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Vita Constantini et Constantini imperatoris oratio ad coetum sanctorum
XXI
1. Ταῦτα δόξειεν ἄν τις τῶν οὐκ εὖ φρονούντων περὶ γενεᾶς ἀνθρώπου λέγεσθαι. παιδὸς δὲ τεχθέντος ἀνθρώπου, ποῖον δὴ ἔχει λόγον γῆν ἄσπαρτον καὶ ἀνήροτον καὶ τήν γε ἄμπελον μὴ ἐπιποθεῖν τὴν δρεπάνου ἀκμὴν μηδὲ τὴν ἄλλην ἐπιμέλειαν; πῶς ἂν νοηθείη λεχθὲν ἐπὶ γενεᾶς ἀνθρωπίνης; ἡ γάρ τοι φύσις θείας ἐστὶ προστάξεως διάκονος, οὐκ ἀνθρωπίνης κελεύσεως ἐργάτις. ἀλλὰ καὶ στοιχείων χαρὰ θεοῦ κάθοδον, οὐκ ἀνθρώπου τινὸς χαρακτηρίζει κύησιν, τό τε εὔχεσθαι τὸν ποιητὴν τοῦ βίου τέλος αὐτῷ μηκύνεσθαι θείας ἐπικλήσεως σύμβολον· παρὰ θεοῦ γὰρ τὸν βίον καὶ τὸ σώζεσθαι ἀξιοῦν εἰθίσμεθα, οὐ πρὸς ἀνθρώπου.
2. ἡ γοῦν Ἐρυθραία πρὸς τὸν θεόν· τί δή μοι, φησίν, ὦ δέσποτα, τὴν τῆς μαντείας ἐπισκήπτεις ἀνάγκην, καὶ οὐχὶ μᾶλλον ἀπὸ τῆς γῆς μετέωρον ἀρθεῖσαν διαφυλάττεις ἄχρι τῆς μακαριωτάτης σῆς ἐλεύσεως ἡμέρας; ὁ δὲ Μάρων πρὸς τοῖς εἰρημένοις ἐπιφέρει καὶ τάδε·
Ἄρχεο μειδιόωσαν ὁρῶν τὴν μητέρα κεδνὴν
Γνωρίζειν· ἡ γάρ σε φέρεν πολλοὺς λυκάβαντας.
Σοὶ δὲ γονεῖς οὐ πάμπαν ἐφημερίῳ γ' ἐγέλασσαν,
Οὐδ' ἥψω λεχέων, οὐδ' ἔγνως δαῖτα θάλειαν.
3. πῶς γὰρ ἂν πρὸς τοῦτον οἱ γονεῖς ἐμειδίασαν; ὁ μὲν γὰρ αὐτῶν θεός, ἄποιος δύναμις, καὶ ἀσχημάτιστος μέν, ἐν περιγραφῇ δὲ ἄλλων, οὐκ ἀνθρωπίνου δὲ σώματος. λέκτρων δὲ ἄπειρον τίς οὐκ οἶδεν ὂν τὸ ἅγιον πνεῦμα; ποία δὲ ἐπιθυμία ἔφεσίς τε ἐν τῇ τοῦ ἀγαθοῦ διαθέσει, οὗ πάντα ἐφίενται; τί δ' ὅλως κοινὸν σοφίᾳ τε καὶ ἡδονῇ; ἀλλὰ ταῦτα ἐφείσθω λέγειν τοῖς ἀνθρωπίνην τινὰ καὶ ὀχλοχαρῆ παιδείαν μετερχομένοις, παιδείας δὲ θείας ἀπείροις· οἱ μὲν γὰρ ἐπιδείξεως καὶ δόξης ἕνεκα ἀλαζονεύονται, οἱ δὲ τὴν ψυχὴν αὐτῶν καθαρεύειν ἀπὸ παντὸς κακοῦ ἔργου τε καὶ ῥήματος παρασκευάζουσιν.
4. ἐπικαλοῦμαι δὲ σὲ αὐτὴν σύμμαχον τοῖς λεγομένοις, ὦ θεοσέβεια, ἁγνόν τινα νόμον ὑπάρχουσαν, πάντων τε ἀγαθῶν εὐκταιοτάτην ἐλπίδα, ὁσιότητος διδάσκαλον, ἀθανασίας ὑπόσχεσιν ἀκίβδηλον· σὲ μέν, εὐσέβεια καὶ φιλανθρωπία, προσκυνῶ, σαῖς δὲ θεραπείαις χάριν ἀΐδιον ὀφείλομεν οἱ ἰαθέντες. ὁ δὲ ἄπειρος ὄχλος τῆς σῆς ἐπικουρίας διὰ τὴν ἔμφυτον πρὸς σὲ ἀπέχθειαν καὶ τὸν θεὸν ἀποστρέφεται, οὐδὲ οἶδεν τὴν αἰτίαν ὅλως τοῦ ζῆν καὶ εἶναι, αὐτόν τε καὶ τοὺς λοιποὺς δυσσεβεῖς ἐκ τοῦ πρὸς τὸ κρεῖσσον καθήκοντος ἠρτῆσθαι· πᾶς γὰρ ὁ κόσμος ἐκείνου κτῆμα καὶ ὅσα ἐστὶν ἐν κόσμῳ.
Übersetzung
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Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV)
XXI. Kapitel: Unmöglich kann dies von einem bloßen Menschen gesagt sein; die Ungläubigen kennen infolge ihrer Unwissenheit in der Religion nicht einmal den Grund ihres Seins.
S. 260Inhaltsangabe:
1. Diese Worte können nicht von der Geburt eines bloßen Menschen gelten, weil a] die Natur nur Gottes Willen vollzieht, b] die Freude der ganzen Welt die Ankunft Gottes verkündet und c] die Bitte des Dichters um Verlängerung seines Lebens nur an Gott gerichtet sein kann, wie auch die erythräische Sibylle Gott darum anflehte. 2. Die letzten Verse von Vergils Ekloge zeigen, daß der Knabe Gottes Sohn und frei von unreiner Lust ist. 3. Ob das möglich ist, darüber können Leute reden, die sich ihrer Weltweisheit rühmen; wer göttliche Weisheit hat, sucht sich vor allem Unreinen frei zu halten. 4. Anrufung der göttlichen Religion, der so großes Heil zu verdanken ist, während freilich die Gottlosen sie und damit zugleich auch Gott verkennen. Da könnte nun leicht ein Unverständiger wähnen, es sei dies von der Geburt eines Menschen gesagt. Wie wäre es aber vernünftig, daß bei der Geburt eines Menschenkindes die Erde nicht besät und nicht gepflügt werde, daß der Weinstock weder die Schärfe der Hippe vermisse noch andere Pflege? Wie könnte man meinen, dies sei von der Geburt eines Menschen gesprochen? S. 261Die Natur ist ja doch die Dienerin des göttlichen Willens und nicht die Vollstreckerin menschlicher Befehle. Doch auch die Freude der Elemente bezeichnet die Herabkunft Gottes, nicht die Geburt eines Menschen, und daß der Dichter fleht, es möchte ihm das Ende des Lebens verlängert werden, ist ein Zeichen, daß er Gott anruft; denn von Gott pflegen wir Leben und Rettung zu erflehen, nicht von einem Menschen. So wendet sich die Erythräerin an Gott1 : „Was legst Du mir doch, o Herr, den Zwang zu weissagen auf und entrückst mich nicht vielmehr der Erde, um mich zu bewahren bis zu dem Tag Deines seligen Kommens?“
Maro fügt aber dem Gesagten auch dieses hinzu2 : Lerne, o Knabe, die liebende Mutter am gütigen Lächeln, Lerne sie kennen; denn sie hat dich viele Monde getragen. Nicht haben dir gelacht die Eltern am Tag deiner Ankunft3 , Nie hast ein Bett du berührt, nie dich erfreuet am Mahle4 .
S. 262Wie hätten denn diesem5 die Eltern lächeln können? Denn der Vater war Gott, eine übersinnliche Kraft und ohne Gestalt, aber andere durchdringend, ohne menschlichen Leib. Wer weiß aber nicht, daß der Heilige Geist nie ein Ehebett berührt? Welche Begierde und welches Verlangen könnte denn in der Gesinnung des Guten6 sein, nach dem alles strebt? Was haben Weisheit und Lust überhaupt gemein?7 Doch solches zu sagen soll denen überlassen bleiben, die nach einer menschlichen und dem großen Haufen gefälligen Einsicht streben, in der göttlichen Einsicht aber unerfahren sind; denn diese brüsten sich um zu prunken und Ehre zu erlangen, die andern aber streben, ihre Seele von jedem schlechten Werke und Worte rein zu halten.
Ich rufe aber dich selber an, meinen Worten beizustehen, o Gottesverehrung, die du ein heiliges Gesetz bist, die wünschenswerteste Hoffnung auf alle Güter, die Lehrmeisterin der Heiligkeit, die untrügliche Verheißung der Unsterblichkeit. Dich, o Gottesfurcht und Menschenliebe, verehre ich, dir schulden wir, die wir armselig waren, ewigen Dank dafür, daß du uns geheilt hast. Das Volk aber, das deine Hilfe nie erfahren, haßt dich aus dem Innersten des Herzens und darum wendet es sich auch von Gott ab8 und es kennt nicht den Grund des Lebens und Seins überhaupt und daß es S. 263selber und die übrigen Gottlosen von der dem höchsten Wesen gebührenden Verehrung abhängt9 ; denn die Welt ist sein Besitz und alles was in der Welt ist.
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Zum Beweis, daß Vergil wirklich von Gott spricht, wird auf das Beispiel der erythräischen Sibylle hingewiesen; auf welche Stelle angespielt wird, läßt sich nicht sagen ↩
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Was nachfolgt, wird als ein Anhängsel empfunden. ↩
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Der Text ist unsicher. ↩
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Ekl. 4, 60 — 63: Auf, du kleiner Knabe, erkenne mit Lachen die Mutter; zehn Monde lang hat sie ihr Ungemach getragen, auf, du kleiner Knabe: denn wem nicht der Eltern Lachen zuteil ward, den würdigt kein Gott seines Tisches und keine Göttin des Lagers! — Die zwei letzten Verse - Incipo parve puer: cui non risere parentes. - Nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est - hat der Grieche vollständig falsch übersetzt; er mochte den Inhalt für die christliche Deutung zu hart gefunden und darum geändert haben. Konstantin mußte aber mit dem Wortlaut Vergils rechnen. Auch er hat ihn falsch verstanden, wie aus dem Kommentar hervorgeht: er versteht die Verse also: wem, wie dir, die Eltern nicht gelächelt haben, den hat kein Gott und keine Göttin des Tisches bzw. des Lagers gewürdigt. Daß die Eltern dem Knaben nicht gelächelt haben, muß merkwürdig erscheinen und bedarf darum einer Begründung, übrigens auch einer Einschränkung, da sich gewiß nicht behaupten läßt, daß die Mutter ihm nicht gelächelt habe. Deswegen ist nur vom Vater die Rede, der als Gott und gestaltlos nicht lächeln kann. Der Knabe ist also deutlich als Gottes Sohn bezeichnet und als solcher weiß er auch nichts von einem Ehebette oder überhaupt von sinnlicher Lust. ↩
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In den lateinischen Versen ist allgemein gesagt: wem die Eltern nicht gelächelt haben. ↩
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Als das Gute, nach dem alles strebt, war Kap. 3 Gott der Vater bezeichnet. ↩
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Die Frage, wie sich Weisheit und Lust vertragen könnten, böte leicht Anlaß zu allerlei Untersuchungen und schönen Worten, die aber Konstantin, getreu dem zu Beginn seiner Einführung in die christliche Lehre [Kap.11] gegebenen Versprechen meiden will. ↩
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Deutlich wird zum Schlusse der Unterweisung das ganze zusammengefaßt: Das Volk will nichts von der christlichen Lehre [K. 11—21], ja überhaupt nichts von dem einen Gott [K. 3 —10] wissen. ↩
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Das kann heißen: alle sind verpflichtet das höchste Wesen zu verehren, oder: nur weil Gott verehrt wird, besteht die Welt, und damit auch der Gottlose. ↩