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Werke Kirchenordnungen Constitutiones Apostolorum Apostolische Konstitutionen und Kanones
Sechstes Buch: Von den Schismatikern und Ketzern.

12. Die Christen dürfen die jüdischen Gebräuche nicht beobachten.

Weil damals diese Häresie zur Irreführung ziemlich kräftig erschien und die ganze Kirche in Gefahr brachte, haben wir Zwölf uns zu Jerusalem versammelt (denn statt des Verräthers Judas war Matthias zu unserm Mitapostel erwählt worden und erhielt die Stelle des Judas wie geschrieben steht: „Seinen Episkopat erhalte ein Anderer1 und überlegten zugleich mit Jakobus, dem Bruder des Herrn, S. 190 was zu geschehen habe. Und es schien ihm und den Ältesten gut,2 Worte der Belehrung zum Volke zu sprechen; denn es waren Einige aus Judäa nach Antiochia gekommen und lehrten die Brüder daselbst so: „Wenn ihr nicht nach Mosis Verordnung beschnitten werdet und euch den übrigen Gebräuchen, die er angeordnet hat, unterzieht, so könnt ihr nicht selig werden.„3 Der Hader und Streit, welcher entstanden, war demnach kein geringfügiger. Die Brüder zu Antiochia hatten erfahren, daß wir Alle zur Beschlußfassung in dieser Sache in Jerusalem versammelt seien, und sandten an uns verlässige und der Schrift kundige Männer ab, um bezüglich dieser Streitfrage sich unterweisen zu lassen. Als aber Jene nach Jerusalem gekommen waren, meldeten sie uns, was auch in der Kirche zu Antiochia Gegenstand des Streites sei; daß nämlich Einige auftreten, welche sagen, man müsse (Jene, welche den Glauben angenommen) beschneiden und ihnen auferlegen, das Gesetz Mosis zu halten. Als der Streit hierüber heftig wurde, da stand ich, Petrus, auf und sprach zu ihnen: „Männer, Brüder! Ihr wisset, daß Gott schon vor geraumer Zeit unter uns es so bestimmt habe, daß die Heiden aus meinem Munde das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten. Und Gott, der die Herzen kennt, hat ihnen Zeugniß gegeben.4 Denn dem Kornelius, einem Hauptmann des römischen Reiches, erschien einst ein Engel und sprach von mir zu ihm, daß er mich holen lasse und aus meinem Munde das Wort des Lebens höre. Jener aber beschied mich von Joppe nach Cäsarea Strato. Als ich im Begriffe stand, zu ihm abzureisen, wollte ich eine Speise nehmen, und während meine Leute mir dieselbe zubereiteten, war ich im obersten Theile des Hauses, um zu beten. Und ich sah den Himmel aufgethan und ein Gefäß herunterkommen, wie wenn ein großes Leintuch an seinen S. 191 vier Enden vom Himmel heruntergelassen würde. Darin waren alle vierfüßige und kriechende Thiere der Erde und alle Vögel des Himmels. Und es kam eine Stimme vom Himmel an mich und sprach: „Mache dich auf, Petrus, schlachte und iß.“5 Ich aber sprach : „Das sei ferne, o Herr! Ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen.„ Und es kam zum zweiten Mal eine Stimme und sprach: „Was Gott gereinigt hat, das sollst du nicht gemein nennen.“ Und Dieß geschah dreimal, und das Gefäß wurde allsogleich in den Himmel aufgenommen. Als ich über die Bedeutung des Gesichtes nachdachte, sprach zu mir der Geist: „Siehe, Männer suchen dich. Mache dich also auf und gehe mit ihnen und zweifle nicht, denn ich habe sie gesendet.„ Diese aber waren vom Hauptmann gesandt. Und während ich also nachdachte, verstand ich das Wort des Herrn, daß Jeder, der den Namen des Herrn anrufe, gerettet werde.6 Und wiederum: „Es werden wieder sich erinnern an den Herrn und ihm sich zuwenden der Erde Enden all, und vor ihm werden sich anbetend neigen alle Heidenstämme. Denn Gottes ist das Reich, und er wird herrschen auch über die Heiden.“7 Und eingedenk dessen, daß überall von der Berufung der Heiden die Rede sei, stand ich auf und ging mit ihnen und kam in das Haus des Mannes. Und da ich zu reden anfing, fiel der hl. Geist auf sie, sowie auch auf uns im Anfang, er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte durch den Glauben ihre Herzen. Und ich habe erkannt, daß bei Gott kein Ansehen der Person gilt, sondern unter allen Völkern ist ihm der angenehm, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt. Darüber wunderten sich auch die Gläubigen aus der Beschneidung. „Nun also, was wollt ihr Gott versuchen, um ein schweres Joch auf den Nacken der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn selig zu werden, wie auch Jene.„8 Denn befreit hat uns S. 192 der Herr von den Banden und unsere Last leicht und das schwere Joch in Milde von uns abgenommen. Als ich Dieß sprach, schwieg die ganze Volksmenge, und es antwortete Jakobus, der Bruder des Herrn, und sprach: „Männer, Brüder, höret mich! Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal sich gnädig herabließ, um aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu erwählen. Damit stimmen auch die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: Hernach will ich wieder kommen und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen und ihre Trümmer aufrichten und wieder in die Höhe bringen, damit auch die übrigen Menschen und alle Völker, über welche mein Name angerufen wird, den Herrn suchen. So spricht der Herr, welcher Dieses alles thut. Gott wußte ja schon von Ewigkeit her, was er thun wollte. Dießwegen halte ich dafür, man sollte den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Unruhe machen, sondern ihnen schreiben, daß sie sich von den heidnischen Befleckungen der Götzenopfer und von Hurerei und vom Erstickten und vom Blute enthalten sollen, was auch jenen Alten, welche vor dem Gesetze nach der Natur lebten: Enos, Enoch, Noe, Melchisedech, Job und wer also lebte, heilig war. Damals gefiel es uns Aposteln und dem Bischöfe Jakobus und den Ältesten sammt der ganzen Gemeinde, aus unserer Mitte gewählte Männer zugleich mit Barnabas und Paulus, dem Weltapostel aus Tarsus, nach Antiochia zu schicken, nämlich den Judas mit dem Zunamen Barsabas und den Silas, Männer, die bei den Brüdern in Ansehen standen, und man gab ihnen folgendes Schreiben mit: „Die Apostel und ältesten Brüder wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochien in Syrien und in Cilicien sind. Weil wir gehört haben, daß Einige von den Unsrigen zu euch gekommen sind und euch mit Worten verwirrten und euer Gemüth beunruhigten, ohne von uns einen Auftrag erhalten zu haben, so haben wir hierüber in unserer gemeinsamen Versammlung für gut befunden, etliche Männer auszusuchen und sie mit den geliebtesten Barnabas und Paulus an euch zu senden, welche beide ihre Seele für S. 193 den Namen unseres Herrn Jesus Christus hingegeben haben, durch welche ihr geschrieben habet. Wir haben aber auch mit ihnen den Judas und Silas abgesendet, die euch Dasselbe sagen werden; denn dem hl. Geiste und uns hat es gefallen, euch weiter keine Last aufzulegen als folgende nothwendige Stücke: „Daß ihr euch nämlich enthaltet vom Götzenopferfleisch und vom Blute und vom Erstickten und von Hurerei. Wenn ihr euch davon enthaltet, so werdet ihr wohl thun. Lebet wohl.“9 Diesen Brief also haben wir abgesendet; wir selbst aber blieben noch mehrere Tage in Jerusalem und pflogen mit einander Berathung, was zu gemeinsamem Nutz und Frommen.


  1. Ps. 108, 8. ↩

  2. Apostelg. 15. ↩

  3. Apostelg. 15, 1. ↩

  4. Apostelg. 15, 7–9. ↩

  5. Apostelg. 10 ↩

  6. Joel 2, 32. ↩

  7. Ps. 21, 28. 29. ↩

  8. Apostelg. 15, 10. 11. ↩

  9. Apostelg. 15, 23–29. ↩

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