19. Von der Feier des großen Sabbats und von dem Auferstehungstage.
Daher ermahnen wir euch, an diesen Tagen zu fasten bis zum Abend, wie auch wir gefastet haben, als er uns entrissen worden war; an den übrigen Tagen aber vor Parasceve soll Jeder um die neunte Stunde oder Abends essen, oder wie es Jemand vermag; am Sabbat aber setzet (das Fasten) fort bis zum Hahnenrufe und gebet mit Anbruch des Tages nach dem Sabbat, welches der Tag des Herrn ist, das Fasten auf. Vom Abende bis zum Hahnenrufe bleibet wach und gemeinsam in der Kirche versammelt, haltet Vigilie, und während dieser Nachtwache flehet und betet zu Gott, leset das Gesetz, die Propheten und die Psalmen bls zum Hahnenruf und taufet die Katechumenen; und nachdem das Evangelium in Furcht und Zittern gelesen und S. 171 eine Ansprache über die Heilswahrheiten an das Volk gehalten ist, leget die Trauer ab und bittet, daß sich Israel bekehren möge und Buße thun und Verzeihung der Gottlosigkeit erhalte; denn der fremde Richter hat die Hände waschend gesagt: „Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten. Sehet ihr zu.” Aber das Volk schrie: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.”1 Und als Pilatus gesprochen: „Soll ich denn euern König kreuzigen?” da schrien sie: „Wir haben keinen andern König als den Kaiser. Wenn du Diesen entlassest, so bist du kein Freund des Kaisers. Denn ein Jeder, der sich zum König aufwirft, ist gegen den Kaiser. Kreuzige ihn, kreuzige ihn!”2 Und der Landpfleger Pilatus sowie der König Herodes befahlen, ihn zu kreuzigen; und erfüllt ward die Schrift, welche sagt: „Was tosen denn die Heiden und sinnen auf Eitles die Völker. Es standen auf die Könige der Erde, und die Fürsten schaarten sich zusammen wider ihn, wider den Herrn und seinen Gesalbten.” „Sie warfen weg den Geliebten wie einen scheußlichen Todten.”3 Und als er am Rüsttag gekreuziget und mit dem Aufleuchten des Tags des Herrn wieder erstanden, da ward die Schrift erfüllt, welche sagt: „Steh' auf. Gott, richte die Erde; denn du erbest aus allen Völkern.”4 Und wiederum: „Ich will aufstehen,” spricht der Herr, „will in's Heil einsetzen, will dabei mit Zuversicht auftreten;”5 und: „Du aber, Herr, erbarme dich meiner und mache mich wieder aufstehen, dann will ich ihnen vergelten.”6 Deßwegen also sollet auch ihr bei der Auferstehung des Herrn euer Opfer darbringen, wie er euch durch uns aufgetragen hat, indem er sprach: „Dieß thut zu meinem Andenken.”7 Und nachher höret auf zu fasten; freuet euch und begehet den festlichen Tag, weil das Unterpfand euerer Auferstehung, Jesus Christus, von den Todten S. 172 ist auferweckt worden, und dieß soll8 bei euch fortwährend Gebrauch sein bis zum Ende der Zeit, da der Herr wieder kommt;9 denn für die Juden ist der Herr bis zur Stunde noch todt wegen ihres Unglaubens, für die Christen aber ist er auferstanden, weil diese die feste Überzeugung haben, daß die Hoffnung auf ihn unsterbliches ewiges Leben ist. Am achten Tage darauf begehet festlich den Oktavtag, an welchem10 der Herr mich schwergläubigen Thomas von der Auferstehung überzeugte, indem er die Spuren der Nägel und die Wunde der Lanze in der Seite zeigte. Und wiederum, vom ersten Sonntage (Ostersonntag) vierzig Tage, gezählt, sollt ihr am fünften Wochentage nach dem Tage des Herrn (Donnerstag) feiern das Fest der Aufnahme des Herrn, an welchem er, nachdem er die ganze Ökonomie und Anordnung des Heils erfüllt, zum Vater, der ihn gesandt hat, zu Gott emporstieg, sich setzte zur Rechten der Macht11 und wartet, bis seine Feinde zu seinen Füßen gelegt sind, welcher auch kommen wird am Ende der Zeit12 mit Macht und großer Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Todten13 und zu vergelten Jedem nach seinen Werken. Und alsdann14 werden sie sehen den geliebten Sohn Gottes, welchen sie durchstochen haben, und ihn erkennend werden sie trauern über sich selbst, in ihren öffentlichen Versammlungen und ihre Weiber daheim.