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Werke Athanasius von Alexandrien (295-373) Orationes contra Arianos Vier Reden gegen die Arianer (BKV)
[Vierte] Rede gegen die Arianer

2.

Denn wenn nicht eine wesenhafte Weisheit und ein substanzielles Wort und ein seiender Sohn existiert, sondern einfach Weisheit, Wort und Sohn im Vater, so ist wohl der Vater selbst aus Weisheit und Wort zusammengesetzt. Wenn aber dem so ist, so werden sich die angeführten Ungereimtheiten ergeben. Er wird auch sein eigener Vater sein, und es wird der Sohn sich selbst zeugen und von sich selbst gezeugt werden, oder es sind Wort, Weisheit und Sohn ein bloßer Name, und es besteht dem Wesen nach der nicht, der so benannt wird, oder vielmehr, der das ist. Wenn er nun nicht dem Wesen nach besteht, dann sind wohl die Namen leer und inhaltslos, außer man wollte sagen, Gott sei die Weisheit selbst und das Wort selbst. Ist aber das der Fall, dann ist er wohl auch sein eigener Vater und Sohn, Vater, da er weise, Sohn, da er Weisheit ist. Oder aber ist das etwa in Gott als irgendeine Eigenschaft? Doch nein! das wäre ungeziemend. Denn Gott würde als aus Substanz und Eigenschaft zusammengesetzt befunden; denn jede Eigenschaft ist in der Substanz. Dementsprechend aber wird die göttliche Einheit, die unteilbar ist, zusammengesetzt erscheinen, geteilt in Substanz und Akzidenz. Man muß also die S. 347 Vorlauten fragen: Der Sohn wurde als Weisheit und Wort Gottes ver-kündet. Wie ist er es nun? Wenn als Eigenschaft, dann ist die Ungereimtheit erwiesen, wenn aber Gott die Weisheit selbst ist, so hat die daraus folgende Ungereimtheit1 Sabellius ausgesprochen. Er ist es also als eine eigentliche Zeugung aus dem Vater selbst, wie wir am Lichte ein Beispiel haben. Denn wie das Licht aus dem Feuer, so ist das Wort aus Gott, die Weisheit aus dem Weisen und der Sohn aus dem Vater. Denn so bleibt auch die Einheit ungeteilt und unversehrt, und ihr Sohn ist nicht Substanz- und wesenloses Wort, sondern ein wahrhaft substanzielles. Denn wenn dem nicht so wäre, dann bestände wohl alles, was von ihm gesagt wird, nur im Gedanken und in bloßen Worten. Muß man aber die aus solcher Annahme folgende Ungereimtheit fliehen, so ist er denn wahres substanzielles Wort. Denn wie in Wahrheit ein Vater existiert, so ist in Wahrheit eine Weisheit. Insoweit nun sind es zwar zwei, weil nicht, wie Sabellius lehrt, derselbe Vater und Sohn, sondern der Vater Vater und der Sohn Sohn ist, Eins aber, weil er von Natur Sohn der Substanz des Vaters ist und das ihm eigene Wort. Das sagte der Herr: „Ich und der Vater sind Eins“2. Denn weder ist das Wort getrennt vom Vater, noch war oder ist der Vater jemals ohne Wort. Deshalb hat er gesagt: „Ich im Vater, und der Vater in mir“3.


  1. Die Ungereimtheit nämlich, daß Gott in Einer Person Vater und Sohn wäre. Siehe oben! ↩

  2. Joh. 10,30. ↩

  3. Joh. 14,11. ↩

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