2.
Ich verwandte viele Zeit auf die Eitelkeit, und fast meine ganze Jugend vergeudete ich in eitlem Bemühen, die Wissenschaft der von Gott für töricht erklärten Weisheit zu erlangen. Endlich aber erwachte ich wie aus einem tiefen Schlafe, richtete meinen Blick auf das wunderbare Licht der Wahrheit des Evangeliums, durchschaute, wie wertlos die Weisheit der irdischen Größen1, die zu nichts werden, beweinte viel mein beklagenswertes Leben und bat um die Gnade einer Anleitung S. 260 zur Einführung in die religiösen Wahrheiten. Vor allem aber ließ ich es mir angelegen sein, eine Besserung vorzunehmen in meinem Wandel, der durch den Umgang mit schlechten Leuten ein verkehrter geworden war. Da ich nun bei der Lektüre des Evangeliums zur Anschauung kam, ein höchst bedeutsamer Schritt zur Vollendung sei, seine Güter zu verkaufen und sie mit den dürftigen Brüdern zu teilen, überhaupt dieses Leben zu verachten und sich von jeder inneren Anhänglichkeit an das Diesseits loszumachen, so wünschte ich, einen der Brüder zu finden, der diesen Lebensweg gewählt hatte, daß er mit sich auch mich über diese flüchtige Lebenswoge hinüberführe. Und ich fand auch wirklich viele in Alexandrien, viele auch im übrigen Ägypten und wieder andere in Palästina, Cölesyrien und Mesopotamien. Ich bewunderte ihre enthaltsame Lebensweise, bewunderte ihre Energie bei der Arbeit, staunte ob ihrer Ausdauer im Gebete, wie sie über den Schlaf Herr waren, ohne sich von einem natürlichen Bedürfnis überwinden zu lassen, wie sie immer eine erhabene und freie Gesinnung bewahrten bei Hunger und Durst, bei Kälte und Blöße2, ohne auf den Leib Rücksicht zu nehmen, und ohne daran zu denken, ihm einige Sorgfalt zu widmen, und wie sie, gleichsam als lebten sie in einem fremden Fleische, in der Tat bewiesen, was es heiße, ein Fremdling hienieden zu sein, und was es heiße, seinen Wandel im Himmel zu haben3. In dieser Bewunderung und bei der Seligpreisung des Lebens dieser Männer, die in der Tat zeigen, daß sie das Todesleiden Jesu an ihrem Leibe herumtragen4, wünschte auch ich, soweit mir möglich, ein Nachfolger dieser Männer zu sein.