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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
NEUNZEHNTE HOMILIE: Kap. X, V. 14—21 u. Kap. XI. V. 1—6.

1.

Kap. X, V. 14—21 u. Kap. XI. V. 1—6.

V. 14: „Demnach: Wie können sie einen anrufen, an den sie nicht glauben? Wie können sie aber an einen glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie können sie aber hören ohne jemand, der ihnen predigt?“

V. 15: „Wie aber sollte jemand predigen, ohne gesandt zu sein nach dem Schriftwort: Willkommen die Füße derer, die Botschaft bringen vom Frieden, Botschaft vom Heil!“

Wieder nimmt der Apostel den Juden die Möglichkeit, sich zu entschuldigen. Vorher hat er nämlich gesagt: „Ich darf ihnen ja das Zeugnis ausstellen, daß sie Eifer haben für Gott, aber (leider) nicht mit Verständnis“, und: „Sie wußten nichts von der Gerechtigkeit Gottes und unterwarfen sich nicht“; im folgenden legt er dar, daß sie für ihre Unwissenheit Strafe verdienen vor Gott. Er sagt dies nicht einfachhin, sondern führt den Beweis in Frageform. Er webt die ganze Stelle zusammen aus Einwand und Antwort und macht so ihren Inhalt deutlicher. Sieh nur: Der Prophet spricht, heißt es: „Ein jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“ Aber da könnte jemand gleich einwenden: „Wie können sie denn einen anrufen, an den sie nicht glauben?“ Auf diesen Einwand folgt eine Frage des Apostels (die man sich zu denken hat): „Und warum glaubten sie nicht?“ Dann folgt ein weiterer Einwand; es könnte jemand fragen: „Wie können sie denn an einen glauben, von dem sie nicht gehört haben?“ „Sie haben ja von ihm gehört“, lautet die Antwort darauf. Dann folgt wieder ein Einwand: „Wie können sie denn von ihm hören ohne jemand, der ihnen predigt?“ Darauf wieder die Antwort: „Es gab ja solche, die ihnen predigten; es waren zu diesem Zwecke viele gesandt.“ Und woraus ist ersichtlich, daß diese oder jene gesandt sind? Dann führt der Apostel das Prophetenwort an: „Willkommen S. d72 die Füße derer, die Botschaft bringen vom Frieden, Botschaft vom Heil!“ 1 Siehst du, wie er aus ihrer Beschaffenheit der Predigt beweist, daß die Apostel wirklich Boten Gottes waren? Nichts anderes verkündeten sie ja überall auf ihren Wanderungen als jene geheimnisvollen Heilsgüter und den Frieden, den Gott mit den Menschen geschlossen habe. Darum, will Paulus sagen, wenn ihr uns nicht glaubt, so verweigert ihr nicht uns den Glauben, sondern dem Jesaias, der vor vielen Jahrhunderten gesagt hat, daß wir werden gesandt werden und daß wir predigen und sagen werden, was wir wirklich gesagt haben. Wenn also das Seligwerden vom Anrufen kommt, das Anrufen vom Glauben, das Glauben vom Hören, das Hören vom Predigen, das Predigen vom Gesandtwerden; wenn die Apostel wirklich gesandt wurden und predigten und der Prophet gleichsam an ihrer Seite ging, mit dem Finger auf sie wies und bezeugte, daß sie diejenigen seien, die er vor langer Zeit vorausverkündigt und deren Füße er gepriesen habe wegen der Beschaffenheit ihrer Botschaft: dann ist es ganz klar, daß ihr Unglaube nur einzig und allein ihre eigene Schuld ist, und daß von seiten Gottes alles Mögliche geschehen ist.

V. 16: „Aber nicht alle haben der guten Botschaft Gehör gegeben; sagt ja Jesaias: Herr, wer überhaupt hat unserer Botschaft Glauben geschenkt?“

V. 17: „Also der Glaube kommt zustande durch das Hören, und zwar durch das Hören auf einen Ausspruch Gottes.“

— Die Juden brachten einen andern Einwand; sie sagten: Wenn die Apostel gesandt, und zwar von Gott gesandt worden wären, so hätten ihnen alle Gehör schenken müssen. Beachte die Gewandtheit des Paulus, wie er zeigt, daß gerade das, was ihnen Unruhe macht, geeignet ist, die Unruhe und die Verwirrung zu beseitigen. An was nimmst du Anstoß, Jude, will er sagen, nach einer so gewichtigen und so vielfachen Bezeugung und S. d73 dem Zeugnis der Tatsachen? Daß nicht alle der Heilsbotschaft Gehör geschenkt haben? Gerade das ist neben anderem geeignet, dich zum Glauben zu bewegen, nämlich daß nicht alle glauben; denn gerade das hat der Prophet vorausgesagt. Betrachte da die ungemein geschickte Beweisführung des Apostels, in der er mehr beweist, als die Juden erwarten und zu widerlegen hoffen konnten. Was sagt ihr? fragt er sie; daß nicht alle der Heilsbotschaft Gehör geschenkt haben? Aber auch das hat ja Jesaias vorausgesagt; ja eigentlich nicht bloß das, sondern auch noch viel mehr. Ihr macht einen Einwand daraus, warum nicht alle (der Heilsbotschaft der Apostel) Gehör geschenkt haben. Jesaias sagt viel mehr. Was sagt er denn? „Herr, wer überhaupt hat unserer Botschaft Gehör geschenkt?“

Nachdem der Apostel diese Ursache zur Beunruhigung durch ein Zitat aus dem Propheten beseitigt hat, fährt er in der früheren Gedankenfolge fort. Er hat gesagt, daß man (Gott) anrufen müsse, daß aber dem Anrufen das Glauben und dem Glauben das Hören vorausgehen müsse, und daß die, welche willens sind, zu hören, Prediger haben, diese Prediger aber wieder gesandt sein müssen; er hat auch gezeigt, daß die Apostel wirklich gesandt worden sind und gepredigt haben. Er will nun wieder einen andern Einwand anführen und nimmt den Anlaß dazu von der früher angeführten Stelle desselben Propheten, durch welche er kurz zuvor den Einwand gelöst hat, und flicht diese Stelle in den Zusammenhang folgendermaßen ein: Nachdem er das Prophetenwort: „Herr, wer überhaupt hat unserer Botschaft Glauben geschenkt?“ angeführt, schließt er ganz gelegen an dieses Zitat den Satz: „Also der Glaube kommt zustande durch das Hören.“ Das sagte er nicht ohne Grund. Die Juden verlangten nämlich bei jeder Gelegenheit nach einem sichtbaren Zeichen; auch für den Glauben an die Auferstehung verlangten sie einen sichtbaren Augenschein. Weil sie nun auch, um an die Heilsbotschaft zu glauben, etwas besonders Großes als Beweis verlangten, sagt der Apostel, daß auch der Prophet nichts dergleichen vorausverkündet habe, sondern daß wir einfach auf das Hören hin glauben müßten. S. d74 Dieser Gedankengang liegt in dem obigen Satz: „Also der Glaube kommt zustande durch das Hören.“ Ferner, weil dies jemandem gar zu gewöhnlich vorkommen könnte, sieh, wie er den Gedankengang weiterführt. Ich meine aber, will er sagen, damit nicht ein gewöhnliches Hören, auch nicht, daß man auf menschliche Reden hören und auf sie hin glauben müsse, sondern ich meine ein Hören viel höherer Art, das Hören auf einen Ausspruch Gottes. Denn auch die Propheten sprachen nicht aus sich, sondern verkündeten, was sie von Gott erfahren hatten. Das ist aber noch mehr als ein sichtbares Zeichen, Gott muß man in gleicher Weise glauben und sich von ihm überzeugen lassen, ob er spricht oder ein Wunder wirkt. Ja auch die Werke und die Wunderzeichen kommen durch ein Wort von ihm zustande. Ist ja doch der Himmel und alles andere auf diese Weise entstanden.


  1. Is. 52, 7. ↩

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