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Werke Athanasius von Alexandrien (295-373) Contra Gentes

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Gegen die Heiden (BKV)

18.

Wo fände sich da noch eine Verteidigung, wo noch ein Beweis für die Gottheit solcher Figuren auf seiten derer, die in diesem Götzenwahn befangen sind? Denn aus dem eben erst Gesagten schloß die Vernunft, daß sie Menschen sind, und zwar keine ehrenwerten. Doch vielleicht wollen sie sich jetzt darauf hinausreden und stark pochen auf die von ihnen gemachten praktischen Erfindungen und behaupten, sie würden deshalb auch für Götter gehalten, weil sie den Menschen nützlich geworden sind. Zeus soll ja die Plastik, Poseidon die Kunst des Steuermannes, Hephäst das Schmiedehandwerk, Athene die Webekunst, Apollo die Musik, Artemis die Jagd, Hera die Bekleidungskunst, Demeter den Ackerbau und andere wieder andere Künste erfunden haben, wie die Schriftsteller von ihnen berichtet haben. Doch diese und derlei Künste hätten die Menschen nicht ihnen allein gutschreiben sollen, sondern der allgemeinen Menschennatur, dank deren Beobachtungsgabe die Menschen die Künste erfinden; denn die Kunst, heißt es allgemein, ist Nachahmung der Natur. Wenn sie also in den Künsten, mit denen sie sich abgaben, bewandert geworden sind, so braucht man sie deshalb auch nicht für Götter zu halten, sondern viel eher für Menschen. Denn nicht von ihnen1 sind die S. 558 Künste ausgegangen, vielmehr haben die Menschen dabei die Natur nachgeahmt. Denn da die Menschen laut Definition von Natur für die Wissenschaft empfänglich sind, so ist es kein Wunder, wenn sie selbst mit ihrem menschlichen Verstand auf ihre eigene Natur sahen und auf einfache Beobachtung hin die Künste erfanden. Oder wenn sie es billig finden, jene dank der Erfindung der Künste als Götter anzusprechen, so muß man auch die Erfinder der übrigen Künste Götter nennen, und zwar mit demselben Recht, mit dem auch jene dieses Namens gewürdigt wurden. Denn das Alphabet erfanden die Phönizier, das Heldenepos Homer, die Dialektik der Eleate Zeno2, die Rhetorik Korax von Syrakus3, die Bienenzucht Aristäus4, die Aussaat des Weizens Triptolemos5, die Gesetze Lykurg von Sparta6 und Solon von Athen7; die Verbindung der Buchstaben und die Zahlen, Maße und Gewichte erfand Palamedes8. Wieder andere brachten andere und verschiedenartige für das menschliche Leben nützliche Entdeckungen, wie die S. 559 Geschichtschreiber uns bezeugen. Wenn also die Künste zu Göttern erheben, und dank ihnen es geschnitzte Götter gibt, so müssen auch die späteren Erfinder von Künsten wie jene Götter sein. Oder aber sie würdigen diese nicht göttlicher Ehre, sondern betrachten sie als Menschen, dann folgt, daß man auch Zeus, Hera und die anderen nicht Götter zu nennen, sondern zu glauben hat, daß auch sie Menschen gewesen, und dies um so mehr, da sie nicht einmal ehrwürdig waren, wie sie auch schon durch die Anfertigung von Bildwerken beweisen, daß sie nichts weiter als Menschen gewesen sind.


  1. Von den Göttern. ↩

  2. Er lebte ca. 464/60 und war Nachfolger des Parmenides; er gilt als Schöpfer der Dialektik. ↩

  3. Er ist der Verfasser des ersten rhetorischen Lehrbuches, dessen Definition der Redekunst und Einteilung der Rede von Gorgias und Isokrates übernommen wurden. ↩

  4. Er war ursprünglich ein altertümlicher Feld- und Weidegott, der Sohn Apollos und der Kyreae, einer Tochter des Lapithenkönigs Hypseus. Er galt als spezieller Beschützer der Bienenzucht (Diod. 4, 81, 2). ↩

  5. Bewohner von Eleusis, Sohn des Eleusis und der Chthonia, war ein Liebling der Demeter, die ihn die eleusinischen Mysterien lehrte. Auf ihr Geheiß hat er zuerst im rharischen Gefilde, dann auf der ganzen Erde das Säen und überhaupt den Ackerbau verbreitet. ↩

  6. Der mythische Gesetzgeber Spartas. ↩

  7. Für 594 war er zum Archon gewählt mit der Befugnis zu gesetzgeberischen Reformen zum Zwecke der Linderung der sozialen Notstände. Als seine wichtigste Tat gilt die Kodifizierung des attischen Privatrechtes. ↩

  8. Sohn des Euböers Nauplios und der Klymene (?), entlarvte den Odysseus, der sich wahnsinnig stellte, um den Zug gegen Troja nicht mitmachen zu müssen. Er fand aber dann ob der rachsüchtigen Tücke des Odysseus den Tod. ↩

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Against the Heathen

§18. Heathen defence continued. (2) ‘The gods are worshipped for having invented the Arts of Life.’ But this is a human and natural, not a divine, achievement. And why, on this principle, are not all inventors deified?

What defence, then, what proof that these are real gods, can they offer who hold this superstition? For, by what has been said just above, our argument has demonstrated them to be men, and not respectable men. But perhaps they will turn to another argument, and proudly appeal to the things useful to life discovered by them, saying that the reason why they regard them as gods is their having been of use to mankind. For Zeus is said to have possessed the plastic art, Poseidon that of the pilot, Hephæstus the smith’s, Athena that of weaving, Apollo that of music, Artemis that of hunting, Hera dressmaking, Demeter agriculture, and others other arts, as those who inform us about them have related. 2. But men ought to ascribe them and such like arts not to the gods alone but to the common nature of mankind, for by observing nature 1 men discover the arts. For even common parlance calls art an imitation of nature. If then they have been skilled in the arts they pursued, that is no reason for thinking them gods, but rather for thinking them men; for the arts were not their creation, but in them they, like others, imitated nature. 3. For men having a natural capacity for knowledge according to the definition laid down 2 concerning them, there is nothing to surprise us if by human intelligence, and by looking of themselves at their own nature and coming to know it, they have hit upon the arts. Or if they say P. 14 that the discovery of the arts entitles them to be proclaimed as gods, it is high time to proclaim as gods the discoverers of the other arts on the same grounds as the former were thought worthy of such a title. For the Phœnicians invented letters, Homer epic poetry, Zeno of Elea dialectic, Corax of Syracuse rhetoric, Aristæus bee-keeping, Triptolemus the sowing of corn, Lycurgus of Sparta and Solon of Athens laws; while Palamedes discovered the arrangement of letters, and numbers, and measures and weights. And others imparted various other things useful for the life of mankind, according to the testimony of our historians. 4. If then the arts make gods, and because of them carved gods exist, it follows, on their shewing, that those who at a later date discovered the other arts must be gods. Or if they do not deem these worthy of divine honour, but recognise that they are men, it were but consistent not to give even the name of gods to Zeus, Hera, and the others, but to believe that they too have been human beings, and all the more so, inasmuch as they were not even respectable in their day; just as by the very fact of sculpturing their form in statues they shew that they are nothing else but men.


  1. φύσις is here used in a double sense.  ↩

  2. By Aristotle,Top.V. ii.–iv. where man is defined as ζῶον ἐπιστήμης δεκτικόν : compareMetaph.I. i. ‘All men by nature desire to know.’  ↩

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Against the Heathen
Gegen die Heiden (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zu "Gegen die Heiden" und "Über die Menschwerdung"
Introduction to Against the Heathen

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