• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Epiphanius von Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

120.

Da jedoch eine Häresie nach der anderen auftaucht in unseren Tagen, d. h. zur Zeit der Kaiser Valentinian und Valens, im zehnten Jahre ihrer Regierung, und wiederum im sechsten Jahre des Gratian, d. h. im neunzigsten Jahre seit dem Tyrannen Diokletian, um dessenwillen, so sagen wir mit euch und mit allen rechtgläubigen Bischöfen, kurz mit der ganzen, heiligen, katholischen Kirche, gegenüber den aufgetauchten Häresien in Übereinstimmung mit der früher angeführten Glaubensformel jener heiligen Väter besonders zu denen, welche dem heiligen Taufbad sich nahen also, daß [auch] sie so verkünden und sagen:1 Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer S. 181aller unsichtbaren und sichtbaren Dinge, und an einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, gezeugt von Gott dem Vater, den Eingeborenen, d. h. aus dem Wesen des Vaters, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt und nicht geschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles gemacht ist, was im Himmel und auf Erden ist, Sichtbares und Unsichtbares, der wegen uns Menschen und wegen unseres Heiles herabgestiegen ist und Fleisch geworden ist, d. h. vollkommen geboren wurde aus der heiligen, allzeit jungfräulichen Maria durch den Hl. Geist; der Mensch geworden ist, d. h. die vollkommen menschliche Natur angenommen hat, nämlich Seele, Leib und Geist [Nus] und alles, was zum Menschen gehört, die Sünde ausgenommen, und zwar ohne Samen eines Mannes und nicht in einem Menschen gleichsam wohnend, sondern er hat zu sich selbst das Fleisch emporgebildet zu einer heiligen Einheit; nicht in der Weise, wie er die Propheten inspirierte und in ihnen sprach und wirkte, sondern er ist vollkommen Mensch geworden. Denn „das Wort ist Fleisch geworden“, ohne daß es einer Veränderung sich unterzog oder seine Gottheit in die Menschheit verwandelte; in eins hat er vielmehr verbunden seine heilige vollkommene Menschennatur und Gottheit. Denn e i n Herr Jesus Christus ist und . nicht zwei; er ist Gott, er ist Herr, er ist König. Derselbe hat im Fleische gelitten und ist auferstanden und aufgefahren in den Himmel mit seinem Leibe und sitzet in der Herrlichkeit zur Rechten des Vaters und wird kommen mit demselben Leibe in Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten, und seines Reiches wird kein Ende sein. [Wir glauben] auch an den Hl. Geist, der gesprochen hat im Gesetze und gepredigt hat in den Propheten und herabgestiegen ist in den Jordan, der in den Aposteln sprach und in den Gläubigen wohnet. In dem Sinne glauben wir an ihn, daß er ist der Hl. Geist, der Geist Gottes, der vollkommene Geist, der Tröstergeist, unerschaffen, ausgehend vom Vater und empfangend vom Sohne2 . Wir glauben auch an eine einige, S. 182heilige, katholische und apostolische Kirche und eine Taufe der Buße, an eine Auferstehung der Toten, ein gerechtes Gericht für Seelen und Leiber, ein himmlisches Reich und an ein ewiges Leben. Jene aber, welche behaupten, daß es eine Zeit gegeben habe, wo der Sohn oder der Hl. Geist nicht war, oder daß er aus Nichts geworden sei oder aus einer anderen Natur oder Wesenheit, sowie jene, welche sagen, der Sohn Gottes oder der Hl. Geist seien veränderlich oder wandelbar, diese belegt die katholische und apostolische Kirche, eure und unsere Mutter, mit dem Banne. Ebenso bannen wir jene, welche die Auferstehung der Toten nicht bekennen, sowie alle Häresien, die nicht mit diesem heiligen Glauben übereinstimmen. Da nun ihr, Geliebteste, so glaubet und eure Kinder, und da ihr die aus diesem Grunde folgenden Gebote erfüllen wollt, so hoffen wir, daß ihr für uns betet, damit wir allzeit teilhaben an der Gemeinschaft eben dieses Glaubens auf dem Boden seiner sittlichen Forderungen. Betet für uns, ihr und jeder, der diesen Glauben bekennt und die Gebote des Herrn bewahrt in Christo Jesu, unserem Herrn, durch welchen und mit welchem Ehre sei dem Vater mit dem Hl. Geiste in alle Ewigkeit. Amen.

Soweit, meine geliebten Brüder, sahen wir uns gezwungen, mit unserem bißchen schwachen Verstand aufzuwarten, da so vortreffliche Leute wie ihr uns aufmunterten, trotz unserer Unzulänglichkeit mit aller Anspannung das Maß unserer Kraft zu überschreiten, so daß uns wohl Hilfe nottat. Aber der treue Gott weiß ja alles. Übrigens sei „Friede jedem, der nach dieser Richtschnur [des wahren und rechten Glaubens] wandelt und mit dem Hause Israel“3 Grüßet alle die Heiligen im Herrn; es grüßen euch die Diener des Herrn, besonders ich Anatolius, der ich dieses Buch, welches „der Festgeankerte“ heißt, geschrieben habe, und ich wünsche, daß es euch im Herrn wohlergehe.


  1. Zum folgenden Symbol bemerkt Holl: „Diese Umschreibung des vorausgehenden Bekenntnisses trägt in allen Einzelheiten den Stempel des Epiphanius.“ ↩

  2. καὶ πιστευόμενον ist hierbei als Dittographie zum folgenden πιστεύομεν unübersetzt geblieben. ↩

  3. Gal. 6, 16. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (174.17 kB)
  • epubEPUB (157.03 kB)
  • pdfPDF (561.54 kB)
  • rtfRTF (481.86 kB)
Editionen dieses Werks
Ancoratus vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
Der Festgeankerte (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung