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Die Ordnung, welche der Herr in seiner Unterweisung voll Weisheit und Erhabenheit eingehalten hat, führt uns zur achten Stufe und damit zu dem vorgesetzten Ausspruch; es dürfte aber am Platze sein, zuerst zu untersuchen, welches Geheimnis in der Oktave enthalten ist, die der Prophet in der Überschrift zweier Psalmen S. 232 erwähnt (Ps. 6 u. 11 [Septuag. u. Vulgata] [hebr. Ps. 6 u. 12]), und welche Bedeutung dem Gebote der Reinigung und Beschneidung zukommt, welche das Gesetz auf den achten Tag verlegte. Vielleicht hat diese Zahl eine Beziehung zur achten Seligpreisung, welche gleichsam wie der Höhepunkt aller Seligpreisungen die letzte Sprosse der herrlichen geistigen Leiter einnimmt. Dort nämlich meint der Prophet mit dem Symbol der Oktave den Tag der Auferstehung; die Reinigung weist hin auf die Läuterung des befleckten Menschen und auf seine Rückkehr zum naturgemäßen Zustand, und die Beschneidung zeigt die Ablegung der Tierfelle an, welche der Mensch (im Paradiese) nach dem Sündenfall und nach Verwirkung des Lebens angezogen hatte. Unter diesem Gesichtspunkte verkündet die achte Seligpreisung, daß den Menschen wieder der Eintritt in den Himmel offen steht, nachdem sie zwar in Knechtschaft verfallen waren, nunmehr aber in Freiheit versetzt wurden.
Es heißt also: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden; denn ihrer ist das Himmelreich.“ Siehe, dies ist das Ende der Kämpfe für Gott, der Ehrenpreis für die Mühen, der Siegeslohn für den Schweiß, daß du für würdig erachtet wirst des Himmelreiches! Nicht mehr braucht dein Sehnen nach Glück auf Vergängliches und Wechselvolles umherirrend sich zu richten. Denn nur die Erde ist das Land der Veränderlichkeit und des Wechsels; unter allem aber, was am Himmel sich bewegt und zeigt, findest du nichts, das heute so und morgen anders wäre, sondern sämtliche Himmelskörper gehen in ununterbrochener Ordnung und Harmonie ihre vorgeschriebene Bahn. Siehst du dennoch die unvergleichliche Größe der Gabe, welche die Seligpreisung dir anbietet! Denn nicht in etwas Veränderlichem besteht ihr hoher Lohn, so daß dann die Furcht vor Wechsel die herrliche Hoffnung trüben könnte, sondern ihr klarer Hinweis auf das Reich der Himmel zeigt genugsam an, daß das Gnadengeschenk, das sie uns hoffen läßt, unveränderlich und ewig gleichbleibend ist.
