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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
SIEBENUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIV, V. 14—23.

2.

Weil es aber auch einen Frieden und eine Freude geben kann, die aus schlechten Taten hervorgeht, darum fügt der Apostel den Worten „Friede und Freude“ bei:

„im Hl. Geiste.“

— Also wer den Bruder ins Verderben stürzt, der stört seinen Frieden und bringt ihn um die Freude, und das viel mehr als jemand, der ihm seinen irdischen Besitz raubt. Und das ist um so schlimmer, als ein anderer (Christus) ihn gerettet hat, während du ihn schädigst und ins Verderben bringst. Wenn also das (unterschiedslose) Essen und die vermeintliche Vollkommenheit nicht Friede und Freude bringt, sondern sie zerstört, soll man da nicht so kleinliche Dinge übersehen und dadurch die wichtigen sicherstellen? — Weil auch die Sucht, sich hervorzutun, eine versteckte Ursache dieses Tadelns ist, darum fährt der Apostel fort:

V. 18: „Denn nur wer in solchen Dingen Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen achtenswert.“

Die allgemeine Bewunderung wirst du dir nicht so sehr durch deine (vermeintliche) Fortgeschrittenheit erwerben als dadurch, daß du Frieden und Eintracht hältst. Denn an diesem Gute haben alle teil, an jenem niemand. S. d213 V. 19: „Laßt uns also dem nachtrachten, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient.“

Das erstere ist zu dem Judenchristen gesagt, daß er Frieden halte; das letztere zu dem Heidenchristen, daß er den Mitbruder nicht ins Verderben bringe. Aber doch verbindet der Apostel beides miteinander durch den Ausdruck „gegenseitig“ und bringt zum Ausdruck, daß es ohne Frieden nicht leicht sei, den geistigen Aufbau (des Hauses Gottes) durchzuführen.

V. 20: „Reiße ja nicht einer Speise wegen das Werk Gottes ein.“

„Werk Gottes“ nennt der Apostel das Heil des Mitbruders. Er steigert die Furcht des andern, indem er ihm zeigt, daß er das Gegenteil von dem erreicht, was er anstrebt. Du baust das geistige Haus, will er sagen, nicht nur nicht auf, wie du meinst, sondern reißt es ein, und zwar nicht ein menschliches Haus, sondern das Haus Gottes, und das nicht wegen etwas Großem, sondern wegen einer ganz geringfügigen Sache. „Einer Speise wegen“, heißt es. — Hierauf spricht der Apostel wieder einen Glaubensgrundsatz in bezug auf die umstrittene Frage aus, um nicht etwa den Schwächeren (d. i. den Judenchristen) durch Nachgeben in seiner irrigen Meinung zu bestärken: „Alles ist zwar rein; aber zur Sünde wird es für den Menschen, der mit Anstoß etwas ißt.“

D. h. mit dem Bewußtsein, etwas Böses zu tun. So ist es denn auch ganz unnütz, wenn du den Judenchristen nötigst und er (unter deiner Nötigung) ißt; denn nicht das Essen macht (die Speise) unrein, sondern die Meinung, mit welcher man ißt. Wenn du darum diese nicht berichtigst, so hast du alles umsonst getan, ja du hast vielmehr geschadet. Denn es ist nicht recht, etwas für unrein zu halten und, trotzdem man es für unrein hält, davon zu essen. Du begehst also da zweimal einen Fehler; einmal, indem du den Judenchristen durch dein hartnäckiges Bestehen auf deinem Recht in seinem Vorurteil bestärkst, und dann, indem du ihn dazu bewegst, von dem für unrein Gehaltenen zu essen. Darum nötige S. d214 ihn so lange nicht, davon zu essen, bis du ihn überzeugt haben wirst.

V. 21: „Gut ist das Nichtessen von Fleisch und das Nichttrinken von Wein oder von sonst etwas, woran dein Bruder Anstoß nimmt oder geärgert wird oder schwach wird.“

— Wieder verlangt da der Apostel etwas mehr als daß man den Bruder nicht nötige (gegen sein Gewissen zu essen); man soll sogar seinen Brauch mitmachen. Paulus selbst hat dies mehrfach getan, so z. B. als er sich beschneiden, als er sich scheren ließ, als er jenes jüdische Opfer brachte. Übrigens sagt er dem Heidenchristen nicht: „Tue es“, sondern er wertet seine Mahnung nur als eine Meinung. Er will nämlich den schwachgläubigen Judenchristen nicht noch sicherer machen (in seiner irrigen Ansicht). Was sagt er? „Gut ist das Nichtessen von Fleisch.“ Doch was sage ich „von Fleisch“? Auch wenn es Wein wäre oder sonst etwas, woran ein anderer Ärgernis nimmt, enthalte dich davon! Denn es kommt der Rettung deines Bruders für den Himmel doch nicht gleich. Das hat dir Christus klar angezeigt; er ist dafür vom Himmel herabgestiegen und hat für uns alles gelitten, was er gelitten hat. — Beachte, wie der Apostel dem Judenchristen einen Merks gibt, indem er sagt: „Anstoß nimmt oder geärgert wird oder schwach wird.“ Antworte mir nicht, will der Apostel sagen, das sei sinnlos gehandelt. Nein, du kannst dem andern damit zum rechten Glauben verhelfen. Und das ist doch wohl eine genügende Rechtfertigung für dein Handeln, wenn du jenem, der noch einen schwachen Glauben hat, damit helfen kannst, ohne daß dir selbst der geringste Schaden daraus erwächst. Ein solches Handeln ist auch nicht Heuchelei, sondern ein geistiges Aufbauen, ein richtiges Haushalten. Wenn du den noch unvollkommenen Gläubigen nötigst (zu essen), so wird er außer Rand und Band geraten, wird dir feindselig gesinnt und in seiner Meinung, nicht essen zu dürfen, nur noch mehr bestärkt werden. Wenn du dich dagegen zu ihm herabläßt, so wird er dich lieb gewinnen, er wird dich, wenn du ihn S. d215 lehrst, nicht im Verdacht haben, und du wirst damit die leichte Möglichkeit haben, den Samen der richtigen Glaubenslehre in sein Herz zu streuen. Nötige ihn daher nicht, sondern enthalte dich auch selbst seinetwegen, nicht als ob du dich als von etwas Unreinem enthalten müßtest, sondern weil der andere sonst Ärgernis nimmt und weil du durch (das Nichtessen) seine Liebe gewinnst. „Gut ist das Nichtessen von Fleisch“, nicht weil es etwas Unreines ist, sondern weil der Bruder Ärgernis nimmt und schwach wird.

V. 22: „Du hast deinen Glauben? Behalte ihn für dich!“

Hier scheint mir der Apostel den Fortgeschritteneren versteckt aufmerksam zu machen auf die Eitelkeit, die in seinem Gehaben liegt. Der Sinn dieses Satzes ist folgender: Du willst mir zeigen, daß du fortgeschritten und vollkommen bist? Zeig mir dies lieber nicht, sondern laß dir an deinem eigenen (guten) Gewissen genug sein!

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