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Gegen die Heiden (BKV)
8.
Nicht genug daran, die Bosheit ersonnen zu haben, begann die menschliche Seele, nach und nach in noch Schlechterem sich auszuwirken. Sie lernte verschiedene Arten von Lüsten kennen, zog über sich her den Schleier der Vergessenheit für das Göttliche, ergötzte sich an den fleischlichen Regungen, sah nur mehr auf das Augenblickliche und dessen Reize und verfiel so auf den Wahn, es gebe außer dem Sichtbaren nichts S. 541 weiteres mehr, vielmehr sei das Zeitliche und Leibliche das Gute. Aber abgekehrt und verlustig gegangen des Bewußtseins, ein Ebenbild des guten Gottes zu sein, sieht sie jetzt nicht mehr mit der ihr eigenen Kraft Gott den Logos, nach dem sie erschaffen ist; vielmehr macht sie, außer sich gekommen, sich Gedanken über das Nicht-seiende und stellt es sich vor. Denn mit dem Wust der sinnlichen Begierden hat sie gleichsam den Spiegel in sich verdeckt, in dem allein sie das Bild des Vaters schauen konnte, und sieht jetzt nicht mehr, woran die Seele zu denken hat; vielmehr treibt sie sich überall herum und sieht nur, was in die Sinne fällt. Deshalb stellt sie sich, trunken vor lauter fleischlicher Begier und betäubt von ihren Vorspiegelungen, nunmehr den Gott, den sie im Herzen vergessen hatte, in körperlichen und sinnlichen Dingen vor, indem sie den Namen Gott auf die sichtbaren Dinge überträgt und nur das preist, was ihr beliebt und was sie willkommen findet. Voraus geht also dem Götzendienst als dessen Quelle die Bosheit: Erst verstunden es die Menschen, sich die nichtseiende Bosheit auszudenken, dann schufen sie sich auch die nichtseienden Götter. Wie einer, der in die Tiefe stürzte und bei seiner Blickrichtung nach unten und kraft des ihm nachstürzenden Wogenschwalles das Licht nicht mehr sähe noch das im Lichte Sichtbare, und jetzt, wo er nur das in der Tiefe Liegende wahrnimmt, wähnte, es gebe außer dem nichts weiteres, sondern eben dem ihm Sichtbaren komme die Herrschaft über das Seiende zu, so haben auch vor Zeiten die törichten Menschen, versunken in die fleischlichen Begierden und Vorstellungen und verlustig gegangen ihres Gottesbegriffes und Gottesglaubens, ihrer verfinsterten Vernunft oder vielmehr Unvernunft folgend, die sichtbaren Dinge als Götter sich gedacht, erhoben so die Kreatur über den Schöpfer und erwiesen lieber den Werken göttliche Verehrung als ihrem Urheber und Schöpfer, Gott dem Herrn. Wie aber nach dem vorhin angeführten Gleichnis die in die Tiefe Sinkenden, je weiter sie abwärts gleiten, in um so dunklere und tiefere Stellen geraten, so ist es auch dem Menschengeschlechte ergangen. Denn sie hielten nicht an einem Götzendienst fest, blieben nicht bei dem stehen, S. 542 womit sie begonnen, sondern solange sie noch bei den ersten Verirrungen verweilten, gingen sie schon auch auf neuen Teufelsspuk aus. Und weil sie an den ersten nicht satt wurden, füllten sie sich mit neuem Bösen an, kamen so in den schändlichsten Dingen immer weiter und erschlossen ihrer Gottlosigkeit immer weiteres Gebiet. Dafür zeugt auch die göttliche Schrift, wenn sie sagt: „Wenn der Gottlose in den Abgrund der Bösen gerät, dann achtet er es nicht“1.
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Sprichw. 18, 3. ↩
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Against the Heathen
§8. The origin of idolatry is similar. The soul, materialised by forgetting God, and engrossed in earthly things, makes them into gods. The race of men descends into a hopeless depth of delusion and superstition.
Now the soul of mankind, not satisfied with the devising of evil, began by degrees to venture upon what is worse still. For having experience of diversities of pleasures, and girt about with oblivion of things divine; being pleased moreover and having in view the passions of the body, and nothing but things present and opinions about them, ceased to think that anything existed beyond what is seen, or that anything was good save things temporal and bodily; P. 8 so turning away and forgetting that she was in the image of the good God, she no longer, by the power which is in her, sees God the Word after whose likeness she is made; but having departed from herself, imagines and feigns what is not. 2. For hiding, by the complications of bodily lusts, the mirror which, as it were, is in her, by which alone she had the power of seeing the Image of the Father, she no longer sees what a soul ought to behold, but is carried about by everything, and only sees the things which come under the senses. Hence, weighted with all fleshly desire, and distracted among the impressions of these things, she imagines that the God Whom her understanding has forgotten is to be found in bodily and sensible things, giving to things seen the name of God, and glorifying only those things which she desires and which are pleasant to her eyes. 3. Accordingly, evil is the cause which brings idolatry in its train; for men, having learned to contrive evil, which is no reality in itself, in like manner feigned for themselves as gods beings that had no real existence. Just, then, as though a man had plunged into the deep, and no longer saw the light, nor what appears by light, because his eyes are turned downwards, and the water is all above him; and, perceiving only the things in the deep, thinks that nothing exists beside them, but that the things he sees are the only true realities; so the men of former time, having lost their reason, and plunged into the lusts and imaginations of carnal things, and forgotten the knowledge and glory of God, their reasoning being dull, or rather following unreason, made gods for themselves of things seen, glorifying the creature rather than the Creator 1, and deifying the works rather than the Master, God, their Cause and Artificer. 4. But just as, according to the above simile, men who plunge into the deep, the deeper they go down, advance into darker and deeper places, so it is with mankind. For they did not keep to idolatry in a simple form, nor did they abide in that with which they began; but the longer they went on in their first condition, the more new superstitions they invented: and, not satiated with the first evils, they again filled themselves. with others, advancing further in utter shamefulness, and surpassing themselves in impiety. But to this the divine Scripture testifies when it says, “When the wicked cometh unto the depth of evils, he despiseth 2.”