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Werke Gregor von Nazianz (329-390) Orationes XLV Reden (BKV)
II. Rede

113.

Wir wollen noch genauer unterscheiden. Wenn einer Scheu hat vor dem Führeramte, dann möge ihm der Gedanke zu Hilfe kommen, daß es der Gehorsam in der Regel mit sich bringt, daß Gott das Vertrauen mit Barmherzigkeit beantwortet und daß er dem, der sich mutig auf ihn verläßt und alle Hoffnung auf ihn setzt, die notwendige Fähigkeit verleiht. Wenn wir aber uns in die Gefahr des Ungehorsams stürzen, so weiß ich nicht, wer uns helfen und was uns Mut machen sollte. Wir müssen fürchten, bezüglich der uns anvertrauten Seelen das Wort zu hören: „Ich werde ihre Seele aus eurer Hand fordern1“ und „gleichwie ihr es S. 64 verschmäht habt, Führer und Fürsten meines Volkes zu sein, so werde auch ich es verschmähen, euch König zu sein2“ und „gleichwie ihr nicht auf meine Stimme gehört, sondern mir euren harten Nacken geboten habt, um mir den Gehorsam zu verweigern, so will ich, wenn ihr mich anruft, nicht auf euer Gebet achten und nicht darauf hören3“. Möchten wir doch nicht solche Worte vom gerechten Richter zu hören bekommen, dessen Gerechtigkeit wir genau so preisen müssen wie seine Barmherzigkeit.


  1. Ezech. 3, 18. ↩

  2. Vgl. Osee 4, 6. ↩

  3. Sprichw. 1, 24. 28. ↩

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