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Werke Methodius von Olympus (260-312) Convivium decem virginum Gastmahl oder Die Jungfräulichkeit (BKV)
Zweite Rede: Theophila

VII.

Und es mag denn einer in der Tat bei unkritischen und gedankenlosen Männern leicht ankommen mit der täuschenden Behauptung: dieser fleischerne Mantel der Seele werde von Menschen gepflanzt und forme sich dann selbst wider Gottes Verbot; jedoch damit wird er keinen Glauben finden, wenn er lehrt, auch das unsterbliche Wesen der Seele selbst werde gesät mit dem sterblichen Leibe. Denn das Unsterbliche und ewig Junge bläst allein der Allmächtige ein, denn er allein ist auch der Schöpfer des Unsichtbaren und Unvergänglichen. S. 299

Es heißt ja: „Er blies in sein Antlitz den Hauch des Lebens und es wurde der Mensch zur lebendigen Seele“1. Offenbar diese Handwerkerseelen, die zur Schändung der Menschen die Schaffung menschenähnlicher Figuren betreiben, die den eigenen Schöpfer nicht kennen, klagt der Logos an in dem tugendvollen Buche der Weisheit, wenn er spricht: „Asche ist ihr Herz, und billiger als Erde ihre Hoffnung, und ihr Leben wertloser als Ton, weil sie ihren Schöpfer nicht kennen, den nicht, der ihnen die wirkende Seele einhauchte und ihnen einblies den Lebensodem“2. Dies ist aller Menschen Schöpfer: Gott. Daher will er auch nach dem Apostel, „daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“3. Und wenn schon dies Thema kaum zu einem Abschluß gebracht ist, bleibt nun doch das andere zu besprechen: Wenn nämlich einer sich mit der Wissenschaft von den Dingen, die dem Menschen naturgemäß sind, eingehend beschäftigt hat, so wird er auf Grund dieses Wissens die Kindererzeugung mit nichten eine Schande heißen, aber Lob und Vorzug der Reinheit geben. Denn deshalb, weil der Honig süßer und angenehmer ist als die andern Sachen, darf doch nicht alles übrige für bitter angesehen werden, was so mit der natürlichen Süßigkeit der Früchte vermischt erscheint. Und dafür will ich als einen zuverlässigen Zeugen den Paulus anführen, der da spricht: „Darum tut gut, wer seine Jungfrau verheiratet, besser, wer sie nicht verheiratet“4. Denn durch die Danebenstellung des Besseren und Süßeren hat der Logos das andere nicht mit einem Verbot aufgehoben, sondern das macht er zum Gesetz: Jedem das ihm Eigentümliche und Nützliche zuzuweisen. So hat er den einen das Glück der Jungfräulichkeit noch nicht beschieden, von andern aber will er, daß sie nicht mehr sich beflecken mit leidenschaftlichen Reizungen, sondern von da ab nunmehr üben und zur Schau tragen die Umwandlung der Leiber in den engelgleichen Zustand, da „sie nicht mehr heiraten und nicht mehr geheiratet S. 300 werden“5 gemäß den truglosen Anweisungen des Herrn; denn keineswegs allen wird die fleckenlose und dem Himmelreich entsprechende Verschnittenheit zugetraut, sondern offenbar jenen allein, die auch vermögen die immersprossende und reine Blume der Jungfräulichkeit zu bewahren. Einer Wiese, aller Blumen und Farben voll, läßt das Prophetenwort die Kirche gleichen, die ja nicht nur prangt im Kranze der Blüten der Reinheit, sondern auch im Schmucke der Blüten der Kindererzeugung und der Enthaltsamkeit, denn es heißt: „Mit Goldkleidern und Fransen geschmückt tritt die Königin zur Rechten“6 des Bräutigams. Liebe Arete, dies ist’s, was ich nach meiner Kraft zum Gespräch über die Wahrheit beisteuere.

Als Theophila solches gesprochen, da sei ein Lärm entstanden (erzählte Theopatra) vonseiten der Jungfrauen und sie hätten der Rede Beifall gespendet. Und da sie wieder ruhig wurden und lange Stille herrschte, da habe Thaleia sich erhoben; denn ihr war es zugefallen, an dritter Stelle, nach Theophila, in den Redekampf einzugreifen.


  1. Gn. 2,7. ↩

  2. Weish. 5,10. ↩

  3. 1 Tim. 2,4. ↩

  4. 1 Kor. 7,38. ↩

  5. Mt. 22,30. ↩

  6. Ps. 45,10. ↩

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Einleitung zum „Gastmahl“ von Methodius von Olympus
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Note on Methodius

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