57.
Es haben also alle das, was nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen heißt, aber [sie haben es] nicht naturgemäß. Denn die Gottebenbildlichkeit des Menschen bedeutet nicht Gottgleichheit. Gott ist ja unfaßbar, weil er ein Geist ist, und zwar Geist über allen Geist, Licht über alles Licht. Übrigens wollen wir das, was er uns gnädig geschenkt hat, keineswegs uns selbst abstreiten. Denn der, welcher in gnädiger Liebe den Menschen verliehen hat, nach [seinem Bilde] zu sein, ist wahrhaft und getreu; und man kann es sich aus Analogien klarmachen. Denn wir sehen, daß der Heiland „es“ in seine Hände nahm, wie im Evangelium steht, daß er beim Mahle aufstand und dieses nahm und danksagend sprach: „Dieses ist mein hier“1 . Und er gab es seinen Jüngern mit den Worten: „Dieses ist mein hier.“ Wir sehen aber weiter, daß „es“ keine Gleichheit und Ähnlichkeit hat weder mit der fleischlichen Gestalt noch S. 91mit der unsichtbaren Gottheit noch mit den Formen und Eigentümlichkeiten der Glieder. Denn das eine ist von runder Form, [das andere aber unerforschlich] und unwahrnehmbar, [aber zu vergleichen ist beides]2 der Kraft nach und er wollte in seiner Gnade sagen : „Dieses ist mein hier.“ Und niemand zweifelt an seinem Worte, denn wer nicht glaubt, daß er wahrhaft sei, der verliert, wie er gesagt hat, Gnade und Heil3 . Wenn wir [sein Wort] hören, so wollen wir es glauben. Wir glauben, daß es sein [Leib] ist, von unserem Herrn aber wissen wir, daß er ganz Gefühl und fühlend, ganz Gott, ganz bewegend, ganz. wirkend, ganz Licht, ganz Logos ist, unbegreiflich, ganz unbegreiflich ist, daß er aber dies alles in Gnade uns geschenkt hat.
Τοῦτο/ μού ἐστι τάδε. Diese verhüllte Redeweise geht auf die Arkandisciplin zurück. Die Einführung νοῆσαί ἐστιν ἀπὸ τῶν ὁμοίων würde für eine bildliche Auffassung des Abendmahlberiohtes sprechen, weil ja gerade die Gottebenbildlichkeit erörtert wurde. Aber der ausdrückliche Hinweis auf den „Widerspruch der äußeren Erscheinung des “τάδε„, mit dem, was der Glaube festhält, weist auf eine wirkliehe Gegenwart hin. ↩
Diese Art der Ergänzung aus dem vorausgebenden οὐκ ἴσον ... οὐδὲ ὅμοιον ist unsicher, da sich hier gerade an einer entscheidenden Stelle eine Lücke findet. Holl schlägt vor: “etwa ἀλλ’ ὅμοιά εἰσιν. ↩
Vgl. Joh. 6, 54. ↩
