1.
Was ist früher, die Erkenntnis oder der Glaube? Wir behaupten, daß in der Wissenschaft überhaupt der S. 285 Glaube der Erkenntnis vorausgeht. Wollte aber jemand sagen, daß in unserer Lehre die Erkenntnis dem Glauben vorangehe, so stimmen wir ihm bei, die Erkenntnis nämlich, die der menschlichen Fassungskraft entspricht. In der Wissenschaft muß man zuerst glauben, daß ein Buchstabe ,a’ heißt, und erst dann, wenn man die Buchstaben und die Aussprache gelernt hat, kann man sich einen genauen Begriff von der Bedeutung des Buchstabens machen. Beim Gottesglauben aber geht das Wissen um die Existenz Gottes voraus; dies Wissen aber schöpfen wir aus der geschaffenen Welt. Daß Gott weise, mächtig und gut ist, sowie alles Sichtbare an ihm lernen wir kennen in der Betrachtung der geschaffenen Welt1. So betrachten wir denn ihn auch als unsern Herrn. Denn weil Gott der Schöpfer der ganzen Welt ist, wir aber ein Teil der Welt sind, so ist füglich Gott auch unser Schöpfer. Auf diese Erkenntnis aber folgt der Glaube und auf solchen Glauben die Anbetung.
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Vgl. Röm. 1, 20. ↩