• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Basilius von Cäsarea (330-379) Epistulae Ausgewählte Briefe (BKV)
XIX. (Mauriner-Ausgabe Nr. 42) An seinen Schüler Chilo

1.

In einer Heilsangelegenheit will ich Dir, echter Bruder, Ratgeber werden, wenn Du Dir von uns gerne eine praktische Anleitung geben lässest — zumal in den Punkten, worüber Du uns um einen Rat angegangen hast. Wohl schon viele haben es gewagt, mit dem Einsiedlerleben einen Anfang zu machen, aber nur wenige haben sich abgemüht bis zu einem würdigen Abschluß. Jedenfalls liegt aber nicht schon im Vorsatz allein der Abschluß, sondern im Abschluß der Gewinn der Arbeit. Daher erwächst kein Gewinn denen, die nicht auf das Endziel zueilen, sondern ihr Mönchsleben auf ein Anfangen beschränken wollen. Ja sie geben sogar ihren lächerlichen Vorsatz auf und bekommen von den Weltleuten den Vorwurf der Feigheit und des Leichtsinns zu hören. Denn auch der Herr sagt von solchen Leuten: „Wer setzt sich, wenn er ein Haus bauen will, nicht zuvor nieder und berechnet die Kosten (und fragt sich), ob er auch die Mittel zur Ausführung des Baues habe, damit nicht etwa, wenn er nach der Grundlegung den Bau nicht ausführen kann, die Vorübergehenden ihn zu S. 82 verspotten anfangen und sagen: Dieser Mensch fing einen Bau an und konnte ihn nicht fertig bringen1?” Der Anfang muß daher ein mutiges Fortschreiten in der Tugend einschließen. Auch der hochherzige Kämpfer Paulus will, daß wir auf den früheren guten Wandel hin nicht sorglos seien, daß wir vielmehr täglich fortschreiten, wenn er sagt: „Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt. Ich eile dem vorgesteckten Ziele zu, dem Preise der von oben erhaltenen Berufung2.” Ist ja das ganze Leben der Menschen derartig, daß es sich nicht mit dem Vergangenen begnügt, sondern von der Zukunft ebensosehr wie von der Vergangenheit lebt. Was nützt denn den Menschen die gestrige Sättigung des Magens, wenn heute der natürliche Hunger nicht seine eigene Stillung in der Speisung findet? So hat auch die Seele keinen Gewinn vom gestrigen Tugendakt, wenn auf diesen nicht auch heute Werke der Gerechtigkeit folgen. „Denn wie ich dich finde, so richte ich dich” — spricht der Herr3.


  1. Luk. 14, 28—30. ↩

  2. Phil. 3, 13—14. ↩

  3. Ein Agraphon des Herrn, das in genau demselben Wortlaut nur noch bei Nilus ap. Anastasium Sinait. Quaest. 3 (Migne 79, 357) zu lesen ist. Derselbe Nilus macht von der ‚ἄγϱαϕος μνήμη ἐν τῇ ἐκκλησίᾳ‛ [agraphos mnēmē en tē ekklēsia] auch in Peristeriae sect. 4 c. 6 Gebrauch (gegen Heussi a. a. O. S. 100). ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (309.20 kB)
  • epubEPUB (291.57 kB)
  • pdfPDF (1.05 MB)
  • rtfRTF (846.02 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Ausgewählte Briefe (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung