3.
Angefangen von diesen Dingen werdet ihr auch über alles andere Aufschluß bekommen: über Christus, S. d242 über die Auferstehung, über das zukünftige Leben, die (ewige) Ruhe, die Strafe im Jenseits. Alle Sitten- und Glaubenslehren werdet ihr in der Hl. Schrift finden und sie selbst voll unzähliger guter Gedanken. Wenn dir z. B. ein Unglück zustößt, so kannst du aus ihr reichen Trost schöpfen. Bist du in Sünden gefallen, so kannst du in ihr unzählige Heilmittel finden. Sucht dich Armut heim oder eine Trübsal, dort wirst du den stillen Hafen dafür erblicken. Bist du ein Gerechter, so wirst du aus der Hl. Schrift viel Sicherheit schöpfen; bist du ein Sünder, so vielen Trost. Denn bist du ein Gerechter und leidest dennoch schwer, so höre, was der Psalmist sagt: „Um deinetwillen erleiden wir täglich den Tod, werden wir Schlachtschafen gleichgeachtet. Das alles ist uns zugestoßen, und wir haben doch deiner nicht vergessen“ 1. Blähen dich deine guten Werke auf, so höre den Psalmisten, wie er spricht: „Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte; denn kein Lebewesen wird ohne Schuld erkannt vor dir“ 2, — und sogleich wirst du demütig werden. Bist du ein Sünder und verzweifelst du an dir selbst, dann höre immer wieder, wie der Psalmist singt: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie am Tage der Erbitterung“ 3, — und sogleich wirst du dich wieder aufrichten. Trägst du eine Krone auf deinem Haupte und bildest du dir viel ein darauf, so beherzige: „Keinem König hilft seine große Macht und keinem Riesen die Fülle seiner Kraft“ 4, — und du wirst dazu kommen, bescheiden zu sein. Bist du reich und angesehen, so höre wieder den heiligen Sänger: „Wehe denen, die vertrauen auf ihre Macht und sich rühmen der Menge ihrer Reichtümer“ 5, und: „Der Mensch, wie Heu sind seine Tage“ 6, und: „Seine Herrlichkeit wird nicht mit ihm hinunterfahren“ 7, — und du wirst nichts für groß halten auf der Erde. Denn wenn das, was am weitestem seinen Schein wirft — Ruhm und Herrschermacht —, S. d243 wenn das so nichtig ist, was anderes auf der Erde wird erst der Rede wert sein? Oder du bist in mutloser Stimmung? Höre, was der Psalmist sagt: „Was bist du traurig, meine Seele, und warum ängstigst du mich? Hoffe auf Gott, weil ich ihm noch meinen Dank gestehen werde!“ 8 Oder siehst du andere Ruhm ernten ohne ihr Verdienst? „Ereifere dich nicht über die, welche Böses tun; denn wie Gras verdorren sie schnell und wie grünes Kraut welken sie geschwind!“ 9 Du siehst, daß sowohl Gerechte als auch Sünder gestraft werden? Höre, daß nicht die gleiche Ursache vorliegt: „Viele Geißeln kommen über den Sünder“ 10. Von den Gerechten dagegen heißt es nicht „Geißeln“, sondern: „Viele Trübsale treffen die Gerechten, und aus ihnen allen wird der Herr sie erretten“ 11, und wiederum: „Der Tod der Sünder ist böse“ 12, und „Kostbar vor dem Herrn ist der Tod seiner Heiligen“ 13.
Solche Stellen lies beständig, aus ihnen schöpfe Belehrung! Jedes ihrer Worte enthält ein unermeßliches Meer von Gedanken. Wir haben sie hier nur im Vorbeigehen einfach angeführt; wenn ihr dieselben aber mit Sorgfalt erwägen wolltet, so würdet ihr darin großen Gedankenreichtum erblicken. Aber auch die bisher nur so angeführten Stellen können dazu dienen, die Leidenschaften zu unterdrücken; denn wenn sie keinen Neid, keine Trauer, keine unzeitige Niedergeschlagenheit zulassen noch auch den Reichtum für etwas zu halten, weder Trübsal noch Armut noch auch das Leben selbst hoch einzuschätzen, so befreien sie dich ja von den Leidenschaften. Für alles das laßt uns also Gott danken und diesen Schatz so benutzen, „daß wir durch Geduld und den Trost der Hl. Schrift die Hoffnung bewahren“ 14 und der zukünftigen Güter genießen. Diese mögen uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem sei Ehre dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste jetzt und allezeit bis in Ewigkeit. Amen. S. d244