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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
DREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XV, V. 14—24.

3.

Sieh da wieder eine andere, über das Gewöhnliche hinausgehende Tat! Der Apostel hat nicht bloß so vielen Völkern gepredigt und sie bekehrt, er hat seine Schritte auch nicht zu solchen gelenkt, die bereits Kenntnis vom Evangelium hatten. So weit war er entfernt davon, etwa die Schüler anderer für sich zu beanspruchen und des Ruhmes wegen seine Arbeit zu tun, daß er mit Fleiß darauf ausging, solche zu lehren, die noch nichts vom Evangelium gehört hatten. Er sagt nicht einmal: „wo noch keine Bekehrung erfolgt war“, sondern: „wo Christi Namen noch nicht einmal genannt worden war“, was noch mehr ist. Und warum hat er Wert darauf gelegt?

„Damit ich den Bau nicht auf fremdem Fundamente aufführe.“

— Das sagt er, um zu zeigen, daß er selbst fern von Ehrsucht sei, und um die Römer zu belehren, daß er nicht aus Ruhmsucht und um von ihnen geehrt zu werden, dazu gekommen sei, ihnen zu schreiben, sondern S. d251 um seinen Dienst zu erfüllen, um seinem priesterlichen Amt gerecht zu werden, aus Sorge um ihr Heil. Ein „fremdes“ Fundament nennt Paulus das von den andern Aposteln gelegte, nicht mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Person, auch nicht mit Rücksicht auf den Inhalt der Verkündigung, sondern mit Bezug auf den Lohn. Sonst war ihm ja die Predigt des Evangeliums nicht etwas Fremdes, sie war ihm nur etwas Fremdes mit Bezug auf den Lohn. Der Lohn für eine von andern geleistete Arbeit galt ihm als ein fremder. Dann weist er auf eine Weissagung hin, die sich dabei erfüllt habe, indem er spricht:

V. 21: „Wie geschrieben steht: Denen keine Kunde von ihm geworden war, gerade die sollen sehen, und die nichts von ihm zu hören bekommen hatten, gerade die sollen verstehen.“

Siehst du, wie der Apostel dahin eilt, wo mehr Arbeit winkt, wo mehr Schweiß zu vergießen ist?

V. 22: „Das ist es auch, wodurch ich schon mehrmals abgehalten worden bin, zu euch zu kommen.“

Beachte, wie der Apostel am Ende seines Briefes wieder auf einen Gedanken zurückkommt, den er am Anfang desselben ausgesprochen hat! Dort hat er gesagt: „Oftmals hatte ich mir vorgenommen, zu euch zu kommen, aber bis jetzt bin ich verhindert gewesen.“ Hier gibt er den Grund an, wodurch er verhindert worden ist, nicht einmal, sondern zweimal und öfter. Denn wie er dort sagt: „Oftmals hatte ich mir vorgenommen, zu euch zu kommen“, so auch hier: „Ich bin schon mehrmals abgehalten worden, zu euch zu kommen.“ Damit drückt er seine Sehnsucht nach ihnen aus, die oftmaligen Versuche, sie zu stillen.

V. 23: „Jetzt aber, da ich in diesen Himmelsstrichen kein Arbeitsfeld mehr habe“ —

siehst du, wie er zu verstehen gibt, daß nicht das Streben nach Ruhm bei ihnen ihn veranlaßt, ihnen zu schreiben und zu ihnen kommen. S. d252

— „aber seit vielen Jahren Sehnsucht habe, zu euch zu kommen“,

V. 24: „so hoffe ich, wenn ich einmal nach Spanien reisen sollte, auf der Durchreise euch zu sehen und mich von euch dorthin befördern zu lassen, freilich erst nachdem ich euch ein wenig werde genossen haben.“

Damit es nicht den Anschein gewinne, als drücke er ihnen seine Geringschätzung aus, wenn er sagt, er werde erst dann zu ihnen kommen, wenn er sonst nichts zu tun haben werde, führt er die Rede wieder auf seine Liebe zu ihnen, indem er spricht: „Ich habe Sehnsucht, zu euch zu kommen seit vielen Jahren.“ Also nicht darum verlangt es mich zu kommen, weil ich gerade Muße habe, sondern damit ich die Sehnsucht stille, die ich seit langem trage. Damit aber diese Bemerkung sie nicht wieder eingebildet mache, so beachte, wie er sie niederdrückt, indem er spricht: „Wenn ich einmal nach Spanien reisen sollte, so hoffe ich euch auf der Durchreise zu sehen.“ Diese Bemerkung macht er, damit sie sich nicht etwas einbilden. Er will ihnen gleichzeitig seine Liebe zeigen und verhindern, daß sie eingebildet werden; darum macht er nacheinander Bemerkungen, die das eine und das andere bezwecken. Damit sie nicht sagen können: „da behandelst du uns ja ganz als Nebensache“, darum fährt er fort: „und mich von euch dorthin befördern zu lassen“, d. h. damit ihr mir Zeugen dafür seid, daß ich nicht aus Mißachtung gegen euch, sondern aus notgedrungenen Rücksichten auf meinen Dienst euch nur im Vorbeigehen besuche. Weil aber auch das sie noch betrüben könnte, darum mildert er das Betrübende dieser Bemerkung noch weiter, indem er sagt: „freilich erst, nachdem ich euch ein wenig werde genossen haben“. Durch das Wort „auf der Durchreise“ drückt er aus, daß er den Besuch bei ihnen nicht machen wolle aus dem Streben, sich ihre Anerkennung zu erwerben; durch das andere Wort „nachdem ich euch werde genossen haben“ zeigt er, daß er sich nach einem liebevollen Umgang mit ihnen sehne, und das recht stark. Darum sagt er: „nachdem ich euch ein wenig werde genossen haben“; denn keine noch so lange Zeit würde hinreichen, S. d253 meine Sehnsucht nach euch zu stillen und mich des Umganges mit euch satt werden zu lassen. Ersiehst du daraus, wie sehr er seine Liebe zum Ausdruck bringt, wenn er trotz seiner Eile doch nicht eher von ihnen gehen will, als bis er sie werde genossen haben? Die Ausdrücke, deren er sich bedient, bekunden seine große Zuneigung zu den Römern. Er sagt nicht: „ich werde euch sehen“, sondern: „ich werde euch genießen“; er ahmt damit die Sprache der Eltern ihren Kindern gegenüber nach. Am Anfang des Briefes hat er gesagt: „Damit ich einige Frucht sammle“, hier aber: „damit ich euch genieße“. Das eine war das größte Lob für die Römer, wenn sie ihm nämlich eine aus ihrer Bekehrung erwachsene Frucht darbieten sollten; das andere ist ein vollgiltiger Beweis der Liebe des Apostels zu ihnen. Auch im Briefe an die Korinther spricht er so: „damit ihr mir das Geleite gebet, wohin ich etwa reisen werde“ 1. Durch alle diese Wendungen legt er eine Liebe zu seinen Schülern an den Tag, die nicht ihresgleichen hat. Darum beginnt er stets seine Briefe mit einer dergleichen und schließt sie auch wieder damit.


  1. 1 Kor. 16, 6. ↩

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