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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De sacerdotio libri 1-6

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Über das Priestertum (BKV)

KAPITEL I.

Was demnach das hochmütige Verhalten jenen gegenüber betrifft, die mir diese Würde zugedacht hatten, daß ich ferner nicht in der Absicht, ihnen Schimpf anzutun, mich durch die Flucht ihr entzogen habe, darüber habe ich das zu sagen, was ich soeben vorbrachte. daß ich dabei überhaupt nicht von Hochmut aufgeblasen vorgegangen bin, auch das will ich jetzt, so gut ich es vermag, klarzulegen suchen. Hätte ich nämlich die Wahl, Feldherr oder König zu werden und würde ich dann die gleiche Gesinnung an den Tag legen1 , so könnte man mit Recht so etwas annehmen, oder vielmehr niemand würde mich des Hochmutes, sondern jedermann des Wahnsinns beschuldigen. Nun aber, da mir das Priestertum angeboten worden, welches ebenso sehr über die Königswürde erhaben ist als der Geist über das Fleisch, will man sich erdreisten, mich des Hochmutes zu zeihen? Wie sollte es nicht ungereimt sein, Männer, welche geringe Würden ablehnen, als verrückt hinzustellen, diejenigen dagegen, welche bei weit höher stehenden Ämtern das nämliche tun2, mit der Anklage des Wahnsinns zu verschonen, jedoch mit Beschuldigungen des Hochmutes zu überhäufen! Das wäre geradeso, als ob man einen Menschen, der eine Rinderherde verachtet und es ablehnt, Rinderhirte zu werden, durchaus nicht für hochmütig, sondern für verrückt halten, und jenen, der sich weigert, die Herrschaft über die ganze Welt und den Oberbefehl über sämtliche Heere des Erdkreises anzunehmen, nicht für wahnsinnig, sondern für aufgeblasen erklären wollte. Aber so verhält es sich keineswegs, und diejenigen, welche derartige Behauptungen aufstellen, setzen weniger mich als sich selber ins Unrecht. Denn S. 138 schon der Gedanke allein, es sei überhaupt der Menschennatur möglich, jene Würde zu verachten, zeugt wider die Betreffenden selbst, die ihn ausgesprochen, als Beweis, welche Meinung sie eigentlich von der Sache haben. Würden sie das Priestertum nicht zu den gewöhnlichen Dingen rechnen, von denen nicht viel Aufsehen zu machen sei, dann wäre ihnen nie ein solcher Argwohn in den Sinn gekommen. Warum hat noch niemand betreffs der Engelswürde gewagt, Derartiges zu argwöhnen und zu behaupten, daß der menschliche Geist aus Stolz es nicht erstrebe 3, zur Würde der Engelsnatur zu gelangen? Machen wir uns doch gar hohe Vorstellungen von jenen Mächten und eben das hindert uns, zu glauben, es könnte ein Sterblicher etwas Größeres sich ausdenken als diese Würde. Deshalb könnte man mit weit stärkerem Rechte diejenigen des Stolzes beschuldigen, welche mir den genannten Vorwurf gemacht haben. Denn sie würden nimmermehr von anderen so etwas annehmen, wenn sie nicht selbst zuvor die ganze Sache als eine wertlose geringschätzig beurteilt hätten.

Falls sie aber behaupten, ich habe aus Ruhmsucht so gehandelt, dann geraten sie mit sich selbst in offenen Widerspruch und widerlegen sich selber. Denn ich weiß wirklich nicht, welch andere Gründe anstatt der vorgebrachten sie hätten ausfindig machen können, wenn sie mich gegen den Vorwurf der Ehrsucht hätten verteidigen wollen.


  1. d. h. würde ich die Feldherrn- oder Königswürde ablehnen. ↩

  2. d.h. die Priesterwürde ablehnen. ↩

  3. Nairn zieht mit Migne die Lesart „οὺκ ἂν ἑλομένη“ dem „οὐκ ἀνεχομἐνη“ bei Savilius, Seltmann, Bengel vor. ↩

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Treatise concerning the christian priesthood

1.

Chrysostom: As regards the insult to those who have done me honor, what I have already said might be sufficient to prove that in avoiding this office I had no desire to put them to shame; but I will now endeavor to make it evident, to the best of my ability, that I was not puffed up by arrogance of any kind. For if the choice of a generalship or a kingdom had been submitted to me, and I had then formed this resolution, any one might naturally have suspected me of this fault, or rather I should have been found guilty by all men, not of arrogance, but of senseless folly. But when the priesthood is offered to me, which exceeds a kingdom as much as the spirit differs from the flesh, will any one dare to accuse me of disdain? And is it not preposterous to charge with folly those who reject small things, but when any do this in matters of pre-eminent importance, to exempt such persons from accusations of mental derangement, and yet subject them to the charge of pride? It is just as if one were to accuse, not of pride, but of insanity, a man who looked with contempt on a herd of oxen and refused to be a herdsman, and yet were to say that a man who declined the empire of the world, and the command of all the armies of the earth, was not mad, but inflated with pride. But this assuredly is not the case; and they who say such things do not injure me more than they injure themselves. For merely to imagine it possible for human nature to despise this dignity is an evidence against those who bring this charge of the estimate which they have formed of the office. For if they did not consider it to be an ordinary thing of no great account, such a suspicion as this would never have entered their heads. For why is it that no one has ever dared to entertain such a suspicion with reference to the dignity of the angels, and to say that arrogance is the reason why human nature would not aspire to the rank of the angelic nature? It is because we imagine great things concerning those powers, and this does not suffer us to believe that a man can conceive anything greater than that honor. Wherefore one might with more justice indite those persons of arrogance who accuse me of it. For they would never have suspected this of others if they had not previously depreciated the matter as being of no account. But if they say that I have done this with a view to glory, they will be convicted of fighting openly against themselves and falling into their own snare; for I do not know what kind of arguments they could have sought in preference to these if they had wished to release me from the charge of vainglory.

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Treatise concerning the christian priesthood
Über das Priestertum (BKV)
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Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

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