72.
Übrigens nennt die Schrift viele Geister. So heißt es: "Der seine Engel zu Geistern macht und seine Diener zur Feuersflamme"1 ; ebenso: "Alle Geister lobet den Herrn"2 . Wird ja auch denen, welche würdig sind, die Gabe der Unterscheidung der Geister3 gegeben. Denn es gibt himmlische Geister, welche sich an der Wahrheit vergnügen; irdische, die der Verführung und dem Irrtum dienen4 ; unterirdische, Söhne des Abgrunds und der Finsternis. "Es baten ja" nach dem Evangelium die Geister, "daß er sie nicht in den Abgrund schicke"5 . So gebot er auch den Geistern, verscheuchte S. 116sie durch sein Wort und verstattete innert nicht, zu reden6 ; ferner werden in den Schriften genannt "Geister des Gerichtes und Geister des Verbrennens"7 . Ebenso spricht die Schrift von einem "Geiste der Welt"8 : "Wir haben den Geist der Welt nicht empfangen"; von einem Geiste des Menschen: "Wer weiß, was des Menschen ist, als der Geist, der im Menschen ist?"9 und: "Der Geist, der hinstreifet über ihn und er kehret"10 , "Der Geist, der hinstreifet über ihn und er besteht nicht mehr"11 , und: "Du nimmst hinweg ihren Geist und sie vergehen"12 ; oder: "Und Propheten-Geist ist Propheten untergeben"13 ; oder: "Und siehe, es trat ein Geist hervor und stellte sich vor den Herrn, und der Herr spach zu ihm: Wodurch wirst du Achab täuschen? Und jener antwortete: Ich werde der Geist der Lüge im Munde der Propheten sein"14 . Überdies werden noch verschiedene andere Geister genannt, wie: "Der Geist der Zerknirschung" und "der Geist der Feigheit"15 , und "der Geist der Pytho"16 und "der Geist der Unzucht"17 , "der Geist des Sturmes", "der Geist der Beredsamkeit", "der Geist der Schwachheit"18 , "der unreine Geist", "der taube Geist" "der stumme Geist"19 , "der schwerredende Geist", "der sehr böse Geist", welcher "Legion" heißt20 , und "der Geist der Bosheit"; ja an unzählbaren Stellen der Schrift werden Geister genannt, wie die Schriftkundigen wohl wissen. Aber gerade so, wie es sehr viele Söhne dem Namen und der Annahme nach, [aber nicht der Wahrheit gemäß] gibt, weil sie ja Anfang und Ende haben und in Sünden [geboren werden]21 , so gibt es auch viele Geister dem Namen und der Annahme gemäß, welche allerdings dem Sündigen unterworfen sind. Dagegen wird der Hl. Geist S. 117allein Geist des Vaters und Sohnes, "Geist der Wahrheit", "Geist Gottes", "Geist Christi" und "Geist der Gnade"22 genannt. Dieser gibt jedem besondere Gaben23 ; "dem einen wird gegeben der Geist der Weisheit, dem andern der Geist der Wissenschaft; dem einen der Geist der Stärke, dem anderen der Geist der Heilungen; dem einen der Geist der Prophetie, dem anderen der Geist der Unterscheidung; dem einen der Geist der Sprachen, einem anderen der Geist der Sprachenausbildungen", und alle die anderen Gnadengaben, wie der Apostel sagt; es ist aber "der eine und derselbe Geist, der einem jeden zuteilt, wie er will". "Dein guter Geist wird mich leiten", sagt David24 , oder: "Der Geist weht, wo er will und du hörst seine Stimme, aber du weißt nicht, von wo er kommt und wohin er geht"; und wieder: "Wenn ihr nicht wiedergeboren werdet aus dem Wasser und dem Hl. Geiste"25 , analog sagt Paulus: "Denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt"26 . Von diesem Geiste spricht ferner Christus also: "Wenn der Tröster kommen wird, welchen ich euch schicken werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er Zeugnis geben über mich", und: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, jedoch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch einweisen in die gesamte Wahrheit; denn nicht wird er reden von sich selber aus, sondern was er gehört hat, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkünden. Jener wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinigen nahm und es euch verkündigen wird"27 .
Ps. 103, 4. ↩
Ebd. 150, 6. ↩
In den Viten und Apophthegmen der ägypt. und syr. Mönche ist diese Gabe der διάκρισις πνευμάτων [1 Kor. 12, 10] die wichtigste Mitgift für das geistliche Leben, die oondicio sine qua non für den "geistl. Vater". ↩
Als spezielles Reich dieser Dämonen gilt der Vita Antonii und der asket. Mönchsliteratur jener Zeit allgemein die Wüste. ↩
Luk. 8, 31. ↩
Mark. 1, 34. ↩
Is. 4, 4. ↩
1 Kor. 2, 12. ↩
Ebd. 2, 11. ↩
Ps. 77, 39. ↩
Ebd. 102, 16. ↩
Ebd. 103, 29. ↩
1 Kor. 14, 32. ↩
3 Kön. 22, 21. 22. ↩
Röm. 11, 8; 2 Tim. 1, 7. ↩
Apg. 16, 16. ↩
Os. 4, 12 und 5, 4. ↩
Ps. 10, 7 ; Job 8, 2 ; Luk. 13, 11. ↩
Mark. 9, 24. ↩
Luk. 8, 30. ↩
Das Eingeklammerte ist eine Ergänzung nach Holl. ↩
Joh. 14, 17; Röm. 8, 9. 14; Hebr. 10, 29. ↩
1 Kor. 12, 8-11. ↩
Ps. 142, 10. ↩
Joh. 3, 5-8. ↩
1 Kor. 4, 15. ↩
Joh. 15, 26; 16, 12—14. ↩
