nichts um die Zuschauer, wenn er einmal den Apollon bloßstellt, „der der Erde Mittelpunkt Bewohnt und Menschen zuverlässig Weisung gibt;

4. Ihm folgend hab' ich meine Mutter umgebracht:8 Ihn haltet für den Frevler, ihn laßt töten auch! Denn jener hat gefehlt, nicht ich, Der ich nicht wußte, was gerecht und billig ist,“9

5. ein anderesmal den Herakles als wahnsinnig10 und in einem anderen Stück als betrunken und unersättlich11 einführt. Wie soll man das anders bezeichnen, wenn er, mit Fleisch bewirtet, S. 154 „grüne Feigen dazu aß, Mißtönend schreiend selbst für ein Barbarenohr“12 ?

6. Schließlich stellt er in seinem Drama „Ion“ ohne jegliche Scheu die Götter auf dem Theater zur Schau: „Wie ist es nun gerecht, daß ihr Gesetze gebt Den Menschen, selbst jedoch des Unrechts schuldig seid? Wenn ihr, zwar wird's nicht sein, doch sei der Fall gesetzt, Den Menschen büßen müßtet für erzwungene Ehn, Du und Poseidon und des Himmels Herrscher Zeus, So machtet ihr beim Zahlen eure Tempel leer.“13


  1. Hom. Il. 21, 394. 421. ↩

  2. Hom. Il. 1, 607 u. ö. ↩

  3. Hom. Il. 3, 407. ↩

  4. Es ist von dem thrakischen Gegner des Dionysos, dem Sohn des Dryas Lykurgos, die Rede. ↩

  5. Es gab viele heilige Orte dieses Namens; hier ist wohl an Thrakien zu denken. ↩

  6. die heiligen Geräte der Bakchosfeier, vor allem die Thyrsosstäbe und die Fackeln. ↩

  7. Hom. Il. 6, 132–134. ↩

  8. Es spricht Orestes. ↩

  9. Euripides Orestes 591 f. 594–596. 417. ↩

  10. in dem Drama Herakles. ↩

  11. in dem Drama Alkestis 755 ff. ↩

  12. Euripides Fr. 907; vgl. Alkestis 760. ↩

  13. Euripides, Ion 442—447 [es spricht Ion zu Apollon]; vgl. Just. De. mon. 5; A. Elter, Gnom. hist. S. 125. ↩

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